Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
nicht—“
Der Rest seines Satzes ging in Julians plötzlichem, wilden Ansturm unter. Irgendwie schaffte er es, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, auch wenn es ihm offensichtlich nicht leicht fiel. Julian spürte die angespannten Muskeln unter seinen Fingern als er Romeo berührte, oder besser gesagt sich an ihn klammerte. Sich an ihm festkrallte, genau genommen.
„Bring mich ins Bett“, stieß Julian zwischen harten, fordernden Küssen hervor. Romeos Zähne kratzten an seiner Zunge und frische Bartstoppeln piksten seine Lippen und schmirgelten sein Kinn, aber es war ihm egal. Solange es wehtat, war er wenigstens noch am Leben. Und solange er noch am Leben war, verdiente er, dass es wehtat. Er hätte sterben sollen, nicht die arme, unschuldige Mrs. Dobbs, deren einziges Vergehen es gewesen war, den falschen Job anzunehmen.
„Jules.“ Romeos warnender Tonfall brachte Julian zurück in die Gegenwart. Seine Fingernägel schmerzten, so fest hatte er sie in Romeos Fleisch gegraben, direkt oberhalb der Hüfte. Er zwang sich, seinen Griff zu lockern, aber loszulassen tat fast noch mehr weh.
„Bring mich ins Bett“, w iederholte er. Ein Schatten von Besorgnis glitt über Romeos Gesicht, aber dieses Mal gehorchte er. Er wandte sich ab und zog Julian mit sich, hinüber zum Schlafbereich.
Romeo war stark. Er musste es sein, und er hielt sich kaum zurück—konnte es nicht, denn Julian hatte den Punkt überschritten an dem er sich zurückhalten konnte. Die stumpfe Verzweiflung, die er angesichts seines Verlusts empfunden hatte, wich blinder Wut. Einer Wut, die sich gegen den einzigen Menschen richtete der zugegen war, auch wenn ihn keinerlei Schuld traf. Und dennoch nahm Romeo es hin. Er nahm die wütenden Schreie hin die Julians Hals zu versengen schienen. Er nahm den ungestümen, vorwarnungslosen Angriff hin und bot Julian gerade genug Widerstand um ihm etwas zu geben, gegen das er kämpfen konnte, ein Ventil um seinen Hass und Schmerz zu lenken und herauszulassen.
Julian erkannte all das mit dem Teil seines überreizten, verwirrten Verstandes der ihn noch mit Informationen versorgte, doch obwohl er es begriff, konnte er nicht aufhören. Trotz Romeos Kraft und Gewandtheit traf der ein oder andere Schlag, aber er konnte noch immer nicht aufhören. Was auch immer diesen dunklen, wahnsinnigen Sturm heraufbeschworen hatte der in ihm tobte, er musste es herauslassen oder es würde ihn innerlich zerreißen. Er spürte es, und Romeo schien es ebenfalls zu ahnen. Es war die einzige Erklärung warum er ertrug was Julian ihm antat, warum er ihm erlaubte, es zu tun. Als die Flut aus blindem Hass und Wut in Julian endlich verebbte waren sie beide schweißgebadet und erschöpft, zwei Schiffbrüchige in einem Meer aus zerwühlten Laken. Erfüllt von einer Scham wie er sie noch nie zuvor verspürt hatte, bemerkte Julian die Flecken auf den edlen, cremefarbenen Laken.
„Es tut mir leid“, flüsterte er, das Gesicht an Romeos klebrig-nassen Bauch gedrückt. Er versuchte nicht darüber nachzudenken welche Körperflüssigkeiten genau sich da vermischt hatten.
Romeos Antwort kam mit einigen Sekunden Verspätung. „Das braucht es nicht, Schatz.“ Seine Stimme war rau, heiser von den Schreien die Julian ihm entlockt hatte—und dennoch war da dieser sanfte, unmissverständlich liebevolle Unterton.
„Aber ich habe dir wehgetan.“
„Du hast nichts getan womit ich nicht klarkomme. Nichts, das ich dich nicht jederzeit wieder tun lassen würde wenn es dir hilft“, sagte Romeo sanft. „Jetzt hör auf dir Sorgen zu machen und komm her.“
Julian reckte sich und küsste ihn, schockiert als er Blut schmeckte. Er lehnte sich zurück und inspizierte behutsam die Verletzung. Zu seiner Erleichterung war es nur ein winziger Riss in Romeos Lippe. Nichts Ernstes, aber auch nicht der schlimmste Schaden den er angerichtet hatte, dessen war er sich durchaus bewusst.
„Wie kannst du immer noch so nett zu mir sein nachdem ich… dich so zugerichtet habe?“
Romeo ga b ein Schnaufen von sich das beinahe amüsiert klang. „Erstens, das warst nicht wirklich du. Du hast heute ein schweres Trauma durchgemacht, und Leute gehen damit auf unterschiedliche Weise um.“
„Aber das ist eine schreckliche Art damit—“
„Psst. Ich war auch schon in deiner Lage. Die Situation war anders, aber meine Reaktion darauf, jemanden zu verlieren ist ziemlich die gleiche wie deine. Zweitens—ich liebe dich.“
„Das gibt mir aber nicht das Recht ,
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