Ein Todsicherer Job
pinkeln. Alvin und Mohammed drängten durch die Tür und warteten vor dem Badezimmer.
Sophie fiel auf ihren Hintern und schob die Unterlippe vor wie ein Bullenfänger an einer Dampflokomotive. Ihre Schultern bebten bereits, bevor er sie schluchzen hörte, als sparte sie sich ihre Atemluft – dann fing sie an zu heulen. Charlie ging zu ihr und hob sie hoch.
»Ich-ich-ich-ich, er-er-er-er...«
»Ist ja gut, Süße. Ist alles gut.«
»Aber ich hab ihn lieb.«
»Das weiß ich doch, Süße. Es wird alles wieder gut. Er geht nach Hause, aber du kannst ihn trotzdem lieb haben.« »Neeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiinnn...«
Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke, und so sehr er auch mit seiner Tochter leiden mochte, dachte er doch auch an die Vorhaltungen, die Drei Finger Wu ihm machen würde, wenn er diesen Schokoladenfleck aus seinem Jackett entfernen sollte.
»Sie lassen ihn einfach pinkeln gehen«, sagte Cassandra und starrte die Höllenhunde an. »Einfach so. Ich dachte, sie fressen ihn auf. Mich wollten sie nicht mal in seine Nähe lassen.«
»Ist schon okay«, sagte Charlie. »Du wusstest es ja nicht.«
»Wusste was nicht?«
»Die beiden lieben Käseknusperbällchen.«
»Soll das ein Scherz sein?«
»Tut mir leid. Hör zu, Cassie, könntest du Sophie und Matty sauber machen? Da steht was in meinem Kalender, um das ich mich sofort kümmern muss.«
»Klar, aber...«
»Sophie kommt schon zurecht. Oder, Süße?«
Sophie nickte traurig und wischte ihre Augen an seinem Jackett ab. »Du hast mir gefehlt, Daddy.«
»Du hast mir auch gefehlt, mein Schatz. Heute Abend bin ich wieder da.«
Er gab ihr einen Kuss, holte seinen Kalender aus dem Schlafzimmer und lief in der Wohnung herum, holte Schlüssel, Spazierstock, Hut und Herrenhandtäschchen. »Danke, Cassie. Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin.«
»Das mit deiner Mutter tut mir leid, Charlie«, sagte Cassandra, als er an ihr vorbeikam.
»Ja, danke«, erwiderte Charlie und warf einen kurzen Blick auf die Klinge seines Degens.
»Charlie, dein Leben ist völlig aus der Bahn geraten«, sagte Cassandra und wurde wieder die unerschütterliche Persönlichkeit, an die sie alle gewöhnt waren.
»Okay, und ich möchte deine schwarzen Riemchenpumps leihen«, sagte Charlie auf dem Weg zur Tür hinaus.
»Ich denke, mehr muss ich dazu nicht sagen«, rief ihm Cassie nach.
Ray hielt Charlie unten an der Treppe auf. »Hast du mal einen Moment, Chef?«
»Eigentlich nicht, Ray. Ich bin in Eile.«
»Also, ich wollte mich entschuldigen.«
»Wofür?«
»Na ja, im Nachhinein klingt es albern, aber ich hatte dich irgendwie im Verdacht, ein Serienkiller zu sein.«
Charlie nickte, als überdachte er die ernsten Konsequenzen, die Rays Geständnis nach sich zog, während er sich in Wahrheit zu erinnern versuchte, ob noch genug Benzin im Wagen war. »Okay, Ray, ich nehme deine Entschuldigung an, und es tut mir leid, dass ich diesen Eindruck vermittelt habe.«
»Ich glaube, die vielen Jahre bei der Polizei haben mich misstrauisch gemacht, aber Inspector Rivera war hier und hat mich aufgeklärt.«
»Hat er, ja? Was hat er gesagt?«
»Er hat gesagt, du hast ein paar Sachen für ihn erledigt, warst in Gebäuden, die er ohne Durchsuchungsbefehl und so was nicht betreten durfte, wofür ihr beide reichlich Ärger kriegen würdet, falls es jemand rausfindet, was aber dazu beigetragen hat, ein paar ganz schlimme Finger hinter Schloss und Riegel zu bringen. Er hat gesagt, deshalb tust du so geheimnisvoll.«
»Ja«, sagte Charlie feierlich, »ich habe in meiner Freizeit das Verbrechen bekämpft, Ray. Tut mir leid, ich durfte es dir nicht erzählen.«
»Verstehe«, sagte Ray und wich von der Treppe zurück. »Also noch mal: Es tut mir ehrlich leid. Ich fühl mich wie ein Verräter. «
»Ist schon okay, Ray. Jetzt muss ich aber wirklich los. Du weißt schon: die Mächte des Bösen bekämpfen und so weiter.« Charlie hielt seinen Stock wie ein Schwert und stürmte in die Schlacht– so bizarr es auch erscheinen mochte.
Charlie blieben sechs Tage, um drei Seelenschiffchen abzuholen, wenn er rechtzeitig fertig werden wollte, um pünktlich zur Beisetzung seiner Mutter wieder in Arizona zu sein. Zwei der Namen hatten am selben Tag wie Madison McKerny auf seinem Kalender gestanden und waren überfällig. Der dritte Name war erst vor ein paar Tagen aufgetaucht, als er in Arizona gewesen war – dennoch in seiner Handschrift. Bisher hatte er immer geglaubt, er hätte die Namen
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