Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
überführen.
Townsend zuckte ein bisschen , versuchte aber die Reaktion zu verbergen, indem er sich das Bein rieb. „Nein, wirklich? Sie haben es gefunden?“
Julian hatte sich auf Townsends andere Seite begeben, Romeo gegenüber. Der drehte Townsend abrupt die Schulter zu und unterbrach somit die Verbindung, die er gerade erst hergestellt hatte. Ihr Timing war exakt und recht beeindruckend wenn man bedachte, dass sie erst einmal in einer solchen Situation zusammen gearbeitet hatten.
„Langsam, Mr. Townsend“, beruhigte Julian ihn. „Wie Mr. Moore bereits sagte, wir glauben es gefunden zu haben. Wir haben ein Gemälde entdeckt, können aber noch nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich dabei wirklich um ihres handelt. Das ist auch einer der Gründe aus denen wir Sie gebeten haben, herzukommen. Sie müssen das Bild für uns identifizieren.“
Townsends verkrampfte Gesichtsmuskeln entspannten sich ein wenig, aber seine Hände waren noch immer zu Fäusten geballt. „Oh. Na, das dürfte wohl kaum ein Problem sein. Wo ist es?“
„Bereits auf dem Weg hierher. Mr. Moore, unser Experte für solche Dinge, wird mit Ihnen die einzelnen Schritte besprechen.“
Romeo übernahm mit Leichtigkeit. Wieder fröhlich und aufgeschlossen, wandte er sich Townsend zu. „Als erstes und nur fürs Protokoll, brauche ich eine genaue Erläuterung wie Sie in den Besitz des Gemäldes gelangt sind.“
„Äh…“ Townsend blinzelte. Er schaute von Romeo zu Julian und zurück, während er sich wohl fragte , ob er ihnen diese Information wirklich geben musste. Das musste er nicht, aber es war eine gute Methode ihn zu beschäftigen damit er keine Gelegenheit hatte, sich eine plausible Erklärung einfallen zu lassen.
„Ich, uh, denke ich…“ Er lachte. Es klang gekünstelt und unsicher. „Es ist seltsam, aber, äh, ich kann mich gerade nicht so richtig daran erinnern. Wissen Sie, ich habe über die Jahre hinweg einige Kunstgegenstände gesammelt und ich kann mich nicht an die Geschichte jedes einzelnen von Ihnen erinnern. Kann ich Ihnen diese Information vielleicht auch noch später zukommen lassen?“
Romeo winkte ab. „Aber sicher. Das ist überhaupt kein Problem. Es ist wirklich nur eine Formalität. Vielleicht hilft es Ihren Gedanken ja auf die Sprünge, wenn Sie es sehen.“
A uf ein knappes Zeichen hin wurde die Tür geöffnet und Barnes kam herein, das gefälschte Bild in den Händen. Er stellte es auf einen Stuhl, warf einen kurzen, neugierigen Blick in Romeos Richtung und nickte Julian zu bevor er wieder hinaus ging.
„Das ist es“, sagte Romeo. „Erkennen Sie es wieder?“
Townsend drehte noch nicht einmal den Kopf. „Natürlich erkenne ich es. Es ist meins.“
Julian sah zu Romeo hinüber. Dessen Mundwinkel zuckten verräterisch, das einzige äußere Anzeichen eines wahrscheinlich ziemlich lauten innerlichen Lachens.
„ Möchten Sie es sich nicht vielleicht erst einmal genauer anschauen?“ schlug er vor.
„Äh… Warum?“
„Naja, dieses Bild mag ja vielleicht aussehen wie Ihres“, erklärte Julian aus Mitleid mit Romeo, der wirklich Mühe zu haben schien sein Lachen zu unterdrücken. „Aber man weiß nie. Es könnte ja auch eine Fälschung sein.“
Bei dem letzten Wort schreckte Townsend auf. „Ja, aber ich dachte das wäre mein Bild“, widersprach er. Wahrscheinlich hatte er seinen Fehler inzwischen erkannt und versuchte jetzt ihn zu verbergen indem er sich dumm stellte.
Romeo stellte sich hinter den Stuhl auf dem das Gemälde stand und stützte die Hände auf die Rückenlehne. „Wie ich bereits sagte—wir nehmen an, dass es Ihres ist, aber Sie müssen es identifizieren.“
„Wie soll ich das denn machen? Ich bin schließlich kein Sachverständiger.“ Townsend kniff misstrauisch die Augen zusammen. Anscheinend hatte er inzwischen gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte, kam aber nicht darauf was es war.
„Sie müssen auch kein Sachverständiger sein um Ihr Bild wiederzuerkennen, Mr. Townsend“, erklärte Romeo freundlich. „Genaugenommen sollte es Ihnen leicht fallen, denke ich. Jemand der Kunst so liebt und zu schätzen weiß wie Sie es tun, hat dieses Gemälde doch mit Sicherheit schon mindestens hundert Mal aus der Nähe betrachtet. Dabei fallen einem Dinge auf. Kleine, spezielle Eigenheiten wie eine raue Stelle oder ein Klecks der falschen Farbe irgendwo.“ Er tippte sanft gegen die Leinwand. „Kommen Sie, schauen Sie es sich an. Damit können Sie uns die Zeit und die Kosten sparen
Weitere Kostenlose Bücher