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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Jahren, und ich
schwebte auf einer Wolke des Glücks - bis wir nach Hause kamen
und den Anrufbeantworter abhörten.
Es war Kate. Und es ging um Noah.
     
»Bitte, bitte, kommt gleich hierher! Ich weiß mir nicht mehr zu helfen.«
    Kate stand im Flur, als wir nach Creekside kamen.
»Er will nicht darüber sprechen«, berichtete sie aufgeregt. »Er sitzt
nur da und starrt hinaus auf den Teich. Als ich mit ihm reden wollte,
hat er mich richtig angefahren. Ich würde ja sowieso nicht daran
glauben, hat er gesagt, also könnte ich ihn auch nicht verstehen.
Schließlich hat er mich weggeschickt, weil er allein sein wollte!«
»Aber körperlich ist alles in Ordnung?«, fragte Jane.
»Ich glaube schon. Er hat sich allerdings geweigert, zu Mittag zu
essen - richtig böse ist er geworden, als wir es ihm angeboten haben,
aber sonst geht es ihm gut, glaube ich. Nur emotional ist er völlig
außer sich. Als ich vorhin in sein Zimmer schaute, hat er gleich geschrien, ich solle verschwinden.«
Nachdenklich starrte ich auf die verschlossene Tür. In all den Jahren, die ich Noah jetzt kannte, hatte er noch nie die Stimme erhoben.
Kate zupfte nervös an ihrem Schal herum. »Mit Jeff und mit David
wollte er auch nicht reden - sie sind vor ein paar Minuten wieder
gegangen. Ich denke, es hat sie sehr gekränkt, dass er sie auch so
angeblafft hat.«
»Und was ist mit mir? Möchte er mich auch nicht sehen?«, fragte
Jane.
»Nein, dich auch nicht.« Kate zuckte ratlos die Achseln. »Ich hab’s
ja schon auf euren Anrufbeantworter gesprochen - ich weiß nicht, ob
er überhaupt mit irgendjemandem sprechen will. Höchstens mit dir.«
Sie beäugte mich skeptisch.
Ich nickte. Zwar hatte ich Angst, Jane könnte verletzt sein - so wie
im Krankenhaus, als Noah nur mich sehen wollte und sonst keinen -,
aber sie drückte meine Hand und nickte mir ermutigend zu.
»Ich finde, du solltest mal nach ihm sehen.«
»Vermutlich hast du Recht.«
»Ich warte mit Kate hier draußen. Wäre gut, wenn du ihn dazu
bringen könntest, etwas zu essen.«
»Ich werd’s versuchen.«
Ich klopfte zweimal leise und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
»Noah? Ich bin’s, Wilson. Darf ich hereinkommen?«
Noah saß in seinem Sessel beim Fenster und reagierte überhaupt
nicht. Ich zögerte einen Augenblick lang, ehe ich eintrat und die Tür
hinter mir schloss. Neben dem Bett stand das unberührte Tablett mit
seinem Mittagessen.
»Kate und Jane dachten, du möchtest vielleicht mit mir reden.«
Er seufzte nur, seine Schultern hoben und senkten sich. Sein weißes
Haar berührte den Pulloverkragen, und er sah in seinem Sessel ganz
klein aus.
»Sind sie noch draußen?«
Er sprach so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
»Ja.«
Daraufhin schwieg er wieder. Ich setzte mich wortlos auf die Bettkante. Nun konnte ich sein Gesicht sehen, die tiefen, traurigen Falten. Er wich konsequent meinem Blick aus.
»Ich wüsste gern, was passiert ist«, sagte ich behutsam.
Für einen kurzen Augenblick ließ er den Kopf hängen, dann schaute er wieder aus dem Fenster.
»Sie ist weg«, murmelte er. »Als ich heute Morgen rausgegangen
bin, war sie nicht da.«
Ich wusste sofort, wen er meinte.
»Könnte es sein, dass sie in einem anderen Teil des Teichs war?
Vielleicht hat sie gar nicht gemerkt, dass du da bist.«
»Sie ist weg«, wiederholte er tonlos. »Ich habe es gleich gewusst.
Schon beim Aufwachen. Frag mich nicht, warum - aber ich habe es
gewusst. Ich konnte es spüren, und als ich zum Teich hinuntergegangen bin, ist das Gefühl immer stärker geworden. Ich wollte es erst
nicht glauben und habe eine Stunde lang gewartet und nach ihr gerufen. Aber sie ist nicht gekommen.« Er richtete sich kerzengerade auf,
ohne den Blick vom Fenster zu nehmen. »Schließlich habe ich aufgegeben.«
Draußen glitzerte der Teich im Sonnenlicht. »Möchtest du noch
einmal rausgehen und sehen, ob sie inzwischen zurückgekommen
ist?«
»Sie ist nicht da.«
»Woher weißt du das?«
»Weil ich es eben weiß«, sagte er. »So wie ich es heute Morgen
schon gespürt habe.«
Ich wollte etwas entgegnen, überlegte es mir aber anders. Es hatte
keinen Sinn, ihm zu widersprechen. Ich wusste ja auch nicht, wo sich
der Schwan aufhielt, und Noah war bestimmt nicht von seiner Überzeugung abzubringen. Und aus irgendeinem Grund glaubte ich, dass
er Recht hatte.
»Sie kommt wieder!«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
»Vielleicht«, brummte er. »Vielleicht aber auch nicht. Ich kann es
nicht

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