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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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enthalten, und zwar vier Jahrhunderte vor Galen.»
    Erstaunt sah Cornelius zu dem sächsischen Bruder auf. «Ihr seid auf dem Gebiet der Medizin bewandert, Sachse?»
    Eadulf grinste. «Ich habe einige Jahre lang das Kollegium der Medizin in Tuaim Brecain besucht.»
    «Ah», nickte Cornelius zufrieden. «Dann kann es durchaus sein, daß Ihr einige wenige Kenntnisse erworben habt. Gewiß ist der große Herophilus zu der genannten Schlußfolgerung gelangt, doch blieb es Galen überlassen, dies als Tatsache festzuschreiben und die wahre Bedeutung der Arterien zu ergründen. Außerdem ist das jugulum , das wir Schlüsselbein nennen, namensgebend für verschiedene Venen im Nackenbereich. Sie führen das Blut vom Kopf zurück, während die Arterien das Blut in den Kopf schicken. In Wighards Fall wurden alle diese Adern abgedrückt. Der Tod muß bei ihm in wenigen Sekunden eingetreten sein.»
    Während er noch sprach, hatte Fidelma die Gliedmaßen und Hände der Leiche genauer untersucht, wobei sie sich besonders für die Finger und die Fingernägel interessierte. Schließlich richtete sie sich auf. «Habt Ihr irgendwelche Hinweise auf einen Kampf bemerken können, Cornelius?»
    Der Medikus schüttelte den Kopf.
    «Und in welcher Haltung habt Ihr den Leichnam vorgefunden?»
    «Soweit ich mich erinnere, lag er mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett – oder vielmehr, der Rumpf lag auf dem Bett, während die Schienbeine den Boden berührten. Es sah aus, als hätte er neben dem Bett gekniet.»
    Fidelma sah ihn nachdenklich an. «Dann laßt uns jetzt in Wighards Gemächer gehen. Es ist wichtig, daß ich die genaue Lage des Leichnams kenne.»
    Furius Licinius räusperte sich. «Soll ich decurion Marcus Narses bitten, ebenfalls ins Gästehaus zu kommen, Schwester? Er war derjenige, der die Leiche gefunden und auch den Mörder festgenommen hat.»
    Fidelma bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick.
    «Ihr meint, er hat Bruder Ronan festgenommen», wies sie ihn sanft zurecht. «Ja, auf jeden Fall. Dieser Marcus Narses soll sich in Wighards Gemächern einfinden. Geht und sucht ihn. Cornelius wird uns zum Tatort geleiten.»
    Fidelmas Annahme, er würde ihren Befehlen selbstverständlich Folge leisten, veranlaßte den Medikus zu einem wütenden Schnauben, doch er widersprach nicht. «Also dann, hier entlang.»
    Sie verließen das mortuarium durch ein Labyrinth von offenen Gängen und dunklen Korridoren, bis sie schließlich auf einen hübschen Innenhof mit einem plätschernden Brunnen hinaustraten. Cornelius führte Fidelma und Eadulf über den Hof auf ein dreistöckiges Gebäude zu, bei dem es sich eindeutig um das domus hospitale des Lateranpalasts handelte – das Haus also, in dem der Bischof von Rom seinen persönlichen Gästen Unterkunft gewährte. Über eine große Marmortreppe gelangte man nach oben. Im dritten Stock blieb Cornelius im Korridor stehen. Ein custos stand Wache vor einer Tür, trat aber bereitwillig zur Seite, als er Cornelius erkannte.
    Hinter der Tür befand sich ein behagliches Wohnzimmer und dahinter das Schlafgemach des verstorbenen Erzbischofs. Beide Zimmer hatten hohe Fenster, von denen aus man auf den sonnenbeschienenen Innenhof sah.
    Cornelius ging voraus ins Schlafgemach.
    Wie Fidelma bemerkte, entsprach die Einrichtung der Räume dem Prunk im übrigen Lateranpalast. Die Wände waren mit prächtigen Behängen geschmückt, die Fliesen mit dicken Teppichen bedeckt. Alles in allem unterschieden sich diese Räumlichkeiten sehr von den kargen, engen cubicula , die sie aus ihrem Klosterleben kannte. Das große Holzbett war mit kunstvollen Schnitzereien verziert, die eine Vielzahl religiöser Symbole darstellten. Die Überdecke war zerknittert, doch es sah ganz so aus, als habe niemand in dem Bett geschlafen oder es überhaupt für die Nacht vorbereitet. Nur auf dem unteren Teil des Bettes schien jemand gelegen zu haben.
    Es war die Stelle, auf die jetzt auch Cornelius deutete. «Wighard lag mit dem Gesicht nach unten am Fußende des Bettes.»
    «Könnt Ihr uns die Haltung einmal zeigen?» fragte Fidelma.
    Cornelius schien über diese Aufforderung alles andere als erfreut. Dennoch ging er vor dem Fußende des Bettes auf die Knie und ließ seinen Rumpf auf die Matratze gleiten.
    Nachdenklich sahen Fidelma und Eadulf ihm zu.
    «Könnte es sein, daß Wighard betend vor seinem Bett kniete, als sein Mörder hereinkam und ihm die Gebetsschnur um den Hals legte?» fragte Eadulf.
    «Das wäre schon möglich»,

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