Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Tag, zwei Leben

Ein Tag, zwei Leben

Titel: Ein Tag, zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich nur ein Missverständnis, Liebes.« Sie nickte mir beruhigend zu, was nicht zu ihrem besorgten Blick passte.
    » Was ist denn?« Ich legte meine Toastscheibe weg, wobei mein Gips auf die Kante meines Tellers klapperte.
    Dad sah mich über das Blatt Papier hinweg an. Etwas in seinen Augen – die Art und Weise, wie sie mich ansahen, sich aber nicht auf mich konzentrierten – brachte alle meine Alarmglocken zum Schrillen. » Denise hat heute Morgen angerufen. Sie hat stichprobenartig die Bestände überprüft, bevor sie gestern Abend zugemacht hat. Die Bestände der verschreibungspflichtigen Medikamente.« Sein Starren wurde noch intensiver. » Gibt es etwas, was du uns sagen möchtest?«
    Oh.
    Shit.
    Ich hatte geglaubt, ich hätte alles bedacht. Normalerweise wurden die Bestände immer Mitte der Woche geprüft, wodurch ein paar Tage zwischen meiner Anwesenheit im Laden und den Schichten des übrigen Aushilfspersonals gelegen hätten. Dadurch wäre es unmöglich gewesen, das Fehlen der Medikamente zu mir zurückzuverfolgen.
    Warum um alles in der Welt hatte Denise beschlossen …?
    Dann fiel mir ein, dass ich zu nervös gewesen war, um mich umzuschauen, als mir Ethan die Tablettenschachtel gereicht hatte. Denise musste genug gesehen haben, um misstrauisch zu werden.
    Darauf war ich nicht vorbereitet.
    » Sabine?«, blaffte Dad.
    Ich umklammerte den kleinen Schmetterlingsanhänger und ließ ihn an der zierlichen Kette auf und ab gleiten, wobei ich schnell nachdachte.
    » Ich weiß nicht, was ich eurer Meinung nach jetzt sagen soll.«
    » Du könntest mit der Wahrheit beginnen«, erwiderte Dad.
    Ich sah Mom an, hielt ihrem Blick stand, als hätte ich nichts zu verbergen. » Worüber?«
    Denk nach, denk nach, denk nach!
    Mein Mund war so trocken, dass meine Worte von einem Schmatzen begleitet wurden.
    » Über die Schachtel Herzmedikamente, die gestern irgendwie durch die Tür abgehauen ist. Sie war erst morgens geliefert worden und nachmittags war sie weg. Abgesehen von Denise wart du und deine Mutter die Einzigen im Laden, die Zugang dazu hatten.« Dad bekam rote Flecken am Hals. Allmählich flippte er aus und starrte Mom an, wie um ihr zu sagen, dass sie etwas unternehmen sollte.
    Mom sprang ein. » Sabine, ich weiß nicht, was du … vielleicht kannst du es erklären …«
    Aber Dad genügte das nicht, deshalb unterbrach er sie. » Es ist ein Herzmedikament, Sabine!« Er stand auf, wobei sein Stuhl grob über den Boden kratzte. » Was hast du dir dabei gedacht? Wenn du glaubst, du könntest von dem Zeug high werden, dann hast du dich gewaltig getäuscht! Da hättest du im Gang für Hustensaft mehr Glück gehabt!« Er fing an, um den Tisch herumzutigern.
    Ich saß mit großen Augen da, konnte nicht denken, mich nicht konzentrieren. Mom griff über den Tisch, um meine Hand zu halten, als würde sie mich um eine Erklärung anflehen, um etwas, was diese Situation wieder unter Kontrolle bringen würde. Das Problem war, dass mein Kopf absolut leer war.
    » Ich habe nicht …«
    » Versuch es erst gar nicht! Wir wissen, dass du es warst. Selbst Denise weiß, dass du es warst. Was glaubst du eigentlich, wie wir jetzt dastehen? Mit Personal, das weiß, dass uns unsere eigene Tochter bestiehlt? Hast du überhaupt mal darüber nachgedacht?«
    Dads Fuß verfing sich in einem der Riemen meiner Tasche, er stolperte und wäre fast der Länge nach hingefallen. Das brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Nachdem er das Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, schnappte er sich meinen Rucksack und kippte ihn über dem Tisch aus.
    Ich sprang auf, um ihn daran zu hindern, aber Moms tröstende Hand verwandelte sich plötzlich in einen Schraubstock.
    Und plötzlich schien alles in Zeitlupe zu geschehen. Der Inhalt meines Rucksacks ergoss sich über den Tisch. Zwischen dem Haufen blutiger Verbände lag die halb leere Tablettenschachtel und eine Schachtel extrastarker Abführmittel.
    Und wie um den elterlichen Albtraum zu vollenden, landete das Filetiermesser aus der Küche mit einem dumpfen Knall auf der Tischplatte.
    Mom schnappte nach Luft, und Dad sah mich an, als hätte jeder schreckliche Gedanke, den er jemals über mich gedacht hatte, zu diesem Moment absoluter Enttäuschung geführt. Bevor ich nachdenken konnte, ging mein Mund auf.
    » Ich kann das erklären! Lasst es mich erklären!«
    Mom nickte, drückte meine Hand und ließ dabei ein wenig locker. Dad sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    » Dann mal los,

Weitere Kostenlose Bücher