Ein toedlicher Plan
ausgemacht.«
»Hätte es doch«, widersprach er und lächelte matt. »Du hättest dich so wie jetzt gefühlt. Das ist kein Vorwurf, denn mir wäre es ähnlich gegangen, wenn du mir gesagt hättest, du würdest dich mit deinem ehemaligen Geliebten treffen und ihr wärt heute nur noch gute Freunde. Ich hatte eben Angst, dich zu verlieren.«
»Aber du hast mich angelogen.«
»Du bist mir so wichtig, dass ich dafür sogar zu einer Lüge gegriffen habe. Ich bin wahrhaftig nicht stolz darauf. Aber die Geschichte mit ihr ist endgültig vorüber.«
»Und trotzdem hast du ihr Blumen gekauft.« Tränen traten ihr in die Augen.
»Ich schenke auch meiner Stiefmutter Blumen.«
»Und diese Frau – wie heißt sie?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Vermutlich nicht. Liebst du sie?«
»Nein.«
»Hattest du mal vor, sie zu heiraten?«
»Wir haben darüber geredet. Aber irgendwie ist dann alles ganz anders gekommen.«
»Wirst du dich weiterhin mit ihr treffen?«
»Möchtest du, dass ich es nicht mehr tue?«
Warum stellen Männer bloß immer wieder diese Frage? Warum laden sie damit die ganze Verantwortung auf uns ab?
Taylor sagte leise: »Ja, das möchte ich.«
»Gut, dann sehe ich sie nicht mehr.«
»Einfach so?«
»Einfach so.«
Um achtzehn Uhr ging Taylor in ihrem selbst zusammengestellten Einbrecher-Outfit (schwarze Jeans und schwarze Bluse) in die Kanzlei. Ihre schwarze Sporttasche enthielt ein Paar Handschuhe, eine Thermoskanne mit Kaffee, ein Tunfischsandwich, einen Schraubenzieher und eine Zange. Wendall Clayton saß noch mit zwei Mitarbeitern im Büro. Sie unterhielten sich leise, und nur hin und wieder unterbrach seine schnarrende Stimme die Diskussion mit einem Witzchen oder einer mürrischen Anweisung.
Taylor schlüpfte in den kleinen Abstellraum, der Claytons Büro gegenüberlag, und ließ die Tür einen Spalt weit auf. Sie hockte sich auf den Teppichboden, trank eine Tasse Kaffee und wartete darauf, dass die drei für heute Feierabend machten. Eine Stunde lang las sie in der
Times.
Dann legte sie sich auf die Seite, fand einige Artikel, die sie vorhin nur überflogen hatte, und studierte das Muster, das der Boden auf ihrem Ellbogen hinterlassen hatte. Gegen einundzwanzig Uhr, als die Langeweile kaum noch zu ertragen war, hörte sie, wie in dem Büro Stühle gerückt wurden, und richtete sich voller Hoffnung auf. Aber Clayton und seine Leute dachten noch gar nicht daran, für heute Schluss zu machen. Sie suchten nur gemeinsam die Toilette auf. Fünf Minuten später saß das Trio wieder bei der Arbeit. Als sie dann auch noch mitbekam, dass einer von ihnen telefonisch drei Mahlzeiten bestellte, wusste Taylor, dass ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt werden würde.
Sie aßen alle zusammen – Clayton und seine Mitarbeiter und Taylor Lockwood, nur hatten die Männer keine Ahnung, dass sie nicht allein waren. Kaum zehn Meter von ihnen entfernt verspeiste Taylor ihr mittlerweile aufgeweichtes Sandwich, während das Trio sich an Krabbencocktails, Steaks, Folienkartoffeln und einem Nachtisch aus Erdbeeren mit Schlagsahne gütlich tat. Danach zündeten sie sich Zigarren an, und der scharfe Tabakqualm, der ihr in die Nase drang, verscheuchte den letzten Rest an Appetit, der ihr verblieben war.
Um dreiundzwanzig Uhr erklärte Clayton, er wolle um eins, spätestens um halb zwei zu Hause sein. Die beiden anderen meinten, dass ihnen das recht sei.
Vielen Dank, lieber Gott, dachte Taylor. Damit blieben ihr volle fünf Stunden, um Claytons Büro zu durchsuchen. Sie wusste schon, wo sie anfangen würde. John Silbert Hemming hatte ihr beigebracht, wo sich in einem Büro die klassischen Verstecke befanden.
Plötzlich fühlte sie sich sehr schläfrig, und das erschreckte sie. Reiß dich zusammen, du hast es fast geschafft. Wach bleiben, du musst wach bleiben. Dem Glücklichen schlägt keine Stunde …
Taylor goss den letzten Rest Kaffee in den Deckel, der als Becher diente, und trank einen großen Schluck. Dann erhob sie sich, rollte den Kopf und vollzog halbherzig die paar Freiübungen, die sie beherrschte, und setzte sich danach wieder hin. Sie fühlte sich zwar nicht erfrischt, aber munter genug, um den Schlaf noch eine Weile abwehren zu können.
Taylor zog die Knie an und schlang die Arme darum. Wenig später ruhte ihr Kinn darauf. Das war schon früher immer ihre Stellung gewesen, wenn sie in der Schule nachsitzen musste und den anderen Kindern beim Spielen auf dem Schulhof zusah. Sie seufzte. Und schloss
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