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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Daddy«, sagte sie.
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Hallo, mein Schatz.«
»Ist alles in Ordnung? Wie geht es dir?«
Er blickte von ihr zu mir, dann zu seinem Tablett mit dem Essen,
    das inzwischen kalt geworden war.
»Danke, es geht mir gut. Aber ich bekomme langsam Hunger. Kate
- könntest du vielleicht…«
»Aber selbstverständlich, Daddy«, sagte Kate. »Soll ich dir etwas
holen? Wie wär’s denn mit einem Teller Suppe? Oder hättest du lieber ein Schinkensandwich?«
»Ein Sandwich wäre hervorragend.« Er nickte. »Und dazu eine
Tasse Tee.«
»Ich gehe gleich nach unten«, versprach Kate. »Möchtest du vielleicht auch ein Stück Schokoladenkuchen? Ich habe gehört, sie haben
heute frisch gebacken.«
»Ja, gern«, antwortete Noah. »Ach - und ich möchte mich noch für
mein Benehmen von vorhin entschuldigen. Ich habe mich furchtbar
aufgeregt, aber es war nicht fair, das an euch auszulassen.«
Kate lächelte. »Schon in Ordnung, Daddy.«
Sie warf mir einen erleichterten Blick zu, aber ich spürte, dass sie
immer noch unruhig war. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, da deutete Noah auf sein Bett und sagte:
»Kommt her, ihr beiden. Macht es euch gemütlich.«
Was hatte er vor? Irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht
erwehren, dass er Kate absichtlich weggeschickt hatte, um mit Jane
und mir allein sprechen zu können.
Jane nahm auf der Bettkante Platz. Als ich mich zu ihr setzte, ergriff sie meine Hand. »Es tut mir Leid wegen des Schwans, Daddy«,
begann sie.
»Danke.« Er hatte offensichtlich nicht die Absicht, dieses Thema zu
vertiefen. »Wilson hat mir vom Haus erzählt«, fuhr er stattdessen
fort. »Das klingt ja phänomenal.«
Janes Miene entspannte sich. »Es ist wie im Märchen, Daddy. Ich
finde, das Haus sieht jetzt sogar noch schöner aus als an Kates Hochzeit.« Sie schwieg einen Moment, ehe sie hinzufügte: »Wie wäre es,
wenn Wilson um fünf hier vorbeikäme, um dich abzuholen? Das ist
ziemlich früh, ich weiß, aber dann kannst du dir das Haus in aller
Ruhe ansehen. Du warst schon länger nicht mehr dort.«
»Ausgezeichnete Idee«, sagte Noah. »Ich freue mich darauf, meine
alte Heimat wieder zu sehen.« Als er merkte, dass wir uns an der
Hand hielten, lächelte er.
»Ich habe etwas für euch zwei«, sagte er. »Und wenn ihr keine
Einwände habt, würde ich es euch gern überreichen, ehe Kate zurückkommt. Sie versteht es vielleicht nicht.«
»Was ist es denn?«, wollte Jane wissen.
»Würdest du mir bitte helfen?«, bat er mich. »Es ist in meinem
Schreibtisch, und wenn ich länger gesessen habe, hab ich immer
Schwierigkeiten beim Aufstehen.«
Ich fasste ihn am Arm und zog ihn hoch. Fast behände durchquerte
er dann das Zimmer, um aus der Schreibtischschublade ein Päckchen
zu holen. Als er sich wieder hinsetzte, seufzte er erschöpft - die Unternehmung schien ihn doch angestrengt zu haben.
»Ich habe gestern eine der Schwestern gebeten, es für mich einzupacken«, sagte er und hielt uns das Päckchen hin.
Es war ein kleiner rechteckiger Gegenstand, in rote Geschenkfolie
gewickelt. Ich wusste sofort, was es war. Jane ebenfalls. Wir wollten
es beide nicht annehmen.
»Bitte«, sagte er.
Jane zögerte, dann nahm sie das Geschenk entgegen und strich
scheu über das Papier.
Sie schaute ihren Vater an. »Aber - Daddy…«
»Mach es auf«, drängte er sie.
Jane löste das Klebeband und schlug die Folie auf. Da das zerlesene
Bändchen nicht in einem Karton lag, sah man gleich das kleine Loch
oben rechts in der Ecke - es stammte von einer Kugel aus dem Zweiten Weltkrieg, die für Noah bestimmt gewesen war. Es waren die
Grashalme von Walt Whitman, das Buch, das ich ihm ins Krankenhaus gebracht hatte, das Buch, ohne das ich mir Noah nicht vorstellen konnte.
»Alles Gute zum Hochzeitstag«, sagte er.
Jane nahm den Band so vorsichtig in die Hand, als hätte sie Angst,
er könnte zerbrechen. Ihr Blick begegnete meinem, dann schaute sie
ihrem Vater fest in die Augen und verkündete mit belegter Stimme:
»Wir können es nicht annehmen.«
»Doch.«
»Aber - wieso?«
Er schaute uns lange an. »Wisst ihr, dass ich diese Gedichte jeden
Tag gelesen habe, während ich auf eure Mutter wartete? In dem
Sommer, als wir fast noch Kinder waren und sie weggezogen ist? In
Gedanken habe ich die Gedichte Allie vorgetragen. Und nachdem
wir geheiratet hatten, haben wir sie uns gegenseitig vorgelesen, wenn
wir auf der Veranda saßen, genau wie ich es mir immer vorgestellt
hatte. Im Verlauf der Jahre haben

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