Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
hielt seinem wütenden Blick vollkommen gelassen stand. „Wollen Sie das wirklich, Mr. Townsend? Ihren Anwalt eine Untersuchung von solchem Umfang anzetteln zu lassen würde eine Menge unnötigen Aufsehens erregen, das sich wohl kaum vor der Öffentlichkeit verbergen lassen dürfte. Überlegen Sie es sich. Reden Sie mit uns und wir kümmern uns leise um die Sache—oder Sie können einen großen Wirbel veranstalten und jede einzelne Zeitung im Land wird sich dafür interessieren warum Steve Townsend sein eigenes Bild hat stehlen lassen. Ein Bild, bei dem es sich nachweislich um eine Fälschung handelt die Sie selbst in Auftrag gegeben haben, Mr. Townsend. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.“
Townsend wurde noch eine Spur blasser. Seine Schultern sackten nach unten. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte“, flüsterte er. „Die Wirtschaftskrise ist nicht gerade spurlos an meiner Firma vorübergegangen, wissen Sie. Ich musste das Original schon vor Jahren verkaufen, aber meine Frau sollte nichts davon erfahren. Sie hätte das niemals erlaubt. Sie liebte ihre Wasserlilien. Sie waren ihr Geschenk zu unserem fünften Hochzeitstag.“
„Deshalb also die Fälschung.“
Townsend schluckte und nickte. „Ich hätte das Geld, das ich dafür bezahlt habe, gut gebrauchen können, aber ich dachte es sei das kleinere Übel. Wenigstens hatte Connie so noch immer ihre Lilien, oder wenigstens dachte sie das.“ Er kniff die Lippen zusammen.
„Ich wollte keinen Betrug begehen, aber als ich vor ein paar Wochen einige Unterlagen durchgesehen habe, fand ich den Versicherungsschein. Sie müssen das verstehen. Ich muss einen hohen sechsstelligen Betrag investieren um meine Firma zu retten, und dieses Gemälde ist ein paar Millionen wert. Zumindest war es das zu der Zeit als ich es gekauft habe, und das ist auch die Summe, die von der Versicherung abgedeckt ist.“
„Zugegeben, Ihr Plan war gar nicht mal schlecht“, räumte Julian ein. „Da das Bild gestohlen wurde kann Ihre Frau Ihnen den Verlust nicht vorwerfen. Sie bekommen das Geld von der Versicherung sowie die Chance, den Beweis für die Fälschung an sich zu zerstören. Damit hätten Sie auf ganzer Linie gewonnen—wenn es geklappt hätte.“
„Aber Sie haben versucht bei dem Dieb zu sparen“, ergänzte Romeo. „Und Sie mussten auch noch den Vermittler bezahlen, also haben Sie sich für den billigsten entschieden , den Sie kriegen konnten. Dummerweise war das ein totaler Amateur der sich erwischen ließ. Und geredet hat. Tja, Mr. Townsend, ich fürchte das werden Sie als Fehlinvestition abschreiben müssen.“
Townsend rollte die Augen und funkelte Romeo wütend an bevor er sich an Julian wandte. „Was passiert jetzt?“
Julian zuckte die Schultern. „Da haben wir nichts mehr mit zu tun. Ich gehe aber davon aus, dass die Versicherung sich mit Ihnen wegen versuchten Betrugs unterhalten will und—“
„Muss meine Frau davon erfahren?“ unterbrach ihn Townsend mit mitleiderweckender Verzweiflung. „Sie flippt aus wenn sie erfährt , dass ich es verkauft habe und… Sie liebt dieses Bild. Dabei war es nur eine Fälschung weil ich ihre echten Lilien verkauft habe. Ihr Geschenk.“
Den Kopf zur Seite geneigt, sah Romeo Townsend einen Moment lang an. „Wegen ihr haben Sie behauptet , diese Kopie sei Ihr Bild, stimmt’s?“
„Wie bitte?“
„Naja, Sie hätten es doch als Fälschung entlarven können die von den Dieben angefertigt wurde um uns abzulenken. Stattdessen haben Sie nur zu gerne bestätigt dass es sich um ihr Gemälde handelt. Der Grund dafür ist Mrs. Townsend, oder?“
Townsend sackte noch weiter in sich zusammen. Die Augen auf den Tisch vor sich gerichtet, nickte er. „Sie weinte. Als sie entdeckt hat, dass es weg war, ist sie regelrecht zusammengebrochen. Ich habe sie no ch nie zuvor so traurig gesehen und wissen Sie, was sie gesagt hat?“
Townsend blickte auf. Als er Romeos auffordernd erhobene Augenbrauen sah, fuhr er fort „Sie erzählte mir, dass bei all dem, was wir durchgemacht haben, während all der harten Zeiten die wir hatten, dieses Bild immer ein Symbol für sie war. Eine Erinnerung an die guten Zeiten, und ein Zeichen meiner Liebe zu ihr. Sie war nicht traurig weil sie ihr Lieblingsbild verloren hat. Sie hat das Symbol für alles, was zwischen uns war, verloren und das hat ihr das Herz gebrochen.“
Er verzog das Gesicht und kratzte sich am Kinn. „Ich wollte doch nur ihre Lilien wiederhaben, verstehen Sie? Das Geld ist
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