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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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gefunden hatte. »Was ist Wendall doch für ein überaus dummer Mensch!«
    Reece entgegnete Burdick: »Vielleicht hätte ich mich früher an Sie wenden sollen. Es war eine Ermessensfrage, und ich habe mich eben dafür entschieden, mich Ihnen erst später mitzuteilen.«
    »Sie hätten beinahe den Fall und, schlimmer noch, Ihrer beider Leben verloren, Mitchell.«
    Reece blieb ganz gelassen. »Ich habe mir nun mal einfach nicht vorstellen können, dass jemand so durchdrehen würde.«
    Burdick nahm die Blätter und den Recorder von Stanley. »Er wollte die Fusion wirklich so sehr, dass er dafür zu allem bereit war. Sogar dazu, das Gesetz zu brechen …« Seine Wut war inzwischen Verblüffung gewichen.
    »Mittlerweile wird er wohl erfahren haben«, sagte Stanley, »dass Sie ihm auf die Schliche gekommen sind.«
    »Ein Aufzeichnungsgerät!« Burdick schüttelte den Kopf. »Bei Hubbard, White & Willis wird jemand abgehört …« Er schob alles in seine Schreibtischschublade und schloss sie ab. »Stanley, wie groß ist der Schaden?«
    »Haben Sie oder Taylor sonst irgendwem davon erzählt? Irgendjemandem? Womöglich der Polizei?«, fragte Stanley Reece.
    »Nein«, antwortete dieser. »Es liegt ja wohl auf der Hand, dass ich kein Interesse daran haben kann, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.«
    Und Taylor sagte: »Als ich diese Dinge in Claytons Büro gefunden habe, bin ich damit direkt zu Mitchell gegangen. Niemand sonst weiß etwas davon.«
    Stanley nickte. »Wir werden ihn ans Messer liefern. Es sieht zwar nicht gerade sehr gut für uns aus, zumal die Fusion bereits beschlossen wurde, aber dieses Risiko müssen wir eben eingehen. Wir schlagen mit allem, was wir haben, zu.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Burdick. »Wie viel Staub dabei in der Öffentlichkeit aufgewirbelt wird …«
    »Glaubst du, du wirst den Mann mit Geld und guten Worten los?«, entgegnete Stanley barsch. »Ist dir eigentlich bewusst, was dieser Scheißkerl sich alles geleistet hat? Wenn wir nicht auf der Stelle zum Staatsanwalt und zur Ständekammer gehen, machen wir uns der Vertuschung von Verbrechen schuldig!«
    »Dafür übernehme ich die Verantwortung.«
    Carol, Burdicks Sekretärin, erschien. Sie hielt einen weißen Hauspostumschlag in der Hand, auf dem der Stempelaufdruck DRINGEND zu erkennen war. »Mr. Burdick?«
    Dieser sah sie kurz an und streckte dann die Hand nach dem Umschlag aus. Während er ihn aufriss, fuhr er fort: »Das Problem, vor dem wir stehen, ist doch, dass eigentlich nichts Tragisches geschehen ist. Ich meine, Mitchell und Taylor sind lebendig und bei bester Gesundheit. Und den Fall der Banque Genève hat …« Burdick konnte nicht weitersprechen. Seiner Miene war anzusehen, dass er tief bestürzt war. Gefasst, aber ohne ein Wort zu sagen, erhob er sich und ging hinaus auf den Flur. »Don, was ist denn los?«, rief Stanley ihm hinterher.
    Zwei Minuten später kehrte Burdick in sein Büro zurück.
    »Was ist geschehen?«, wollte Reece wissen.
    Burdick riss, seine Frage ignorierend, den Hörer von der Gabel und tippte rasch die Notrufnummer ein. »Einen Krankenwagen«, sagte er in die Muschel. »Kommen Sie bitte sofort.« Er gab die Adresse der Kanzlei durch.
    Taylor und Mitchell sahen sich kurz an und rannten dann geradewegs zu Claytons Büro. Stanley folgte ihnen.
    Alle drei blieben wie erstarrt auf der Schwelle stehen.
    Wendall Clayton saß in seinem thronartigen Sessel wie ein Duke, der über eine wichtige Staatsangelegenheit nachdenkt. Seine Augen blickten nach oben auf etwas, das in weiter Ferne zu liegen schien. Er wirkte starr wie eine Statue.
    Sein rechter Arm hing herab. Die Hand war zur Faust geballt, und der Zeigefinger deutete wie der Gottes in der Sixtinischen Kapelle hinab auf die Stelle, wo die Pistole lag. Die Kugel hatte ein verblüffend kleines Loch in seiner Schläfe hinterlassen. Ein dünner Blutfaden war aus der Wunde gelaufen und hatte den gestärkten weißen Kragen seines Hemds befleckt.

…Fünfundzwanzig
    Politik ist der menschliche Wille als angewandte Wissenschaft, und Taylor Lockwood hatte bis zu diesem Moment keine Vorstellung davon gehabt, mit welcher Finesse man sie praktizieren konnte. Einige Stunden lang hatten sie und Mitchell Reece Donald Burdick dabei zugesehen, wie er die Formeln und Kalkulationen der Politik durchführte – mit der Polizei, dem Rathaus und der Gerichtsmedizin. Er erinnerte den einen an einen Gefallen, den der Betreffende ihm noch schuldig war, er selbst ging

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