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Ein Toter fuehrt Regie

Ein Toter fuehrt Regie

Titel: Ein Toter fuehrt Regie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Ansätze sind nicht schlecht. Geh mal rüber ins Schlafzimmer und hol den Whisky, der steht da auf der Kommode. Und das Eis aus der Küche!» Er kommandierte schon wieder. «Wir räumen inzwischen die Tennisplatte weg und fangen mit dem Billard an.»
    Brockmüller ging. Gehorsam. Ohne Widerrede.
    Du mußt es schlucken, denk an das Kind!
    Lieber mal was einstecken, als monatelang arbeitslos sein.
    Eine Demütigung nannte man so was.
    Na und…?
    Er ging ins Bad und ließ sich das kalte Wasser über Stirn und Arme laufen.
    Wenn bloß erst alles vorüber wäre.
    Er war müde, viel zu müde zum Kämpfen. Wie denn auch? Gegen die Kuhrings war kein Kraut gewachsen. Wer so einen ausschalten wollte, der mußte genauso werden. Und viel Zeit haben… Aber inzwischen hatte Kuhring sich zum Generaldirektor hochgesoffen. Außerdem war er intelligent, ganz ohne Zweifel, bauernschlau, gerissen, ein Fuchs. Und da er nie etwas Konkretes auf den Tisch legte, konnte ihn auch niemand an seinen Fehlern aufhängen. Das Wenige, was die Sondergruppe bisher produziert hatte, stammte von Zumpe, Owi oder ihm – Kuhring hatte inzwischen Kontakte geknüpft. Wissen war Macht, aber nur, wenn man’s für sich behielt – was Kuhring regelmäßig tat.
    Brockmüller trocknete sich die Hände ab. Er kannte die Wahrheit. Seit er als Kind, im Kindergarten, in der Schule, bei jeder Keilerei Prügel bezogen hatte, sehnte er sich danach, ein Typ wie Kuhring zu sein. Aber er war zu weich, zu lasch, zu schlapp. Annelie hatte es nicht nur einmal gesagt.
    Er hängte das Handtuch an den Haken. Dabei fiel ihm auf, daß… Tatsächlich: ein paar Zentimeter über dem Wannenrand war ein verchromter Griff angebracht, an dem man sich aus dem Wasser ziehen konnte.
    «Wo bleibt denn der Whisky?» dröhnte es aus dem Spielzimmer.
    Brockmüller erinnerte sich an seinen Auftrag und ging ins Schlafzimmer hinüber.
    Ein breites Bett. Wer zählt die Mädchen, nennt die Namen, die…
    Annelie auch?
    Brockmüller suchte, leicht schwankend, nach der Whiskyflasche. Schließlich entdeckte er sie an der Wand zum Badezimmer auf einem weißen Sideboard. Sie stand zwischen allerlei Kinkerlitzchen, die Kuhring in Kenia und Singapur erworben hatte. Neben einem Jade-Buddha summte leise ein elektrischer Wecker, Made in Japan.
    Brockmüller griff sich die Whiskyflasche. Trinken und vergessen. Es hatte keinen Zweck, gegen den Strom zu schwimmen.
    Er glotzte, ohne Zweifel leicht angetrunken, auf die beiden Schrauben, die dicht über dem Sideboard, etwas schräg gegeneinander versetzt, aus der Wand ragten – ja, irgendwie aus der Wand wuchsen, aus der Wand heraus schossen … Es dauerte ein paar Sekunden, dann begriff er, daß sie drüben im Badezimmer den Haltegriff über der Wanne hielten. Offensichtlich hatten bei Kuhrings Körpergewicht auch die besten Dübel nichts genutzt, so daß der Klempner einfach zwei Löcher durch die Wand gebohrt hatte. Und gleich daneben…
    Brockmüller starrte fasziniert auf die Verlängerungsschnur, mit der der elektrische Wecker an das Stromnetz angeschlossen war. Die Schnur war alt, war noch mit braunem Stoffgeflecht umwickelt.
    Brockmüller hob den Wecker etwas an. Es stimmte: da, wo die alte Verlängerungsschnur in einen schwarzen Stecker mündete, ein sogenanntes Weibchen, lag die blanke Kupferlitze bloß.
    Wenn er die blanke Kupferlitze wie zufällig auf einen der beiden Bolzen fallen ließ, die drüben im Bad den Griff hielten, und wenn Kuhring dann den Körper aus dem blauen Badewasser zog…
    Ganz klar: Owi hatte es getan.

9
     
     
     
    15 Uhr 21.
    Mannhardt hatte die Beine auf den Schreibtisch gelegt, gähnte und wickelte sich seine lang gewordenen Haare um den Zeigefinger. Er hatte keine Lust, zum Friseur zu gehen; immer dies dämliche Gequatsche. Und wenn man kein Trinkgeld gab, dann schnitten sie einem beim nächstenmal hinten Stufen rein… Wer gab denn ihm Trinkgeld?
    Vielleicht konnte er sich ein paar Groschen nebenbei verdienen, wenn er ein Buch über das Owi-Prinzip verfaßte. Endlich mal ‘ne Idee, wie man das Parkinsonsche Gesetz widerlegen konnte, demzufolge sich ja die Kissenpuper aller Sparten unaufhaltsam vermehrten. Beim letzten Fortbildungslehrgang hatte er’s vor der abschließenden Klausur auswendig gelernt: 1. Jeder Beamte oder Angestellte wünscht die Zahl seiner Untergebenen, nicht aber die Zahl seiner Rivalen, zu vergrößern, und 2. Beamte oder Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit. Hm… Wenn jeder Bürohengst,

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