Ein toedlicher Verehrer
richtigen Moment auf die Straße, um den Reporter an der Verfolgung zu hindern. Hinter seinem Jaguar kamen noch mehr Autos, die unwissentlich das Gleiche bewirkten.
Trevor behielt den Zivilwagen im Auge und folgte ihm, wobei er mindestens einen Wagen Abstand hielt. Er war fürwahr sehr gut im Verfolgen.
Wohin wurde sie gebracht? Zurück zu den Lankfords? Gewiss nicht. Ein anderes Heim hatte sie jedoch nicht mehr. Demnach zu einem Freund oder in ein Hotel. Das Gute daran war, dass sie offenkundig nicht verhaftet, sondern nur vernommen worden war, und dass man inzwischen zu dem Schluss gelangt sein musste, dass es keinen Grund gab, sie länger in Gewahrsam zu behalten. Er wusste nicht genau, wie die Polizei in solchen Fällen vorging, aber wenn sie verhaftet worden wäre, dann hätte man sie in Arrest behalten, bis zur richterlichen Anhörung, bei der eventuell eine Kaution festgesetzt wurde.
Er brauchte dem Wagen nur zu folgen, um zu erfahren, wohin man sie bringen würde; anschließend konnte er in aller Ruhe überlegen, wie er sich ihr am besten näherte. Diesmal war sie ihm sicher. Daran gab es keinen Zweifel.
»Haben Sie was Bestimmtes im Sinn?«, fragte Detective Ahern. »Ein bestimmtes Hotel, meine ich.«
»Mir egal.«
Ahern sah sie ratlos an. Als er den Vernehmungsraum betreten hatte, hatte er sie, genau wie jeder andere, für schuldig gehalten. Ihre Reaktionen während der Vernehmung und ein paar logische Schlussfolgerungen hatten ihn davon überzeugt, dass sie unschuldig war. Normalerweise war es ihm herzlich egal, ob sich ein Verdächtiger beim Verhör aufregte; bei dieser Art von Arbeit musste man mit so etwas rechnen, und solange die Leute nicht ausflippten und ihre Fäuste oder irgendwelche Sachen fliegen ließen, überließ er es ihnen, mit der Situation fertig zu werden. Hier lagen die Dinge allerdings anders; weil die Kleine mit Cahill zusammen war, gehörte sie auch zu ihnen. Das hier war viel persönlicher.
»Der Lieutenant hat dem Doc geraten, sich von Ihnen fern zu halten, bis sich die Lage beruhigt hat. Die Presse würde uns in Fetzen reißen, wenn rauskäme, dass Sie bei ihm wohnen.«
»Das tue ich nicht«, entgegnete sie regungslos.
Er würde sich bis zum Hals in die Scheiße reiten, das war abzusehen, aber er hielt trotzdem wacker Kurs. »Bloß deshalb lässt der Doc sich nicht blicken. Er wäre gern bei Ihnen. Übrigens hat er uns den ganzen Tag beackert, warum Sie unschuldig sein müssen. Er glaubt an Sie, Sarah. Wir reißen uns den Arsch auf, um diesen Fall zu knacken, aber er -«
»Detective Ahern«, fiel sie ihm ins Wort.
»Ja?«
»Halten Sie die Klappe.« Sie ließ den Kopf zurücksinken und schloss die Augen.
Und jetzt?
Ein Anruf auf seinem Handy rettete ihn. Mit immer größer werdenden Augen lauschte er ungläubig.
»Scheiße!«, brach es aus ihm heraus.
Sie fuhr hoch. Er hatte den Eindruck, dass sie in diesen wenigen Sekunden wahrhaftig eingenickt war. »Was ist?«
»Es hat noch einen Mord gegeben.« Er trat aufs Gas. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bringe ich Sie ins Mountain Brook Inn. Das ist ganz in der Nähe, und ich kann von dort aus gleich weiter zum Tatort fahren.«
»In Ordnung.«
Er war wie aufgezogen. »Es hört sich nach dem gleichen Modus operandi an, Sarah. Wir müssen den Fall erst untersuchen, aber wenn das stimmt, dann sind Sie aus dem Schneider. Und die Presse lässt Sie in Ruhe.«
»Wieso?« Sie schüttelte den Kopf. »Wer?«
»Ich weiß es nicht; ich hab bloß die Adresse. Aber offenbar ist der Mord erst vor ein paar Stunden passiert. Sie können es also nicht gewesen sein.« Seine Hände packten das Lenkrad fester. »Scheiße. Da draußen läuft ein Wahnsinniger herum.«
Als sie vor dem Hotel anhielten, sagte sie: »Lassen Sie mich einfach aussteigen. Ich nehme mir selbst ein Zimmer.« Sie zuckte mit den Achseln. »Jetzt macht es auch keinen Unterschied mehr, ob man weiß, dass ich hier bin, oder? Vielleicht bekomme ich ein paar Anrufe, aber man wird mir nicht gleich die Tür einrennen.« Nach dieser neuesten Wendung des Falles war sie keine Verdächtige mehr, sondern nur noch... was eigentlich? Eine wichtige Zeugin? Elend unglücklich?
»Tun Sie mir einen Gefallen«, bat Ahern. »Melden Sie sich trotzdem unter falschem Namen an. Nehmen Sie >Geraldine Ahern<, das ist der Name meiner Mutter. Auf diese Weise wissen wir, wo Sie stecken.«
»Na gut«, sagte sie. Ihr war das egal. Im Moment war ihr alles egal. Sie wollte nur noch allein sein,
Weitere Kostenlose Bücher