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Ein toedlicher Verehrer

Titel: Ein toedlicher Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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abgelenkt gewesen war. Das stimmte zwar - eher durch ihn als durch die Ereignisse der Nacht und die vielen Anrufe, die sie zu erledigen hatte -, doch würde sie ihm das ganz gewiss nicht auf die Nase binden.
    Er hatte so ziemlich das Gleiche an wie neulich, zwar keine Jacke, dafür aber wieder Stiefel, Jeans und T-Shirt; heute mal in Blau. Das eng anliegende T-Shirt schmiegte sich um breite Schultern, einen festen Bizeps und einen Waschbrettbauch. Sie hatte ganz richtig gelegen: der Mann war durchtrainiert, ohne aufgeblasen zu wirken.
    Es würde nicht leicht werden, ihm in die Augen zu sehen, weil ihr Blick wie von selbst immer wieder nach unten sackte. Vom Hals abwärts war er der reine Augenschmaus.
    Die Zielscheibe war auf der elektrischen Zuganlage herange-fahren. Er streckte die Hand aus, zupfte das Pappquadrat aus der Halterung und studierte die Einschüsse. »Ich schaue Ihnen schon zu, seit Sie hergekommen sind. Sie sind ziemlich gut.«
    »Danke.« Sie lud nach. »Was machen Sie denn hier? Die Polizei hat doch eine eigene Anlage.«
    »Ich bin mit einem Freund hier. Ich hab heute frei und schlag ein bisschen die Zeit tot.«
    Ach du Schreck. Sie wollte gar nicht hören, dass sein freier Tag mit ihrem zusammenfiel. Heute wirkte er ein winziges bisschen freundlicher, obwohl nichts dafür sprach, dass in nächster Zeit so etwas wie ein Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen sein würde. Sie musterte ihn mit einem schnellen Blick. Auch bei Tageslicht wirkte sein Gesicht rau: wie mit der Kettensäge geschnitzt statt mit dem feinen Meißel eines Bildhauers. Wenigstens war er frisch rasiert, aber dadurch traten die Granitfurchen in Kinn und Wangen nur noch deutlicher hervor. Er war definitiv kein hübscher Junge. Er hatte überhaupt nichts Jungenhaftes, hübsch oder nicht.
    »Haben Sie jeden Mittwoch frei?« Verdammt, warum hatte sie das nur gefragt? Das wollte sie doch gar nicht wissen.
    »Nein, ich hab mit einem Kollegen getauscht. Er hatte was vor.«
    Herr, ich danke dir, dachte sie. Sie hatte noch nie einen Mann um ein Rendezvous gebeten, aber in diesem Fall würde sie vielleicht der Versuchung erliegen, selbst wenn er die Feinfühligkeit eines Felsquaders bewies. Ihr würde es bestimmt nicht gefallen, wenn ein Kerl sie nur wegen ihres Körpers flachlegen wollte, und sie hatte nicht vor, sich ebenso schäbig zu verhalten.
    »Sie hätten sie erschießen können.«
    Der geknurrte Kommentar war verbunden mit einem unerwarteten Blick in ihr Gesicht, unter dem sie fast erschrocken die
    Augen zusammengekniffen hätte. Seine Augen waren blau, sein Blick war hart und scharf. Polizistenaugen, denen nichts entging. Er beobachtete sie, studierte ihre Reaktion. Sie war so in Gedanken, dass sie ein paar Sekunden brauchte, bis ihr aufging, dass er von den Einbrechern sprach.
    »Hätte ich«, bestätigte sie.
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«
    »Die Situation erforderte keine Anwendung tödlicher Gewalt.«
    »Die beiden hatten ein Messer.«    |
    »Das habe ich nicht gewusst, und selbst wenn - sie hatten weder mich noch den Richter bedroht; sie waren nicht mal im Obergeschoss. Falls sich die Lage verändert hätte und ich unser Leben für bedroht gehalten hätte, hätte ich auch geschossen.« Sie verstummte kurz. »Übrigens, danke, dass Sie in dem Bericht nichts von meiner Ausbildung als Bodyguard erwähnt haben.«
    »Das war nicht relevant. Und ich habe den Bericht nicht geschrieben; ist nicht mein Fall.«
    »Trotzdem danke.« Der Polizeibericht war öffentlich zugänglich; der Fernsehreporter hätte sich bestimmt an ihrer Funktion als Leibwächterin hochgezogen. Doch im Interview war keine einzige Frage dazu gekommen, und weder sie noch Richter Roberts hatten das Thema angeschnitten. Als Butler für ihn zu arbeiten war schon Aufsehen erregend genug, die Öffentlichkeit brauchte nicht noch zu wissen, dass sie auch seine Leibwächterin war. Dadurch würde sie nicht nur ihren Vorteil verlieren, es würde auch jene Aufmerksamkeit auf sie lenken, die sie beide vermeiden wollten.
    »Ihre Ausdrucksweise.« Immer noch bohrte sich der harte Blick in ihr Gesicht. »Polizei?«
    Ob er immer von einem Thema zum anderen hüpfte wie ein
    Känguru auf Drogen? Trotzdem wusste sie genau, was er meinte. Polizisten hatten ihre eigene Sprache, sie hatten eigene Ausdrücke und Redewendungen, ähnlich wie beim Militär. Sie war unter Soldaten aufgewachsen und betrachtete immer noch alle anderen als Zivilisten, und wenn sie mit ihnen zu tun

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