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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Hummer-Krabben mit Curry und Zumpe, wie nicht anders zu erwarten, nur Salat mit Hühnerfleisch.
    «Mein Magen», sagte er entschuldigend. «Meine Galle.»
    «Ach, hab dich doch nicht so!» dröhnte Kuhring. «Mir geht’s doch schlechter als dir: mein Heuschnupfen ist wieder im Anzug. Das gibt wieder so ‘n leichtes Bronchialasthma. Aber man kommt ja nicht zum Arzt.» Er stürzte sein Bier hinunter, ließ eine NEDO-Med im Mund zergehen, schüttelte sich und spülte das Zeug in den Magen. «Gegen die Kopfschmerzen.»
    Dann kam das Essen, und Brockmüller beobachtete verblüfft, mit welch ungezügelter Gier sich Kuhring über seine Ente hermachte. Wie ein Rollkutscher… Und wenn den nicht bald mal der Schlag traf, war er womöglich in fünf Jahren Chef der E UROMAG . Amen!
    Kuhring redete mit vollem Mund. Er redete viel und schoß sich langsam auf Owi ein.
    «Unsertwegen will der Arsch Selbstmord begangen haben – daß ich nicht lache! Hatte doch allen Grund, uns dankbar zu sein: Bei uns konnte er in Ruhe arbeiten – andere hätten ihn im Zirkus auftreten lassen! Dreimal in der Woche hat er mir erzählt, er war mein bester Freund, jetzt sprengt er mein Auto in die Luft und hetzt ‘nen Gangster auf mich – der ist plötzlich verrückt geworden… Ober, noch ‘n Bier!» Er rülpste. «Wir waren doch so richtige alte Freunde. Kumpel waren wir. 1947 haben wir uns kennengelernt, draußen im Apparatewerk Lichterfelde, ich noch als Student. 25 Jahre sind das her, hätten wir an sich feiern müssen. Und hätt ich ihn damals nicht Nachhilfeunterricht gegeben, wär er durch seine Kaufmannsgehilfenprüfung gerasselt… Dann hat er da in der Haus- und Grundstücksverwaltung gehockt – und wer hat ihn da rausgeholt? Ich! Ich hab ihn als Sachbearbeiter im Bereich Organisation und Revision untergebracht, IV F, Organisation, EDV, Rationalisierung und so. Da war ich schon Direktionsassistent. Und als er da Mist gemacht hat und ihn keiner mehr haben wollte, da hab ich ihn in die Sondergruppe geholt. Und der Dank? Jetzt stehen wir nach draußen da wie Unmenschen.» Er sah Zumpe an. «Und du hast ihm doch auch nichts getan, oder?»
    Zumpe legte einen abgenagten Hühnerknochen auf die silberne Schale. «Nicht daß ich wüßte. Ich hab ihn im Krankenhaus besucht, als er damals die Nierensache hatte; ich hab ihn in meinem Dienstwagen zum EDV-Seminar nach Bad Harzburg mitgenommen; ich hab meinen Schwager überredet, ihm bei Möbeln dreißig Prozent Rabatt zu geben…»
    «… und ich hab ihm mal ein paar Tempotaschentücher aus der Drogerie mitgebracht», fiel Brockmüller ein.
    Schweigen.
    Kuhring funkelte ihn an. «Du stehst wohl auf seiner Seite, was?»
    Olscha hörte auf zu kauen.
    Zumpe faltete seine Serviette zusammen.
    Ja, dachte Brockmüller, was dich angeht, da steh ich auf seiner Seite. Hoffentlich schafft er’s bei dir… Aber er sagte hastig: «Du spinnst wohl! Ich wollte bloß sagen, daß er manches anders gesehen haben muß als wir. Nu ist es zu spät…» Er bemühte sich um ein demutsvolles Lächeln. Kuhring besaß zu allen einen Draht, zum Vorstand, zum Aufsichtsrat, zum BDI, zum Betriebsrat – vier Telefonate, und sie setzten ihn vor die Tür. Unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Kündigungsfrist natürlich. «Klar, wenn er einem zu Dank verpflichtet war, dann dir. Das hat mir bis jetzt jeder bestätigt. Ich bin doch der letzte, der nicht weiß, daß du dich dauernd für deine Kollegen einsetzt.»
    Kuhring strahlte. «Zehn Jahre im Management der E UROMAG , da schafft man schon was. Und Owi ist nie zu kurz gekommen.»
    «Bei dem muß plötzlich was im Gehirn geplatzt sein», sagte Zumpe. «Was sagen denn die Psychiater?»
    Olscha zuckte die Achseln. «Keine Ahnung. Wahrscheinlich sezieren sie sein Gehirn, aber das dauert wohl noch ein Weilchen…»
    «Also ab morgen keinen Brägen essen!» lachte Kuhring. «Ober: zahlen!»
    Sie bedankten sich bei ihm, dann fuhren sie zum Hohenzollerndamm, wo er eine geräumige Fünf-Zimmer-Wohnung besaß, deren Attraktion das Spielzimmer war. Billard, Tischfußball, Flipper und Tischtennis.
    Kuhring hatte einen Kasten Bier auf dem Balkon stehen, Olscha trug ihn ins Zimmer. Brockmüller und Zumpe brachten aus der Küche Gläser und Flaschen herein – Whisky, Korn und Sprudel. Kuhring dirigierte das Ganze.
    «Prost – auf euer Wohl!» Erst der Klare, dann mit Bier nachgespült. «Ich schlage vor, wir fangen mit Tischtennis an – die Platte liegt ja gerade auf dem

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