Ein toedlicher Plan
Schulden ein, und wenn alles nicht weiterhalf, verlegte er sich aufs Drohen. Und die ganze Zeit über blieb er der Alte: ruhig, charmant, beharrlich und glatt.
»Wir werden diese Krise schon bewältigen«, versicherte er den beiden.
Und genau das tat er.
Als er den Hörer endlich auflegte, war es fünfzehn Uhr geworden. »Besitzen Sie sonst noch etwas, das mit Wendall oder dem Diebstahl zu tun gehabt hat? Irgendetwas?«
Reece schüttelte den Kopf, sah Taylor an, und sie antwortete: »Nein, ich hätte doch nie geglaubt, dass es so weit kommen könnte.«
Burdick blickte sie einen Moment lang verständnislos an, zog dann das lederne Schlüsseletui aus seiner Manteltasche und schloss die Schreibtischschublade auf. Reece sah etwas blass aus, wirkte aber gefasst. Taylor hingegen schlug das Herz bis zum Hals. Ihr Atem ging zu schnell, und sie fühlte sich schwindlig im Kopf. Sie fragte sich, ob sie gleich in Ohnmacht fallen würde.
Der Seniorpartner zog ein Blatt Papier aus der Schublade. »Wendall hat einen kurzen Abschiedsbrief auf seinem Schreibtisch hinterlassen, in dem er seinen Selbstmord ankündigt. Als Grund führt er an, völlig am Ende zu sein und dem Arbeitsdruck nicht mehr standhalten zu können. Die Polizei hat dieses Schreiben an sich genommen. Aber Clayton hat noch einen zweiten Brief hinterlassen. Den hat mir heute Morgen die Sekretärin in einem Umschlag gebracht, Sie waren ja dabei. Ich vermute, er hat ihn in die Hauspost gegeben, kurz bevor er sich erschoss.«
Er reichte Taylor den Brief, und sie las ihn vor:
Es tut mir sehr Leid, Donald, wie ich Sie alle behandelt habe. Sie, Taylor und Mitchell. Glauben Sie mir bitte, dass ich nie vorhatte, jemandem Schaden zuzufügen. Aber jetzt weiß ich, dass die beiden alles herausgefunden haben. Dass ich den Wechsel gestohlen und dass ich versucht habe, sie von der Straße abzudrängen. Für mich ist nun nur noch wichtig, Donald, dass Sie verstehen, warum ich das getan habe. Mich hat bei der ganzen Sache nur ein Motiv bewegt: Ich war felsenfest davon überzeugt, dass die Fusion das Beste für die Kanzlei sei. Das war mein einziger Grund. Alles, was ich zur Erklärung anbieten kann, ist ein Wort von Milton: »Männer von untadeligem Charakter haben gelegentlich in der besten Absicht das Gesetz übertreten, um es zu schützen.«
»Ich bin zu dem Schluss gelangt, Mitchell«, sagte Burdick, »dieses zweite Schreiben nicht der Polizei zu zeigen. Wendall hat den Wechsel gestohlen, um mich bloßzustellen und so aus der Kanzlei zu drängen. Bei dieser Geschichte handelt es sich um unsere dreckige Wäsche, um die von Hubbard, White & Willis und von keinem anderen. Ich sehe keinen Sinn darin, ein Wort von dem Diebstahl nach draußen dringen zu lassen. Der Pressewirbel, der dann entsteht, nutzt niemandem, weder der Kanzlei noch Wendalls Witwe. Die Presse versorgen wir mit einer bereinigten Version der Geschichte. Ich habe mich bereits mit unserer PR-Agentur in Verbindung gesetzt, und Stanley ist zu ihr gefahren. Sie basteln die Story zusammen, mit der wir an die Öffentlichkeit gehen. Sollte jemand weitere Fragen stellen, verweisen wir ihn an die Agentur.« Burdick senkte kurz den Kopf und sah dann abwechselnd Reece und Taylor ernst an. Taylor empfand auch bei seinem Blick dieses Gefühl der Lähmung, wie sie es schon bei Reece und vorher bei Clayton erlebt hatte. Absolutes Selbstvertrauen und eherne Kraft strömten aus Burdicks Augen. Für einen Moment verlor sie sich ganz in dieser Stärke und Macht. »Werden Sie in dieser Angelegenheit hinter mir stehen?«, fragte er die beiden. »Wenn ich irgendeinen Vorteil darin erkennen würde, den ganzen Fall schonungslos an die Öffentlichkeit zu bringen, ich zögerte keine Sekunde. Aber so, wie die Dinge jetzt stehen, sehe ich nur Nachteile.«
Männer von untadeligem Charakter …
»Ich werde nicht lügen, Donald«, antwortete Reece. »Ganz gleich, wer mich fragt. Aber freiwillig sage ich nichts.« Er blickte zu Taylor.
Was verlangten diese beiden mächtigen Männer von ihr?
Sie nickte.
Männer von untadeligem Charakter. Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
Ein Mann war tot, und jemand wollte ihn wie ihr Vater herrichten, ihn zu einem hübschen Anblick machen, obwohl alles daran falsch und Blendwerk war.
Das Telefon klingelte, und Burdick hob ab. Er flüsterte ihnen zu, dass es sich um jemanden aus dem Rathaus handle. Taylor bekam den Namen nicht mit. Sie konnte nur auf den Abschiedsbrief starren. Die klaren,
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