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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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wie Owi das vorhatte, vier seiner Kollegen erledigte, dann schrumpften die Schreibtischarbeiter in Deutschland im Nu auf eine Größe zusammen, von der die Organisationsfachleute nicht mal zu träumen wagten. Andererseits… Er wäre gerade für ihn etwas kurzsichtig gewesen, das Owi-Prinzip zu propagieren – schließlich war er selber Beamter im gehobenen Dienst… Wie gehoben, merkte er, als Dr. Weber ihn anrief.
    «Sagen Sie bloß, Sie haben den Mann immer noch nicht, der Brockmüller an die Leitplanke geleitet hat?»
    «Nein, aber… Wir… Also, es läuft.»
    «Wo?»
    «Na, alles…»
    «Wie – alles?»
    «Die Fahndung!» Mann, o Mann! «Olscha hatte sich noch die Nummer gemerkt, auf der Avus… Der Wagen gehört einem Dr. Wendt, Facharzt für Innereien und so. War aber geklaut.»
    «Innereien und so…?»
    Mannhardt war nahe daran, eine patzige Antwort zu geben; der Torfkopp konnte auch nur über seine eigenen Witze lachen. «Für Inneres… Stand in der Kantstraße, die Karre. Keine Fingerabdrücke. Jetzt gehen wir alle EUROMAG-Stellen durch, in denen Ossianowski mal gearbeitet hat – vielleicht ergibt sich da eine Verbindung. Koch überprüft noch die Kunden, die… Also, mit denen es Ossianowski zu tun gehabt hat, als er in der Vertriebsabteilung war. Da waren sicher bei den Lagerarbeitern Kriminelle bei und so…» Und so – verdammt!
    «Geradezu genial, was ihr da macht… An Ihrer Killer-Theorie könnte schon was dran sein. Klingt zwar ziemlich irrwitzig, aber… Auf alle Fälle müssen wir so tun, als ob was dran sei – der Optik wegen. Ja, dieser Owi! Wie sagte doch schon Kennedy: O schimpfliche Gewalt, die wir erleiden!»
    «John F. Kennedy…?»
    «Nee, Hanna Kennedy, Amme der Königin von Schottland. Maria Stuart, 1. Aufzug, 1. Auftritt. Mein Sohn nimmt’s gerade in der Schule durch.»
    Es entstand eine Pause. Dann sagte Mannhardt verwirrt: «Wir halten Sie auch auf dem laufenden, Herr Doktor.»
    «Das ist lieb von euch, wirklich!»
    Klick.
    «Blödes Schwein!» knurrte Mannhardt. Der kam sich mit seinen zehn Semestern Jura vor wie ‘ne Kreuzung von Einstein und Napoleon. Scheiße! Mannhardt fegte die Akten vom Schreibtisch. Einmal keinen Vorgesetzten haben – einmal nur!
    Er zog die Schublade auf, um bei Fontane Trost zu finden, da schellte das Telefon.
    Noch mal Weber? Bloß nicht… «Mannhardt; ja?»
    «Ich hätte gerne mal Herrn Kriminal Obermeister Koch gesprochen…»
    Ein Sachse auch noch, oder einer aus Thüringen… «Der ist zur Zeit leider außer Haus.» Blöder Ausdruck!
    «Was ißt er denn?»
    «Wie…?» Ein Irrer.
    «Oh, pardon, Herr Oberkommissar – mir fällt gerade ein: ich bin ja selber der Koch.»
    «Idiot!» Wenn dieser Blödmann doch endlich seine kindischen Scherze lassen würde! «Was gibt’s denn?»
    «Ich stecke gerade bei der E UROMAG : Haus- und Grundstücksverwaltung – und zwar beim… beim Sachbearbeiter für firmeneigene Sportstätten und Gärten.»
    «Was denn: Reinhard Mey? Der Mörder ist immer der Gärtner?»
    Koch lachte. «Mensch, du wirst ja immer scharfsinniger, das ist direkt beängstigend. Vermach dein Gehirn sicherheitshalber gleich der Universitätsklinik.»
    «Was ist denn nun?»
    «Der Owi hat hier in den Jahren 62 bis 64 gewirkt, und zwar als popliger Sachbearbeiter.»
    «Und?»
    «Ich hab mir mal die Kollegen angesehen, die seinerzeit mit ihm zusammengearbeitet haben… Fehlanzeige.»
    «Was rufst du denn da an!» Simpel!
    «Allerdings hatten sie da einen Arbeiter für die Grünflächen auf dem Gelände des Apparatewerkes Lichterfelde, der war damals siebzehn, müßte also heute Ende Zwanzig sein; ein gewisser Volker Schloo… Schule, Ludwig, zwomal Otto – Schloo, ja; Volker… Ich hab in der Kartei nachsehen lassen: neun Vorstrafen – meist Autodiebstähle, aber auch ein Einbruch und ‘ne schwere Körperverletzung. Tendenz: steigend.»
    «Hört sich ganz gut an.» Mannhardt rutschte mit seinem Stuhl an den Schreibtisch heran und versenkte Frau Jenny Treibel im Schubfach. «Geht man von der vagen Beschreibung aus, die wir von Brockmüller und von Olscha haben, könnte’s altersmäßig hinkommen. Aber ich hab doch nichts in der Hand, um dem Kerl nachzuweisen, daß er den Wagen geklaut hat…»
    «Laß dir was einfallen – tricky sein ist heutzutage alles.»
    Mannhardt schnaufte verächtlich. «Soll ich bei ihm in der Wohnung ‘n Kamm mitgehn lassen und dann behaupten, wir hätten ihn im Wagen gefunden?»
    «Also, erstens wird er keinen

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