Ein Todsicherer Job
Tag über musste er einen Würgereiz unterdrücken. Auf der Straße winkte er sich ein Taxi heran und fuhr nach Mission, wobei er sich alle Mühe gab, die Erinnerung an seine beiden vögelnden Angestellten aus seinen Gedanken zu verbannen.
Die Morrigan waren den geschenkten Seelen gefolgt, die durch die Kanalisation auf eine verlassene Straße im Mission District entkommen konnten. Nun warteten sie, beobachteten das alte, grüne Haus von den Gullys an beiden Enden der Straße aus. Sie waren jetzt umsichtiger, ihre Raffgier war etwas gedämpft, nachdem man sie am Abend vorher in die Luft gesprengt hatte.
Sie nannten sie geschenkte Seelen , weil die kleinen Flickwerkwesen ihnen die Seelen bis in die Kanalisation brachten. Die Gaben kamen, als die Morrigan am schwächsten waren. Nachdem sie der verfluchte Terrier meilenweit durch die Rohre gejagt hatte, bis sie sich lädiert und erschöpft an einer Kanalkreuzung oben auf einen Vorsprung retten konnten, kamen etwa zwanzig dieser süßen, kleinen Albträume anmarschiert, in voller Pracht gekleidet, und hatten genau das dabei, womit sich ihre Wunden heilen und ihre Kräfte wiederherstellen ließen: Menschenseelen. Erstarkt konnten sie den unausstehlichen, kleinen Köter verjagen. Die Morrigan waren wieder da, nicht mit der Kraft, die sie vor der Explosion gehabt hatten, vielleicht nicht einmal genug Kraft, um fliegen zu können, aber ganz sicher genug, um sich wieder im Oben zu bewegen, besonders wenn so viele Seelen greifbar waren.
Auf den Straßen war heute Abend niemand unterwegs, nur die Junkies, die Nutten und die Penner. Nach dem Scheißtag in der Stadt hatten fast alle beschlossen, dass es sicherer wäre, zu Hause zu bleiben. Für die Morrigan (denen es eigentlich egal war), waren sie zu Hause ungefähr so sicher wie ein Thunfisch in der Dose, doch das wusste noch niemand. Keiner wusste, wovor sie sich versteckten, bis auf Charlie Asher, und der stieg gerade direkt vor ihrer Nase aus einem Taxi.
»Da kommt Frischfleisch«, sagte Macha.
»Wir sollten ihm einen neuen Namen geben«, sagte Babd. »Ich meine, so frisch ist er nun auch nicht mehr.«
»Schscht«, machte Macha.
»Hey, Liebster«, fauchte Babd aus ihrem Gully, »hast du mich vermisst?«
Charlie bezahlte den Taxifahrer, stand mitten auf der Straße und sah sich das große, jadegrüne Haus an. Oben im Eckturm und in einem der unteren Fenster brannte Licht. Das Schild BUDDHISTISCHES ZENTRUM DES DIAMANTWEGS war gerade noch zu lesen. Er ging auf das Haus zu und sah, dass sich zwischen den Bohlen unter der Veranda etwas bewegte. Leuchtende Augen. Eine Katze vielleicht. Sein Handy klingelte, und er klappte es auf.
»Charlie, Rivera hier. Ich habe gute Neuigkeiten. Wir haben Carrie Long gefunden, die Frau aus der Pfandleihe, und sie lebt. Sie lag gefesselt in einem Müllcontainer einen Block von ihrem Laden entfernt.«
»Das ist großartig«, sagte Charlie. Aber er fühlte sich nicht großartig. Diese seltsamen Kreaturen, die unter der Veranda gesessen hatten, kamen hervor. Trippelten die Stufen hinauf, stellten sich nebeneinander auf die Veranda und starrten ihn an. Zwanzig oder dreißig Gestalten, keinen halben Meter hoch, gekleidet in altmodische Kostüme. Als Köpfe hatten sie die Schädel toter Tiere: Katzen, Füchse, Dachse und andere Tiere, aber nur die Schädel. Die Augenhöhlen waren schwarz und leer. Und doch starrten sie ihn an.
»Sie glauben nicht, wer die Frau angeblich dort hineingeworfen hat, Charlie. Seltsame Kreaturen, kleine Monster – das waren ihre Worte.«
»Etwa vierzig Zentimeter groß«, sagte Charlie.
»Ja, woher wissen Sie das?«
»Mit Klauen und vielen Zähnen, zusammengeschustert aus Einzelteilen von verschiedenen Tieren und alle verkleidet, als wollten sie zum Kostümball?«
»Was reden Sie da, Charlie? Was wissen Sie darüber?«
»War nur geraten«, sagte Charlie. Er löste den Riegel an seinem Stockdegen.
»Hey, Liebster«, hörte er eine weibliche Stimme hinter sich. »Hast du mich vermisst?«
Charlie drehte sich um. Sie kroch direkt hinter ihm aus dem Gully.
»Die schlechte Nachricht ist, dass wir den Schrotthändler und den Buchhändler von Book ’ em Danno gefunden haben, oder zumindest Einzelteile.«
»Das ist allerdings eine schlechte Nachricht«, sagte Charlie. Er machte sich auf den Weg, die Straße entlang, fort von der Gullyhexe und der Veranda, auf denen sich die satanischen Handpuppen drängten.
»Frischfleisch...«, hörte er eine Stimme vom
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