Ein Tag, zwei Leben
bestand … und einer davon aufhörte zu existieren … sollte der andere eigentlich weiterleben.
Und dann hätte ich nur noch ein Leben.
Aber …
Es musste noch ein weiterer Test her, bevor … nun ja … bevor es weitergehen konnte.
8 – Wellesley, Samstag / Roxbury, Sonntag
Mein neues blondes Haar enttäuschte mich nicht – es war so gestylt, wie ich es mir in dieser Welt schon so lange ersehnt hatte.
Als Mom mich sah, war sie so begeistert, dass sie ganz vergaß, weiterhin unzufrieden mit mir zu sein; sie scheuchte mich davon, als ich anbot, beim Aufräumen zu helfen.
Sieg auf mehreren Ebenen.
Das wäre die perfekte Gelegenheit, Miriam und Lucy zu besuchen und ein wenig herumzuprotzen. Oder noch besser Dex. Ich war mir sicher, er würde mir mein seltsames Verhalten von letzter Nacht verzeihen, wenn er mein neues Ich sah. Aber nach der dreistündigen Friseur-Session war ich fix und fertig; außerdem hatte ich immer noch einen Kater. Ins Bett zu gehen war da die einzige Option.
So lag ich schon am frühen Abend auf meinen seidenen Kissen und beschloss – absolut zuversichtlich – meinen nächsten Schritt.
Es war ein Risiko.
Aber wenn ich den letzten Test bestehen würde, hätte ich nie geahnte Möglichkeiten. Ich überlegte, ob ich mir den Wecker auf vor dem Wechsel stellen sollte, aber ich war so müde, dass ich mir das nicht zumuten wollte. Ob ich in dieser oder in der nächsten Welt völlig übermüdet aufwachte, machte im Moment kaum einen Unterschied, und so musste ich wenigstens nicht die Panik vor dem Wechsel durchmachen.
Der Wechsel stellte sich als einer der glattesten der letzten Tage heraus. Ich schlief tief und fest in meiner Wellesley-Welt, als ich zurück nach Roxbury wechselte. Normalerweise war es extrem verwirrend, wenn mein schlafendes Bewusstsein in einen wachen Körper geworfen wurde. Aber ich war so erschöpft, dass ich den Wechsel wie betäubt über mich ergehen ließ. Nach dem Wechsel registrierte ich lediglich meinen noch immer gebrochenen Arm und die schmerzenden Schnitte an meinem Bein, meinem Bauch und meinem Arm; ich brachte die Anpassungsphase hinter mich und schlief kurz danach in meiner grauen Flanellbettwäsche ein.
Ich bin mir sicher, dass ich noch Stunden hätte schlafen können, doch stattdessen wurde mein Schlaf mehrere Male hektisch unterbrochen, ich bezahlte für meine Sünden.
Das Abführmittel fing an zu wirken.
Als ich keine Flüssigkeit mehr im Körper hatte, kroch ich zurück ins Bett; ich hatte vor, den ganzen Tag im Bett zu verbringen und mich auszuschlafen. Maddie hatte allerdings andere Pläne.
Am Vormittag hüpfte sie beharrlich auf dem Fußende meines Bettes herum. Zuerst murmelte ich, sie solle weggehen, und verbarg meinen Kopf unter der Decke, aber dann fiel mir ein, dass heute … na ja, heute war.
Ich hatte einiges zu erledigen.
» Binie, komm schon, steh auf! Mom sagt, du sollst nach unten kommen, sie will dich sprechen, bevor sie zur Arbeit geht.«
Ich stöhnte, rieb mir die Augen und setzte mich auf. Alles tat mir weh.
» Ich dachte, sie arbeitet heute nicht«, murmelte ich.
Maddie zuckte nur mit den Achseln, sprang noch ein letztes Mal aufs Bett und landete direkt neben mir auf dem Hintern. » Sie sagt, sie geht mit Dad hin, um irgendetwas zu erledigen.«
» Oh«, sagte ich, während ich weiterhin meine Gedanken ordnete. » Und was hast du heute so vor, Kleines?« Ich bemühte mich um einen beiläufigen Tonfall, aber ich konnte heute nicht auf sie aufpassen.
Maddie sackte in sich zusammen. » Mrs Jefferies holt mich ab.«
Ich wuschelte ihr über den Kopf und gab ihr einen Kuss. » Das ist schon okay. Letztendlich macht es dir dann doch immer Spaß.«
Sie wand sich. » Ja, aber ich will lieber hier bei dir bleiben.«
» Das würde ich auch gern, aber ich bin heute unterwegs, weil ich ein paar Sachen erledigen muss. Wir können morgen nach der Schule zusammen abhängen, wenn du willst. Wir könnten in den Park gehen.«
Doch Maddie entging nie etwas. » Was musst du heute erledigen? Bist du heute Abend zu Hause?«
» Ich weiß noch nicht, Kleines. Kann sein, dass ich nicht da bin.«
Sie ließ sich vom Bett gleiten und trottete zur Tür.
» Ich hab dich lieb, Maddie«, sagte ich leichthin.
Unwillkürlich drehte sie sich um und schenkte mir ein kleines Lächeln. » Ich dich auch, Binie.« Dann sprang sie in meine Arme und verpasste mir eine Maddie-spezial-ich-quetsch-dich-tot-Umarmung, bevor sie verschwand; polternd sprang sie
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