Ein toedlicher Plan
Taylor sammelte sich und antwortete dann: »In dem Punkt bin ich mir nicht ganz sicher. Ich habe die ganze Kanzlei auf den Kopf gestellt, und ich habe auch sonst mein Möglichstes getan. Aber jetzt wird die Zeit verdammt knapp, und da müssen wir eben alles auf eine Karte setzen. Das Einzige, was mir im Moment noch einfällt, ist sein Büro. Ich werde noch heute Nacht nachsehen. Wenn der Wechsel sich nicht dort befinden sollte …« Sie zuckte mit den Schultern. »Dann kann ich nur noch sagen, dass es mir Leid tut.«
Er strich ihr über die Wange. Die Berührung verursachte ein Kribbeln, so als wären seine Finger elektrisch aufgeladen. »Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.«
Taylor spürte die Macht, die von ihm ausging, eine sexuelle, ursprüngliche und unüberwindliche Kraft. So etwas war ihr erst einmal begegnet – bei Wendall Clayton. Dessen Augen, das Feuer in ihnen, hatten sie aufgesogen, und rings um sie herum war alles ins Wirbeln und Strudeln geraten.
Jetzt hatte sie bei Mitchell die gleiche Empfindung. »Ich will dich«, flüsterte er.
Der ganze Raum geriet in Bewegung. Er legte seine Arme um sie und unter ihre Beine, schwang sie so heftig hoch, dass sie fast über seine Schulter geflogen wäre, und ging mit ihr zu dem Tisch mit den Sonnengesichtern. Ihre Beine schleuderten Bücher und Papiere durch die Gegend. Er legte sie auf den Tisch, ihre Bluse und ihr Rock flogen davon, und seine eigenen Kleider segelten in noch höherem Bogen durch die Luft. Mitchell hatte bereits eine Erektion. Er presste seine Lippen auf die ihren, anschließend wanderte sein Mund ihren Hals hinab, saugte an ihren Brustwarzen, ihrer Bauchdecke, ihren Oberschenkeln.
Haben Sie jemals echte Leidenschaft verspürt?, schossen ihr Dudleys Worte durch den Kopf.
Mitchell war über ihr. Sein ganzes Gewicht lag auf ihrer Brust, als er die Hände unter ihren Rücken schob und sie an sich presste. Taylor konnte sich nicht mehr bewegen, und jeder seiner heftigen Stöße ließ die Luft aus ihrer Lunge entweichen. Doch ihre Leidenschaft war ebenso groß wie die seine. Sie stieß ihre Fingernägel in seinen muskulösen Rücken, biss die Zähne immer fester zusammen und genoss den Schmerz, den sie verursachten. Seine Finger wanderten ihren Rücken immer weiter hinab, über das Steißbein hinaus, tasteten nach der Öffnung und glitten hinein.
Taylor schrie, als ihr ganzer Körper erbebte. Ihre Muskelpartien zuckten spastisch. Einen Moment später kam auch Mitchell.
Sie hob ihre Hände. Zwei Fingernägel waren blutig. Dann zog sie das Buch, auf dem sie lag, unter ihrem Hintern hervor, und es landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. Sekunden später war sie eingeschlafen.
Als sie erwachte, war die Sonne bereits untergegangen. Sie sprang vom Tisch und zog sich wieder an. Reece saß an seinem Schreibtisch, wälzte seine Bücher und machte sich wie besessen Notizen. Er trug eine Brille mit Hornrand, die sie noch nie an ihm gesehen hatte. Taylor ging auf ihn zu und blieb dann zögernd stehen. Sie sah die unzähligen juristischen Bände, die vielen Blätter und die vergrößerten Fotos, die er auf Ständer gestellt hatte. Sie zögerte noch einen Moment, dann setzte sie sich zu ihm. Zu ihrem eigenen Erstaunen hörte sie sich fragen: »Mit wem triffst du dich?«
Der Stift, mit dem Reece sich Notizen machte, hielt in der Bewegung inne. Er legte ihn hin, genau im rechten Winkel zu den geraden Textzeilen auf dem Block. Dann nahm er die Brille ab, rieb sich den Nasenrücken, schob einen Stapel Papiere gerade und fragte: »Du weißt davon?«
»Ich habe dich in der Grand Central Station gesehen. Du hattest mir gesagt, du wolltest zu einem Zeugen, um ihn zu präparieren. Dabei warst du auf dem Weg zu ihr.«
Er nickte, stand auf, setzte sich auf die Tischkante und legte die Hände in den Schoß. Dann strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte: »Ich bin zu einer Frau gefahren, mit der ich mal etwas gehabt habe.«
Taylor achtete genau auf Zwischentöne, wichtige Indikatoren, wenn ein Mann über seine Verflossenen erzählte.
»Für eine Weile war es ziemlich ernst zwischen uns«, fuhr Reece fort. »Das war Anfang des Jahres. Aber irgendwie ist dann doch nichts daraus geworden. Vermutlich hat es an der Romantik gehapert.«
»Aber du siehst sie immer noch?«
»Wir sind Freunde geblieben.«
»Warum hast du mir dann nichts von ihr erzählt? Wenn ihr nur Freunde seid, wie du sagst, hätte mir das doch absolut nichts
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