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Ein toter Lehrer / Roman

Ein toter Lehrer / Roman

Titel: Ein toter Lehrer / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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war.
    Und, wo ist er?, hat Terry gefragt, aber Banks war schon im Gehen.
    Wo willst du hin?, hab ich gefragt, aber er hat mich nicht beachtet. Da bin ich ihm hinterhergerannt und hab Jenkins hinter mir gehört. Ihr kommt da nicht rein, hat er gerufen, aber Banks hat sich noch nicht mal umgedreht.
    Wir haben es erst am Haupteingang versucht, aber da standen diese Polizisten in Gelb, die aussehen wie die Ordner bei den Tottenham Hotspurs. Sie haben uns weggeschickt. Banks hat es noch mal versucht und musste abhauen, als ihn einer der Polizisten angebrüllt und zu packen versucht hatte. Wir sind dann stattdessen hintenrum, zum Seiteneingang bei der Küche, und da stand auch ein Polizist, aber der hat mit einer Frau mit Kinderwagen geredet und auf irgendwas auf der anderen Straßenseite gezeigt. Er hat uns nicht gesehen.
    Ich war noch nie vorher in der Schulküche gewesen. Ich kannte sie von der anderen Seite, von der Essensausgabe aus, aber nur den vorderen Bereich, und selbst von dem sieht man nicht viel, weil man kaum an den Küchenfrauen vorbeigucken kann. Wie Sumo-Ringer in Action sind die. Nicht, dass man da reingucken wollte. Es war total abartig. Vorn, wo sie das Essen ausgeben, da ging’s ja noch, aber hinten, wo die Herde und die Lagerräume sind, das war echt heftig. Ich hab gesehen, was ich am Tag davor zu Mittag gegessen hatte, einen Haufen Schweineschnitzel, die haben voll geglänzt vor lauter Fett, als ob Hunderte von Nacktschnecken drübergekrochen wären, einfach so auf einem Tablett in der Spüle. Und überall auf dem Boden lag Zeug rum: matschige, braune Salatblätter und aufgeplatzte Erbsen, die auf den Kacheln verschmiert waren. Mir kam echt die Kotze hoch. Ich musste schlucken. Aber lieber ess ich Kotze, als noch ein einziges Mal in die Kantine zu gehen, das schwör ich. Banks ist das kaum aufgefallen. Er wohnt in einer Sozialsiedlung. Ich auch, aber in einer besseren.
    Wir saßen eine Weile da drin fest, weil wir keinen Weg nach draußen gefunden haben außer dem, den wir gekommen waren. Wir sind dann über die Essensausgabe gesprungen. Ich bin mit dem Fuß gegen ein Tablett Gläser gestoßen, nicht mit Absicht, aber ein paar sind runtergefallen und kaputtgegangen. Banks hat mich angeschnauzt, ich soll nicht so einen Lärm veranstalten, aber es hat keiner was gehört. Es hätte eh keinen interessiert.
    Von der Kantine sind wir raus in den Flur und weiter in die Eingangshalle, von wo man direkt zum Haupteingang kommt, und da standen massig Leute, und natürlich sind wir ausgerechnet Michael Jones in die Arme gelaufen. Wir haben ihn nur angeguckt und sofort gesehen, der kann’s nicht gewesen sein.
    Er hat uns auch gesehen, er hat kein Wort gesagt und war weiß wie die Wand. Wie’s aussah, wollte er raus, aber die aus der Dreizehnten standen da wie eine Mauer, und er steckte fest. Die haben mit den Armen rumgefuchtelt und die Leute rumkommandiert, aber ich hatte das Gefühl, die machen alles bloß noch schlimmer. Bickle war auch da, Mr. Travis, er stand am Haupteingang und hat den Kids gesagt, sie sollen nicht stehen bleiben, Ruhe und Ordnung bewahren und weitergehen. Das ist so einer von seinen Lieblingssprüchen, Ruhe und Ordnung. So ungefähr: Ich hospitiere heute in eurer Klasse, damit
Ruhe und Ordnung
gewahrt werden. Oder er geht durch die Gänge, verteilt Kopfnüsse und brüllt, Ordnung, Kinder,
Ruhe und Ordnung.
Er nennt uns Kinder, dabei sind wir dreizehn. Und manche in der Oberstufe, die sind schon achtzehn. Na ja, jedenfalls sollte das unser Schulmotto sein –
Ruhe und Ordnung
 –, und nicht dieses lateinische Teil da. Irgendwas in der Art, sich selbst helfen oder anderen helfen oder nur eins, aber nicht das andere. Irgendwie so.
    Bickle hatte uns auch entdeckt und sah aus, als wollte er uns gleich schnappen, aber er ist abgelenkt worden, Kids haben sich an ihm vorbeigequetscht, ihn angerempelt, ein paar garantiert mit Absicht, und Banks und ich sind vorbeigehuscht in die Eingangshalle, von da geht’s zu den Treppen und den Klassenräumen und hinten, ganz am Ende, in die Halle, die Aula. Da ist das ja alles passiert. In der Aula.
    Fast hätten wir’s geschafft. Fast hätten wir ihn gesehen. Den Dingsda. Den Ort der Tragödie. Ich bin ganz froh, dass es nicht geklappt hat. Banks hätte ihn gern gesehen, aber ich glaub, ich bin ganz froh, dass es nicht geklappt hat. Wissen Sie, was ich meine?
    Am Ende hat uns eine Frau geschnappt, eine Polizistin, das sind echt die schlimmsten. Voll

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