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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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gegangen war, rief die Supervisorin Donald Burdicks Büro an und sagte: »Ist er da? Ich möchte mich über eine seiner Mitarbeiterinnen beschweren.« Sie legte den Kopf schief, hörte eine Weile zu und entgegnete dann: »Woher soll ich wissen, ob er das für wichtig hält oder nicht? Und übrigens, ich zähle zu den Menschen, die noch zur Höflichkeit erzogen worden sind.«
    Um neunzehn Uhr an diesem Abend half Taylor Sean Lillick dabei, Dokumente für einen größeren Finnenzusammenschluss herauszusuchen. Auf dem Weg zu dem Konferenzraum, in dem es morgen zum Abschluss kommen sollte, gingen sie an dem großen Speisesaal der Kanzlei vorbei. Donald und Vera Burdick standen in Abendgarderobe vor der Tür und begrüßten die Gäste, die zu einer Cocktailparty für bestimmte Klienten erschienen. Taylor nickte ihnen freundlich zu und tat ihr Bestes, beschäftigt zu erscheinen, um damit zu überdecken, was der Anblick der beiden bei ihr auslöste. Doch da trat Burdick vor und begrüßte sie und Sean. »Ich glaube, Sie kennen bereits meine Frau.«
    Vera Burdick reichte ihnen die Hand, hielt die von Taylor einen Moment länger fest und sah ihr in die Augen. Bevor Taylor den Kopf wegdrehte, um dem stechenden Blick zu entgehen, kam ihr der Gedanke, dass sie hier einer Person gegenüberstand, die vom gleichen Schlag war wie Donald Burdick oder Wendall Clayton.
    »Ja«, sagte Vera, »wir haben uns bereits kennen gelernt.«
    Burdick und seine Frau wandten sich neuen Gästen zu, und Taylor und Lillick setzten ihren Weg zum Kopierraum fort, um dort weitere Dokumente zu vervielfältigen, dann mit beiden Armen voller Papierstapel zum Konferenzraum zu gehen und dort alles für die Unterzeichnung morgen zurechtzulegen.
    Sie verbrachten zwei Stunden damit, hin- und herzulaufen.
    Als sie mit dem letzten Papierstoß den Kopierraum verließen und fast unter der Last der Dokumente zusammenbrachen, fragte Lillick: »Glauben Sie, ich bin stark genug, um Anwalt zu werden?«
    »Sie sollten uns nicht nach Stunden, sondern nach Kilogramm bezahlen.«
    »Ich meine es ernst. Glauben Sie, aus mir könnte ein guter Anwalt werden?«
    »Nein«, antwortete sie.
    Sie betraten den Konferenzraum und luden alles ab.
    Lillick zog ein arg mitgenommenes Buch mit dem Titel
The Complete Law School Companion
aus der Tasche. »Wendall meinte, ich hätte das Zeug zu einem Anwalt. Und Carrie sagt das auch. Ihr Vater ist ein großes Tier bei den alten Herren der Verbindung von Harvard. Sie erklärte, sie könne mir über ihn bestimmt helfen, an der dortigen juristischen Fakultät aufgenommen zu werden.«
    »Und was wird dann aus Ihrer Musik?«
    »Warum soll ich nicht beides machen können?«
    Taylor lachte. »Ja, warum eigentlich nicht?« Lillick grinste plötzlich. »Sehen Sie nur.« Er zeigte auf einen Pappteller voller Appetithäppchen, den jemand auf den Tisch gestellt hatte.
    »Was ist denn das?«
    »Oh, ich schätze, die stammen von der Cocktailparty. Jemand dort muss ein Herz für die werktätigen Massen haben.«
    Er zog ein zweites Buch aus der Tasche, ein juristischer Studienführer mit Anleitungen und Tipps für die Aufnahmeprüfungen. »Im Februar mache ich den Test.«
    Taylor aß in Windeseile alle Shrimps. Lillick verzog das Gesicht und machte sich notgedrungen über die winzigen Quiche-Stückchen her. »Deswegen brauchen wir Gesetze«, erklärte er. »Sonst würden die Bonzen dieser Welt alle Shrimps bekommen.«
    Es war kurz vor Mitternacht, als sie in Reeces Loft kam. Das riesige Zimmer erschien ihr kalt und unfreundlich, so als hätte es sich auf seinen abweisenden Industrielook besonnen. Die Sonnengesichter am Tisch machten heute einen ausgesprochen griesgrämigen Eindruck. Taylor rief Reece in seinem Hotel in New Orleans an, und als der Mann an der Rezeption ihr mitteilte, dass er noch nicht zurückgekehrt sei, versuchte sie ihn in der Firma zu erreichen, deren Fall er dort vertrat. Sie erwartete schon halb, hier eine Auskunft zu bekommen wie: Mr. Reece hat vor einer Stunde das Haus verlassen. Er wollte zu Maude’s, dieser Bar mit Oben-ohne-Bedienung, die nur ein paar Blocks entfernt ist …
    Doch die Frau, die abnahm, erklärte ihr so munter, als wäre es erst Vormittag: »Tut mir Leid, aber Mr. Reece befindet sich noch in einer Konferenz. Ist es sehr dringend?«
    »Nein. Ich rufe morgen noch mal an.«
    Sie wünschte, sie hätte ihn nicht zu erreichen versucht. Zwei Nachrichten warteten auf Mitchell, denn sowohl der Mann an der Rezeption als auch

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