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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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hinbekommen. Der Brautstrauß ist bestellt, die Anstecksträußchen ebenfalls.«
Jane schien ihr gar nicht zuzuhören. Ihr Blick wanderte beunruhigt
über Haus und Grundstück. Ich konnte ihre Gedanken lesen: Es erschien ihr unvorstellbar, dass alles rechtzeitig auf Vordermann gebracht werden konnte. Sie hatte ja viel stärker als ich noch das Bild
von früher im Kopf. Deswegen war ihr gar nicht bewusst gewesen,
wie sehr sich alles verändert hatte.
Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »Keine Bange - es wird
wunderschön«, zitierte ich Nathan Little.
Später gingen Jane und ich das Grundstück ab.
     
Anna hatte sich mit ihrem Handy zurückgezogen, weil sie noch mit
    Keith telefonieren wollte.
Ich erklärte Jane, was ich mit Nathan besprochen hatte, aber sie war
innerlich mit irgendetwas anderem beschäftigt. »Was ist los?«
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Es ist wegen Anna«, klagte
sie. »Ihre Stimmung verändert sich von einer Minute zur andern. Mal
ist sie Feuer und Flamme, und dann wieder habe ich das Gefühl, ihr
ist alles vollkommen egal. Sie kann einfach keine selbstständigen
Entscheidungen treffen. Nicht mal bei den Blumen! Sie hatte keine
Ahnung, welche Farbkombination sie für den Brautstrauß haben will,
ganz zu schweigen von der Blumensorte. Und sobald ich sage, mir
gefällt dies oder jenes, plappert sie mir alles nach. Es macht mich
noch wahnsinnig! Ich weiß, wir feiern die Hochzeit so, weil ich es
mir wünsche, aber trotzdem könnte sie sich mehr engagieren -
schließlich ist sie doch diejenige, die heiratet.«
»So war sie doch schon immer«, beruhigte ich Jane. »Weißt du
noch, wie sie sich als Kind benommen hat? Wenn ihr gemeinsam
Kleider für sie kaufen musstet, hast du mir anschließend ganz ähnliche Geschichten erzählt.«
»Ich weiß«, sagte sie. Aber an ihrem Tonfall merkte ich, dass noch
mehr dahinter steckte.
»Was ist?«
»Ach, ich wollte, wir hätten mehr Zeit«, sagte Jane mit einem abgrundtiefen Seufzer. »Ein paar Dinge haben wir schon geregelt, klar,
aber wenn nicht alles so schnell gehen müsste, könnte ich noch einen
Empfang oder etwas Ähnliches organisieren. Es wird sicher eine
schöne Trauung - aber was passiert anschließend? Immerhin ist es
das einzige Mal in ihrem Leben, dass sie so was erlebt!«
Meine Frau, die hoffnungslose Romantikerin!
»Und warum machen wir dann keinen Empfang?«
»Wie meinst du das?«
»Wir könnten doch hier auch einen Empfang geben. Wir öffnen
einfach das Haus.«
Sie schaute mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Wie das
denn? Wir haben keinen Catering Service, wir haben keine Tische,
wir haben keine Musik. So etwas kann man nicht aus dem Ärmel
schütteln, dafür braucht man Zeit! Das klappt nicht automatisch, nur
wenn man mal kurz mit dem Finger schnippt.«
»Das hast du bei dem Fotografen auch gesagt.«
»Ein Empfang ist etwas anderes«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
»Dann machen wir es eben anders.« Ich wollte mich nicht geschlagen geben. »Wir können zum Beispiel unsere Gäste bitten, etwas zu
essen mitzubringen.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Die Gäste sollen etwas mitbringen?« Diesen Vorschlag fand sie offenbar völlig abwegig. »Bei einem Hochzeitsempfang?«
Ich zuckte die Achseln. »War nur so eine Idee«, brummelte ich.
»Ist schon gut. Im Grunde ist der Empfang nicht so wichtig. Was
zählt, ist die eigentliche Trauung.« Sie blickte gedankenverloren in
die Ferne.
»Ich werde ein paar Leute anrufen. Vielleicht kann ich ja etwas arrangieren.«
»Aber wir haben doch nicht mehr genug Zeit!«, wandte sie wieder
ein.
»Ich kenne Leute, die so etwas machen.«
Das stimmte. Als einer von nur drei Erbschaftsanwälten in der Stadt
kannte ich sämtliche Geschäftsleute in New Bern und Umgebung.
»Ich weiß.« Das klang wie eine Entschuldigung. Fast unbewusst
nahm ich ihre Hand. Ich war selbst ganz überrascht von dieser Geste.
»Verlass dich auf mich«, versicherte ich ihr.
Lag es an meinem ernsten Tonfall? Oder an meinem ehrlichen
Blick? Jedenfalls drückte sie meine Hand, um mir zu zeigen, dass sie
bereit war, mir zu vertrauen.
»Danke«, sagte sie. Auf einmal hatte ich das Gefühl, als wäre die
Zeit zurückgedreht worden. Ich sah Jane unter der Laube stehen,
nachdem sie mir die Geschichte ihrer Eltern erzählt hatte, wir waren
wieder jung, die Zukunft lag hell und viel versprechend vor uns. Und
genau wie damals erschien mir auch jetzt alles neu und hoffnungsvoll.
Wenig später

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