Ein Todsicherer Job
Haight Street, und Charlie hatte Glück, als er in der Nähe einen Parkplatz in einer grünen Zwanzig-Minuten-Zone fand. (Sollte er je einen Verantwortlichen zu fassen bekommen, wollte er sich dafür einsetzen, dass Totenboten besondere Parkprivilegien bekamen, denn es war ja ganz nett, dass man ihn nicht sehen konnte, wenn er ein Seelenschiffchen holte, aber ein cooles » Death «- Kennzeichen oder »schwarze« Parkzonen wären ihm noch lieber gewesen.)
Das Haus war ein kleiner Bungalow, ungewöhnlich für die Gegend, in der fast alles zwei Stockwerke hoch und in knalligen Farben gestrichen war. Hier hatte er Sophie die Farbenlehre beigebracht und die alten, viktorianischen Häuser als Vorlagen benutzt.
»Orange, Daddy. Orange.«
»Ja, mein Schatz. Und der Mensch würgte Orange hervor... Guck dir das Haus an, Sophie. Es ist rot.«
In dieser Gegend gab es eine Menge Wandervögel, also konnte er davon ausgehen, dass das Johnson-Haus abgeschlossen wäre. Klingeln und versuchen, sich reinzuschleichen, oder warten? Zu warten konnte er sich nicht ernstlich leisten. Die Hexen fauchten ihn schon aus dem Gully an, als er sich dem Haus näherte. Er klingelte und trat ein Stück zur Seite.
Eine hübsche, dunkelhaarige Frau um die dreißig, in Jeans und Rüschenbluse, machte auf, sah sich um und sagte: »Hallo, kann ich Ihnen helfen?«
Charlie kippte fast in ein Fenster. Er sah sich um, schaute dann wieder zu der Frau. Sie blickte ihm direkt in die Augen. »Ja, bitte? Sie haben geklingelt?«
»Oh. Ich? Ja«, sagte Charlie. »Ich, äh... Sie meinen mich, oder?«
Die Frau tat einen Schritt zurück ins Haus. »Was kann ich für Sie tun?«, sagte sie schon etwas ernster.
»Oh, entschuldigen Sie – Charlie Asher – mir gehört ein Secondhandladen drüben in North Beach. Ich glaube, wir haben eben telefoniert.«
»Ja. Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nicht wichtig ist.«
»Stimmt, stimmt, stimmt. Das haben Sie, aber ich war in der Gegend und dachte, ich schau mal rein.«
»Ich hatte den Eindruck, Sie rufen aus Ihrem Laden an. Sind Sie in fünf Minuten quer durch die Stadt gefahren?«
»Ach, so, na ja, der Lieferwagen ist für mich wie ein mobiler Laden.«
»Also haben Sie den Kollegen, der im Lotto gewonnen hat, dabei?«
»Stimmt, nein. Er hat gekündigt. Ich musste ihn aus dem Wagen werfen. Neureich, wissen Sie? Selbstgefällig. Wahrscheinlich kauft er sich einen dicken Brocken Kokain und ein halbes Dutzend Nutten und ist bis zum Wochenende pleite. Zum Glück bin ich ihn los.«
Die Frau trat einen weiteren Schritt ins Haus zurück und zog die Tür ein Stück zu. »Nun, wenn Sie die Sachen bei sich haben, kann ich ja vielleicht mal einen Blick darauf werfen.«
»Sachen?« Charlie konnte nicht fassen, dass sie ihn sah. Er war geliefert. Er würde das Seelenschiffchen nicht bekommen, und dann... also, er mochte gar nicht daran denken, was dann passierte.
»Die Sachen, von denen Sie meinten, sie gehören vielleicht meiner Tante. Ich könnte sie mir ansehen.«
»Ach, die habe ich nicht bei mir.«
Da schloss sie die Tür so weit, dass er nur noch ein blaues Auge, die Stickerei am Kragen ihrer Bluse, den Knopf an ihrer Jeans und zwei Zehen sehen konnte (sie war barfuß). »Vielleicht sollten Sie lieber später noch mal reinschauen. Ich versuche gerade, die Angelegenheiten meiner Tante zu ordnen, und ich bin damit ganz allein, was es nicht gerade einfacher macht. Sie hat zweiundvierzig Jahre in diesem Haus gewohnt. Ich bin etwas überfordert.«
»Deshalb bin ich doch gekommen«, sagte Charlie und dachte: Was, zum Teufel, rede ich da? »Ich mache so was ständig, Miss, äh...«
»Mrs. – eigentlich. Mrs. Elizabeth Sarkoff. «
»Nun, Mrs. Sarkoff, ich bin oft mit solchen Dingen beschäftigt, und manchmal ist man einfach überfordert, wenn man den Besitz eines geliebten Menschen ordnen soll, besonders, wenn er so lange im selben Haus gelebt hat wie Ihre Tante. Es hilft, jemanden ohne emotionale Bindung dabeizuhaben. Außerdem habe ich einen ganz guten Blick dafür, was wertvoll ist und was nicht.«
Am liebsten hätte sich Charlie selbst auf die Schulter geklopft, weil ihm all das spontan eingefallen war.
»Und verlangen Sie für Ihre Dienste Geld?«
»Nein, nein, nein, aber möglicherweise biete ich an, Ihnen etwas abzukaufen, wenn Sie es loswerden möchten, oder ich könnte es in Kommission nehmen.«
Elizabeth Sarkoff seufzte schwer und ließ den Kopf hängen. »Sind Sie sicher? Ich möchte Sie nicht
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