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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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ist.
    Eine Versammlung von brillanten, ambitionierten Menschen, alle vereint vom Band der zweiunddreißig Seiten mit den Artikeln des Partnerschaftsvertrags. Selbst während sie ihre Plätze einnehmen, eilen Assistenten mit wichtigen Nachrichten herein und hinaus. Die jungen Männer und Frauen nehmen stehend und vorgebeugt die geflüsterten Instruktionen entgegen, nicken eifrig und hasten dann davon. Die Gespräche zwischen den Partnern sind kurz und formell – sie können schlecht die Atmosphäre der Spekulation und Erwartung verbergen, die über dem Raum schwebt.
    Meine Partner … aber wie viele von ihnen sind auch meine Freunde?
    Burdick, der am runden Ende sitzt, weiß, dass die Frage falsch gestellt ist. Sie muss viel eher lauten: Wie viele von meinen Freunden werden mir in den Rücken fallen? Wenn die Rechnung, die Bill Stanley ihm vorhin aufgemacht hat, exakt ist, hat er schon die Antwort auf seine Frage: Sehr viele werden sich von ihm abwenden. Burdick betrachtet ihre Gesichter und versucht durch seine Bifokalbrille mit dem Schildpattgestell in Augen zu lesen, die allesamt ruhig und ohne Angst wirken. Doch oft genug, wenn einer von ihnen seinen Blick bemerkt, wendet der Betreffende rasch und wie ein schuldbewusstes Kind den Kopf zur Seite.
    Burdick flüstert Stanley zu: »Fast fünfzehn fehlen. Das könnte den Ausschlag geben.«
    »Vielleicht hat Wendall sie ermordet«, knurrt Stanley, »und ihre Leichen verschwinden lassen.«
    Um elf Uhr fünfzehn trifft der letzte Partner ein, und Burdick gibt ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er die Tür schließen soll. Sie fällt mit einem satten Klicken ins Schloss.
    Burdick hat das Gefühl, dass sich die Atmosphäre im Raum verändert hat, und es kommt ihm so vor, als wären sie alle in einer Kammer der Cheopspyramide eingeschlossen. Er eröffnet die Sitzung. Das Protokoll der letzten Versammlung wird verlesen und stößt auf mäßiges Interesse. Als der Bericht des Vorstands vorgetragen wird, hört schon keiner mehr zu. Eine Darlegung jagt die nächste, und es kommt nur selten zu Zwischenfragen oder zu einer Debatte.
    »Möchten Sie jetzt den Maßnahmeplan des Einstellungsausschusses hören?«, fragt ein sichtlich aufgeregter junger Partner, der wahrscheinlich die halbe Nacht aufgeblieben ist, um den Bericht fertig zu stellen.
    »Nein, möchten wir nicht«, erklärt Burdick ruhig. Als er das Lächeln auf den Gesichtern mehrerer Partner bemerkt, sagt er sich, dass es sich bei seinem unbewussten Gebrauch des Pluralis Majestatis um eine Freud’sche Fehlleistung gehandelt haben muss.
    Im Raum herrscht Schweigen, das nur vom Öffnen und Zischen von Mineralwasserdosen und vom Rascheln der Papiere, die umgeblättert werden, unterbrochen wird. Dutzende von Stiften malen Strichmännchen auf Notizblöcke. Burdick geht noch einmal die Tagesordnung durch, als Wendall Clayton seine Jacke auszieht, einen Ordner aufschlägt und fragt: »Darf ich die geschätzte Versammlung ums Wort bitten?«
    Burdick nickt ihm zu. In einstudiertem Bariton beginnt Clayton: »Einigen Mitgliedern dieser Kanzlei sowie meiner Person haben sich Angehörige des Vorstands von Sullivan & Perelli genähert und uns gebeten, eine Fusion unserer beiden Kanzleien in Erwägung zu ziehen.«
    Burdick lässt rasch den Blick über die Menge schweifen. Auf einigen Gesichtern macht er Verblüffung und Entsetzen aus. Das wiederum erstaunt ihn. Er ist davon ausgegangen, dass mittlerweile jeder im Haus darüber Bescheid weiß.
    »Und warum ist Sullivan & Perelli nicht an unseren Vorstand herangetreten?«, brummt Bill Stanley wie beiläufig.
    »Ich kann nicht für Sullivan & Perelli sprechen«, entgegnet Clayton abweisend.
    Keiner kritzelt mehr auf seinem Block, und auch das Rascheln von Papier hat aufgehört. Wenn jetzt einer die Kaffeetasse zum Mund hebt, dann nur, um Zeit zu gewinnen oder sich dahinter zu verstecken. »Wendall«, sagt Stanley gereizt, »Sie gehören nicht einmal dem Planungskomitee an.«
    Clayton täuscht Überraschung vor. Dann breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Vielleicht fürchtete man bei Sullivan & Perelli, man würde dort nicht die erforderliche Aufmerksamkeit erhalten.«
    »Wie genau sieht denn deren Vorschlag aus?«, fragt Burdick.
    »Sie haben noch gar keinen gemacht. Man möchte unsere Geschäftsbücher einsehen, komplett mit allen Einnahmen und Ausgaben, und Kopien unserer Personal- und Klientenlisten erhalten. Natürlich würden sie uns mit dem Gleichen

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