Ein toedlicher Verehrer
Quietschen des Gepäckkarrens sie aufmerksam gemacht. Sie hatte schon eine Hand ausgestreckt, um ihre Reisetasche entgegenzunehmen, als sie die Ladung auf dem Gepäckkarren bemerkte.
»Ich habe dir gleich alles gebracht«, sagte er so leise wie möglich, um die anderen Gäste auf dem Stockwerk nicht zu wecken. Ein Wunder, dass er noch an solche Rücksichtnahme dachte, denn Sarah war nackt und hatte sich lediglich in ein Laken gehüllt. »Ich dachte mir, du willst wahrscheinlich nicht dorthin zurück.«
»Nein«, bestätigte sie schaudernd. »Aber was ist mit meinen -«
»Den Rest kannst du später abholen.« Er war sich nicht zu fein, seine Ziele mit körperlicher Gewalt durchzusetzen; er packte zwei Koffer und marschierte los, bis sie die Tür freigeben musste. Dann stellte er die Koffer ab, baute sich mitten in der Tür auf und nahm die restlichen Taschen vom Wagen. Noch bevor sie die beiden Koffer wegräumen konnte, hatte er die Taschen in ihr Zimmer getragen und die Tür hinter sich geschlossen. Sie hatte alle Lichter eingeschaltet, damit das Zimmer so wenig intim wie nur möglich wirkte, und sogar die Tagesdecke wieder glatt gestrichen, nachdem sie das Laken herausgezogen und sich um den Leib gewickelt hatte.
Doch sie hatte sich nicht angezogen, denn dazu war ihr keine Zeit mehr geblieben. Stattdessen war sie nur in ein Laken gehüllt und darunter splitterfasernackt. Er fragte sich, ob sie auch nur ahnte, was das über ihre Gefühle verriet. Normalerweise hätte er auf ja getippt, aber nach dem heutigen Tag lagen ihr solche Gedanken wahrscheinlich vollkommen fern.
Sie packte das Laken fester und hob das Kinn an. »Danke. Und jetzt geh.«
»Du siehst aus wie eine viktorianische Jungfer, die ihre Unschuld verteidigt«, bemerkte er und stellte die Koffer beiseite.
Sie hatte ihn kreidebleich und mit verkniffener Miene beobachtet, doch jetzt wurden ihre Augen schmal, und Farbe stieg in ihre Wangen. Trotzdem war sie eine erfahrene Strategin; sie ahnte, dass er auf einen lautstarken Streit aus war, um die Luft zu reinigen, denn sie schluckte jede Antwort hinunter und wich stattdessen zwei Schritte zurück. »Geh!«
Er kam ihr nach. Vielleicht konnte er sie so zur Weißglut treiben, dass sie nach ihm schlug; dann würde sie das Laken fallen lassen müssen. »Zwing mich doch«, provozierte er sie.
»O nein.« Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Notfalls rufe ich deinen Vorgesetzten an und zeige dich wegen Nötigung an. Es ist vorbei. Es hat nicht geklappt mit uns. Ende der Geschichte.«
»Nein«, sagte er. Shannon hatte mal gesagt, er könnte einen Esel im Starrsinn unterrichten, und er war fest entschlossen, seinem Ruf alle Ehre zu machen. »Sarah, ich liebe dich.«
Ihr Kopf fuhr hoch und Funken sprühten aus ihren Augen. »Oh nein, tust du ganz sicher nicht!«
Er kniff die Augen zusammen. »Verdammt, tu ich doch!«
Endlich kam sie auf ihn zu, das Laken mit einer Hand haltend und mit dem freien Zeigefinger auf ihn zielend. »Du kennst mich nämlich überhaupt nicht«, fuhr sie ihn wutentbrannt an. »Denn wenn du mich kennen würdest, wenn du mir auch nur einen Funken Beachtung geschenkt hättest, außer wenn du mich ficken wolltest, dann hättest du niemals, nicht mal eine verdammte Sekunde lang glauben können, dass ich jemanden umbringen könnte, und schon gar nicht jemanden, den ich so gern hatte wie M-Merilyn.« Ihr Kinn bebte und ihr Gesicht fiel in sich zusammen. »Und - und den Richter habe ich geliebt«, sagte sie mit zittriger Stimme und kämpfte darum, nicht auf der Stelle in Tränen auszubrechen. »Man kann niemanden lieben, den man nicht kennt, und du k-kennst mich nicht.«
Nicht nur ihre Stimme zitterte; sie bebte am ganzen Leib. Cahill spürte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenkrampfte. Verdammt noch mal, es hatte wirklich eklig geklungen, als sie gesagt hatte, er hätte sie nur ficken wollen. Ficken , na gut: wenn sie sich liebten, dann hitzig, animalisch und verschwitzt, deshalb war Ficken das richtige Wort. Aber gleichzeitig hatten sie sich auch geliebt. Er hatte sie nie nur gefickt.
Sie klappte vor ihm zusammen. Cahill zischte einen Fluch und zog sie an seine Brust und ignorierte das Klein-Mädchen-Getrommel ihrer Fäuste gegen seinen Oberkörper; dann sackte sie halb gegen ihn und begann zu weinen, genau wie vorhin, in tiefen, schweren Schluchzern.
Er hob sie hoch und setzte sich aufs Bett, hielt sie auf seinem Schoß und flüsterte leise, tröstende Worte in ihr
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