Ein toedlicher Verehrer
Wie grässlich. Wie konnten sie nur... es gab doch nicht den Hauch eines Beweises gegen sie. Nicht den Hauch! Woher auch? Er hatte gestern in einem Anflug von Sorglosigkeit die Patronenhülsen zurückgelassen, was ihm kurz Sorgen bereitet hatte, aber die konnten unmöglich mit Sarah in Verbindung gebracht werden. Und was ihn selbst anging, so musste er nur noch die Pistole entsorgen - natürlich, nachdem er die Registrierung weggefeilt hatte. Solch niedere Arbeiten selbst ausführen zu müssen, war ihm ein Gräuel, aber er konnte nur schwer seine Sekretärin damit beauftragen, oder?
Vordringlich musste er jedoch dafür sorgen, dass Sarah entlastet wurde. In den neuesten Nachrichtenbildern wirkte sie so schrecklich blass. Sie hatte nicht nur die Leiche von Richter Lo-well Roberts, ihrem ehemaligen Arbeitgeber, sondern auch die beiden Leichen der Lankfords entdeckt, was sie erscheinen ließ wie einen jener Unholde, die erst Feuer legten, dann die Feuerwehr riefen und anschließend behaupteten, sie hätten das Feuer entdeckt, um den Verdacht von sich abzulenken. Die Polizei war vertraut mit derlei Taktiken, was wohl erklärte, weshalb sie unter Verdacht stand, aber, ach du liebe Güte... er hatte ihr wirklich schreckliches Unrecht zugefügt.
Nicht ein einziges Mal hatte er bedacht, dass sie die Leichen finden würde. Nicht ein einziges Mal. Er hätte sich das klar machen müssen, schließlich war sie die logischste Alternative; sie war ausgesprochen gewissenhaft, was bedeutete, dass sie morgens als Erste ihren Dienst antrat. Der Schock, den er ihr bereitet hatte, musste wirklich grässlich gewesen sein. Ihm wollte nicht einfallen, wie er es hätte arrangieren können, dass jemand anderer die Leichen fand, aber er hätte sie zumindest mit einem Plaid oder etwas Ähnlichem abdecken können. Heutzutage lagen überall Decken herum, beinahe als bräuchten die Möbel Schals; ihm war derlei unnützer Plunder zuwider. Trotzdem hätte er ihn verwenden können, um Sarahs Schock abzumildern.
Seine Gedankenlosigkeit verstörte ihn so tief, dass er von seiner Sekretärin sämtliche Termine absagen ließ und sein Büro früher als gewöhnlich verließ. Was nun, was nun?
Der erste Tagesordnungspunkt war, für ihre Freilassung zu sorgen, aber wie sollte er das anstellen? Er konnte unmöglich auf der Wache anrufen und ihre Entlassung verlangen, nicht ohne Erklärungen abzugeben, die er keinesfalls öffentlich machen wollte. Dann kam ihm ein geradezu brillanter Gedanke. Er war riskant, doch für Sarahs Freiheit war ihm kein Risiko zu hoch.
So effizient er auch war, brauchte er doch ein paar Stunden, um die Tat zu vollbringen. Dann fuhr er, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, zum Rathaus, stellte den Wagen auf dem Parkplatz der Bank ab und wartete. Er wollte sich nicht unter die Schakale mischen, die mit ihren mit Satellitenschüsseln bewehrten Übertragungswagen und Videokameras vor dem Eingang herumlungerten, und er hatte ehrlich gesagt keine Vorstellung davon, wie lange es dauern würde, bis die Auswirkungen seines Planes entdeckt würden. Doch wenn Sarah frei kam, wollte er da sein, um ihr seine Unterstützung anzubieten.
Nein, im Rückblick hätte es kaum besser laufen können. Sie musste außer sich sein und war gewiss auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Den konnte er ihr bieten, und noch mehr... so viel mehr.
Er hatte seinen Beobachtungsposten mit Bedacht gewählt. Wenn er seinen Ausblick ändern musste, um das Geschehen besser verfolgen zu können - es war so frustrierend, nichts Genaues zu wissen; er hasste es, derart im Dunkeln zu tappen -, brauchte er nur den Gehweg entlang zu spazieren, als wollte er zur Reinigung oder sonstwohin gehen.
Das Glück war ihm hold, aber das war es stets gewesen. Während des Wartens wurde seine Geduld aufs Äußerste strapaziert; wozu brauchten diese inkompetenten Bauerntrampel denn so lange? Gerade als er glaubte, das Maß sei voll, und heimfahren wollte - schließlich konnte niemand von ihm erwarten, dass er hier bis in alle Ewigkeit ausharrte -, sah er, wie Sarah die Polizeistation durch eine Hintertür verließ. Sie wurde von einem Mann begleitet, offenbar einem Polizisten, der sie über die schmale Durchfahrt hinweg zum Polizeiparkplatz geleitete. Natürlich wurden die beiden von der Pressemeute erspäht, noch bevor sie in ein recht ordinär aussehendes Zivilfahrzeug stiegen. Ein Reporter rannte zu seinem Wagen und sprang hinters Steuer, doch Trevor fuhr exakt im
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