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Ein Tag wie ein Leben

Ein Tag wie ein Leben

Titel: Ein Tag wie ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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sagen.«
»Sie wird dich zu sehr vermissen, um länger wegzubleiben.«
»Aber warum ist sie dann nicht da? Das begreife ich einfach nicht!«
Er schlug mit seiner guten Hand auf die Armlehne und schüttelte
dann ratlos den Kopf.
»Ach, wenn sie es doch begreifen würden!«
»Wer?«
»Meine Kinder. Die Schwestern. Doktor Barnwell.«
»Du meinst, dass Allie der Schwan ist?«
Zum ersten Mal schaute er mir ins Gesicht. »Nein. Dass ich Noah
bin. Dass ich derselbe Mensch bin wie immer.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstand, also wartete
ich schweigend auf eine Erklärung.
»Du hättest sie sehen sollen, wie sie sich aufgeführt haben! Alle
miteinander. Es ist doch ganz normal, dass ich nicht mit ihnen darüber reden will. Mir glaubt ja sowieso keiner, und ich habe keine
Lust mehr, ihnen klar zu machen, dass ich ganz genau weiß, wovon
ich rede. Sie hätten doch nur pausenlos auf mich eingeredet, so wie
immer. Und dann, als ich mein Mittagessen nicht gegessen habe!
Man könnte denken, ich hätte versucht, mich aus dem Fenster zu
stürzen! Ich bin aufgebracht und traurig, und dazu habe ich auch allen Grund. Und in solchen Situationen kann ich nicht essen. Das war
schon immer so, aber jetzt bilden sie sich plötzlich ein, ich würde
geistig immer mehr abbauen. Kate wollte mich sogar füttern! Wo
gibt’s denn so was? Und dann sind auch noch David und Jeff aufgekreuzt und wollten mir einreden, sie sei sicher anderswo hingeschwommen, um Futter zu suchen. Dabei übersehen sie völlig, dass
ich sie seit Jahren zweimal am Tag füttere. Eigentlich interessiert es
keinen, was mit ihr los ist.«
Plötzlich kam mir der Gedanke, dass Noahs Empörung vielleicht
nicht nur mit dem Verhalten seiner Kinder zusammenhing.
»Was stört dich wirklich?«, fragte ich. »Dass sie so tun, als ginge es
um einen ganz normalen Schwan? Das ist ja leider nichts Neues, und
du weißt das. Aber bisher hat es dich nicht weiter aufgeregt.«
»Es interessiert sie nicht.«
»Im Gegenteil - es interessiert sie zu sehr.«
Er wandte sich trotzig ab.
»Ich verstehe das nicht - warum ist sie weg?«
In diesem Moment begriff ich, dass er gar nicht auf seine Kinder
sauer war. Er reagierte auch nicht nur darauf, dass der Schwan verschwunden war. Nein, sein Groll saß tiefer. War ihm selbst das überhaupt bewusst?
Ich hakte nicht nach. Schweigend saßen wir beieinander. Noah
trommelte nervös mit den Fingern.
»Wie lief es gestern mit Jane?«, fragte er ohne jede Überleitung.
Diese Frage rief vor meinem geistigen Auge ein Bild hervor: Ich
sah Noah vor mir, wie er mit Allie in der Küche tanzte.
»Besser, als ich erwartet hatte.«
»Das Album hat ihr gefallen?«
»Sie fand es wunderbar.«
»Gut.« Zum ersten Mal lächelte er, aber das Lächeln verschwand
schnell wieder von seinem Gesicht.
»Ich glaube, sie würde gern mit dir reden«, sagte ich. »Und Kate
wartet auch noch draußen.«
»Ich weiß.« Er zuckte resigniert die Achseln. »Gut, sollen sie reinkommen.«
»Wirklich?«
Er nickte, aber ich fragte vorsichtshalber noch einmal nach: »Du
bist einverstanden?«
»Ja.«
»Soll ich sie bitten, nicht über den Schwan zu reden?«
Er überlegte kurz. »Das ist mir egal.«
»Muss ich dir sagen, dass du geduldig mit ihnen sein solltest?«
Er musterte mich müde. »Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt, aber
ich verspreche dir, dass ich sie nicht anschreien werde. Und auch
sonst - ich werde nichts tun, was Jane aufregt. Ich will nicht, dass sie
sich meinetwegen Sorgen macht, sie muss sich jetzt voll und ganz
auf morgen konzentrieren.«
Ich erhob mich und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.
Mir war klar geworden, dass Noah auf sich selbst böse war. Er hatte
sich die letzten vier Jahre über an den Glauben geklammert, der
Schwan sei Allie - er wollte unbedingt, dass sie einen Weg gefunden
hatte, zu ihm zurückzukommen. Aber das unerklärliche Verschwinden des Vogels hatte diese Überzeugung erschüttert.
Als ich aus dem Zimmer ging, glaubte ich fast zu hören, wie er sich
innerlich fragte: Was ist, wenn meine Kinder die ganze Zeit Recht
gehabt haben?
    Diese Erkenntnis behielt ich aber für mich. Zu Jane und Kate sagte
ich nur, sie sollten so normal wie möglich mit Noah umgehen und
am besten ihn reden lassen.
    Sie nickten beide. Jane ging voraus, blieb aber in der Tür stehen
und wartete darauf, dass er sie auffordern würde, näher zu treten,
weil sie nicht sicher war, worauf sie sich gefasst machen musste.
    »Hallo,

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