Ein toedlicher Plan
sagt Taylor.
Sie reicht Mitchell einen Umschlag. In ihm befindet sich ein Stück Papier, zwanzig Zentimeter lang und zweiunddreißig breit, das nur einen Absatz Text und diverse Unterschriften aufweist. Es ist ein ganz einfaches Blatt, doch dafür hat der Text es in sich. Schon der erste Satz enthält die Worte: »Die Summe von fünfundzwanzig Millionen US-Dollar plus Zinsen, wie weiter unten ausgeführt.«
Reece atmet langsam und vernehmlich aus und danach wieder tief ein, ehe er sagen kann: »Euer Ehren, ich möchte Beweisstück A vorlegen.« Er reicht dem anderen Anwalt das Papier, und der bedenkt Taylor mit einem Blick schlecht verborgenen Hasses.
»Kein Einwand«, erklärt er und gibt es Reece zurück.
Taylor setzt sich an Reeces Tisch.
Mitchell kehrt zu seinem Lieblingsplatz zurück und baut sich vor der Geschworenenbank auf. »Euer Ehren, bevor ich beginne, möchte ich zuerst die Geschworenen für die kaum entschuldbare Verzögerung um Verzeihung bitten.« Er lächelt reuevoll. Die sechs Männer und Frauen lächeln zurück und vergeben ihm.
Taylor blieb den ganzen Tag im Gerichtssaal und verfolgte den Fortgang des Verfahrens und vor allem Reeces Verhandlungsführung. Er hatte die ganze Sache wie ein Feldherr fest im Griff.
Der Fall erforderte nur einen Prozesstag. Die Geschworenen berieten sich zwei Stunden lang, kehrten um neunzehn Uhr zehn in den Gerichtssaal zurück und verkündeten, dass sie zugunsten der Banque Genève entschieden hätten. Taylor hatte hunderten von Prozessen beigewohnt, und jedes Mal war ihr die Urteilsverkündung nur wenig spannend und furchtbar nüchtern vorgekommen. Dieser Fall bildete da keine Ausnahme. Der Sprecher der Geschworenen gab die Erklärung ab, der Richter sagte ein paar Worte, auf der einen Seite lange Gesichter, auf der anderen Seite Lächeln, und wie in den Pausen bei einem Konzert wurde gehüstelt oder sich geräuspert.
Im Rundbau des Gerichts standen die drei Vertreter der Banque Genève zusammen und strahlten vor Begeisterung. Taylor folgte Reece zu den Fernsprechern, bei denen es sich noch um richtige Telefonzellen mit verschließbaren Türen handelte. Er zog sie in eine hinein und küsste sie. Dann sah er Taylor an, und seine Augen funkelten. »Es war Clayton, nicht wahr?«
Sie nickte. »Ich muss dir eine lange Geschichte erzählen. Kannst du jetzt fort?«
Er schüttelte den Kopf. »Meine Mandanten erwarten, dass ich mich noch eine Weile um sie kümmere, mit ihnen essen gehe, sie beglückwünsche, du weißt schon. Und jetzt lass mich bitte einen Moment allein.«
Sie trat aus der Zelle und lehnte sich an einen warmen Heizkörper, während Reece ein paar Anrufe tätigte. Hin und wieder warf er ihr durch die Scheibe einen Blick zu und lächelte. Endlich kam er heraus. »Donald ist noch bis morgen früh außer Haus. Ich habe mich um neun Uhr mit ihm verabredet. Wir beide gehen zu ihm. Ich wollte ihm am Telefon nichts sagen. Dafür ist die Sache zu ernst.« Er dachte einen Moment nach und fügte dann hinzu: »Es wäre vielleicht sicherer, wenn wir die heutige Nacht in einem Hotel verbringen würden.«
»Du glaubst doch nicht etwa, dass Clayton was vorhat, oder?«
»Hast du den See schon vergessen?«
Taylor senkte den Kopf und nickte.
»Ich schätze, ich bin gegen elf, halb zwölf mit meinen Klienten fertig. Geh du inzwischen schon in ein Hotel in Midtown. Wie wär’s mit dem Algonquin? Bezahl bar, und trag dich unter einem falschen Namen ein.«
»Als Mrs. Mitchell?«, platzte es aus ihr heraus, und sie lief sofort rot an. »Ich meine …«
Er lachte. »Das wäre wohl zu auffällig, Liebes. Warum nicht Johnson?« Reece küsste sie auf die Wange. »Ich besorge mir unterwegs eine Zahnbürste und einen Rasierapparat. Brauche ich sonst noch was?«
»Nun ja, da gäbe es schon noch etwas.«
»Und das wäre?«
»Das kann ich nicht sagen. Da werde ich ganz verlegen.«
»Dann gib mir doch einen Hinweis.«
»Nun, Männer tragen es, Frauen aber nicht. Und es ist aus Gummi.«
»Verstanden. Du meinst ein Suspensorium. Aber warum soll ich mir so etwas besorgen? Willst du mit mir Fitness-Training machen?«
Als er sich umdrehte, kniff sie ihn in den Po.
»Ich glaube, das war gerade eine Weltpremiere. Noch nie hat jemand so etwas in einem Gerichtsgebäude getan. Zumindest nicht bei mir.«
Reece erschien um halb zwölf Uhr im Hotel. Er hatte immer noch die dicke Aktentasche und den roten Aktenordner dabei, aus dem er die Beweisstücke entnommen hatte. »O mein
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