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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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wollte. Eine junge Frau, die mehr Talent dafür hatte, Männern die Schwänze zu blasen, als er dafür, Recht zu praktizieren.
    Er berührte Junies Hand. Sie ließ es eine Weile zu und zog sie dann weg, um die Seite umzublättern.
    Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Ralph?«
    Er hob den Kopf und sah Amanda Wilcox vor sich stehen. Sie trug einen blauen Anzug, schwarze Strümpfe und Pumps mit einem burgunderroten Seitenstreifen. Er erhob sich sofort, nahm ihre Rechte in seine Hände und überlegte kurz, ob er sie zur Begrüßung küssen sollte. Doch noch ehe er sich entschieden hatte, beugte sie sich vor und hielt ihm ihre Wange entgegen. Als ihre Gesichter sich berührten, roch er Chanel No. 5.
    Dudley hatte heute seinen einzigen Anzug an, der nicht gleich durch glänzende Flecken oder lose Fäden ins Auge stach. Er sah Amanda an und beugte sich zu ihr. Amanda lächelte Junie zu, die darauf mit einem Grinsen reagierte, das ebenso rasch verging, wie es gekommen war, weil sie sich wieder auf ihre Lektüre konzentrierte.
    Dudley rang in Gedanken mit sich und kam endlich zu dem Schluss, die beiden Frauen nicht einander vorzustellen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du auch hier am Vormundschaftsgericht zu tun hast. Du hast mir nie etwas davon erzählt.«
    »Hin und wieder befasse ich mich mit einer Adoption oder mit einem Vormundschaftsfall. Ein faszinierendes Teilgebiet. Ich wünschte, ich hätte mich schon in jungen Jahren darauf spezialisiert.« Er redete zu schnell, so als stünde er unter dem Zwang, sich erklären zu müssen.
    »Wenn du mich fragst, ist es jedenfalls eine befriedigendere Arbeit, als sich mit geliehenem Geld oder Aktien zu befassen«, entgegnete Amanda.
    Dudley sah auf seine Armbanduhr. »Tut mir Leid, aber ich habe jetzt einen Termin.«
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Das Dinner neulich hat mir gefallen, Ralph. Ich hoffe, wir können das einmal wiederholen.«
    »Unbedingt.« Er nickte ihr wie ein viktorianischer Gentleman zu und blickte ihr nach, wie sie über den langen Flur verschwand.
    Als er sich umdrehte, sah er in einer der Glastüren sein Spiegelbild – ein alter, vertrottelter und leidenschaftlich verliebter Anwalt. Er wandte sich rasch von dieser Reflexion ab, ergriff Junies Hand und ging mit ihr zum Saal.
    »Bist du schon einmal auf dem Gericht gewesen?«, fragte er.
    Junie zog das blaue Band gerade, das von ihrem Strohhut herabhing, und antwortete stolz: »Klar. Damals, als ich auf diesen Drecksack eingestochen habe.«
    »Du hast was getan?«, fragte Dudley entsetzt.
    »Ich und der Typ standen an der Forty-Sixth Street, als dieser Kerl vorbeikommt und anfängt, uns anzumachen. Mein Freund sagt ihm: ›Verpiss dich.‹ Da fängt dieses Arschloch doch an, auf ihn einzuschlagen, einfach so, ohne Grund. Als es danach aussieht, als wollte er ihn krankenhausreif schlagen, habe ich sein Kung-Fu-Messer genommen und es ihm ins Bein gestoßen.«
    »Großer Gott, hat man dich verhaftet?«
    »Na klar, doch ich war n. s. m.«
    »Was ist das denn schon wieder?«
    »Nicht strafmündig.« Sie verdrehte über so viel Unkenntnis die Augen.
    »Aber du bist vorbestraft, oder?«, sagte Ralph, der sich in Gedanken fragte, ob bei der Anhörung heute Morgen womöglich Junies Strafregister zur Sprache kommen würde.
    »Nein, ich hab’s dir doch gerade erklärt, ich war noch nicht strafmündig. Da bekommt man keinen Vermerk.«
    Auch der Gerichtssaal wirkte wie ein Raum aus einer anderen Zeit. Überall Holz, Putten, Wandpfeiler und Stuckarbeiten. Die alten Porträts ernst dreinblickender Richter verschmolzen mit der dunklen Holztäfelung.
    Junie schien von alldem nichts mitzubekommen. »He, Poppie, ist ja irgendwie richtig schrill. Ich meine, wenn du mich adoptiert hast, vögeln wir dann nicht mehr zusammen?«
    »Pst!« Dudley sah sich ängstlich um.
    »Und wirst du dann auch nicht mehr glotzen, wenn ich mich ausziehe?«
    »Sei doch bitte still … Ich liebe dich. Und ich möchte gern, dass du meine rechtmäßige Tochter wirst. Dann können wir viel Zeit miteinander verbringen und uns unterhalten. Du sollst bei mir ein gutes Zuhause haben.«
    »Und wenn ich einen Freund habe, bist du dann eifersüchtig?«
    »Wahrscheinlich. Sind das nicht alle Väter von Töchtern?«
    »Was fragst du mich? Ich weiß noch nicht einmal, wer mein Vater ist.«
    Die Richterin, eine vollschlanke, attraktive Farbige, betrat den Gerichtssaal.
    »Alle mögen sich erheben.«
    Die im Raum Anwesenden standen auf, der

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