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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Düngemittel, und wir diskutierten sogar über die Frage, wie oft man Stiefmütterchen gießen muss. Die
Gartenarbeit war eine völlig andere Welt als mein Job in der Kanzlei,
und gerade deswegen empfand ich sie als so entspannend.
Am Morgen hatte ich neben all den Verwandten und Bekannten
auch Nathan angerufen, obwohl Sonntag war, und er hatte sofort versprochen, heute noch vorbeizukommen und sich alles anzusehen. Er
verfügte über drei Arbeitstrupps, und ich wusste, dass diese Männer,
die größtenteils Spanisch sprachen, im Laufe eines Tages Unglaubliches zustande brachten. Aber das hier war vielleicht eine Nummer zu
groß. Bestand trotzdem Hoffnung, dass sie es rechtzeitig fertig bringen würden?
In dem Moment entdeckte ich Harvey Wellington, den Pastor. Er
stand auf der vorderen Veranda seines Hauses, mit verschränkten
Armen an einen Pfosten gelehnt. Er schien mich aus der Ferne zu
mustern. Sah ich richtig - lächelte er mir zu? War das vielleicht eine
Aufforderung, ihn endlich einmal zu besuchen? Ich schaute für einen
Moment weg, und als ich wieder Blickkontakt mit ihm aufnehmen
wollte, war er im Haus verschwunden. Wir hatten uns zwar schon
öfter begrüßt und hin und wieder auch ein paar Worte gewechselt,
aber mir wurde auf einmal bewusst, dass ich noch nie sein Haus betreten hatte.
    Nach der Mittagspause kam Nathan zu einer Lagebesprechung. Wir
verbrachten eine ganze Stunde miteinander. Er nickte immer wieder,
während ich ihm meine Wünsche und Vorstellungen erläuterte, und
stellte kaum Fragen. Als ich fertig war, legte er die Hand über die
Augen und ließ seinen Blick über das Anwesen schweifen.
    Im Grunde sei das alles kein Problem, sagte er schließlich. Bis auf
den Rosengarten. Um diesen wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, müsse einiger Aufwand betrieben werden.
    Ich fragte, ob es denn irgendwie im Rahmen des Möglichen sei.
Er ließ sich viel Zeit. Dann nickte er. Mittwoch und Donnerstag - in
Ordnung? Er werde all seine Angestellten mitbringen, fügte er hinzu.
Dreißig Leute.
In nur zwei Tagen der gesamte Garten? Ich konnte es kaum glauben. Nathan war ein Profi auf seinem Gebiet, genau wie ich auf meinem, aber diese Prognose erschien mir doch ziemlich gewagt.
Grinsend legte er mir die Hand auf die Schulter. »Keine Bange,
mein Freund«, sagte er. »Es wird wunderschön.«
Je weiter der Nachmittag voranschritt, desto mehr nahm die Hitze
zu. Die Luft flimmerte, es wurde immer schwüler, der Horizont
schien zu verschwimmen. Mir trat der Schweiß auf die Stirn, und ich
musste mir immer wieder mit einem Taschentuch das Gesicht abwischen, während ich auf der Veranda saß und auf Jane und Anna wartete.
Das Haus war fest verriegelt, aber nicht nur aus Sicherheitsgründen.
Die Fenster waren durch Bretter geschützt, damit niemand die Scheiben einwarf und damit man nicht hineinschauen konnte. Noah hatte
ein eigenes System entworfen, und seine Söhne hatten die Pläne umgesetzt - eine Art Fensterläden, mit Angeln und Haken, die von innen
leicht geöffnet werden konnten. Zweimal im Jahr lüftete der Hausverwalter das ganze Haus gründlich durch und kontrollierte alles.
Der Strom war abgestellt, doch es gab hinter dem Haus einen Generator, den er gelegentlich anstellte, um Steckdosen und Lichtschalter
zu überprüfen. Wegen der Bewässerungsanlage im Garten war das
Wasser nicht abgedreht, und der Hausverwalter hatte mir versichert,
er lasse gelegentlich in der Küche und in den Badezimmern Wasser
laufen, damit sich in den Rohren nicht allzu viel ablagern konnte.
Eines Tages wird wieder jemand in diesem Haus wohnen, davon
bin ich fest überzeugt. Ich denke dabei nicht an Jane und mich, und
ich glaube auch nicht, dass Janes Geschwister je dort einziehen werden, aber irgendwie kommt es mir nur logisch vor, dass es wieder
bewohnt sein wird. Allerdings erst, wenn Noah nicht mehr unter uns
ist.
Während ich solchen Gedanken nachhing, sah ich, dass sich Anna
und Jane näherten. Der Wagen wirbelte eine riesige Staubwolke auf,
als sie in die Zufahrt einbogen. Ich erwartete sie im Schatten einer
gewaltigen Eiche.
Beide schauten sich neugierig um, weil sie ja länger nicht hier gewesen waren, und ich merkte, dass Jane beim Anblick des Hauses
gleich wieder nervös wurde. Anna kaute lässig ihren Kaugummi.
»Hi, Daddy!«, rief sie grinsend.
»Hallo, Liebling. Wie ist es gelaufen?«
»Bestens. Mom ist zwar zwischendurch in Panik geraten, aber wir
haben alles

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