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Ein toter Lehrer / Roman

Ein toter Lehrer / Roman

Titel: Ein toter Lehrer / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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Handeln doch bei den Starken lag? Weshalb mussten die Schwachen immer so viel Mut aufbringen, während die Starken sich wie Feiglinge benehmen durften?
    Fresse haltn, du spast, sonst fickn wa dich. LOL
    Nein, das war noch nicht alles. Sie würde sich nicht damit abfinden, dass das alles gewesen sein sollte. Scheiß auf Cole. Scheiß auf Travis und die ganze Scheißschule. Das war noch nicht alles.
    Sterb du opfa. Wenne zurückkomst fickn wa disch eh
    Es war dunkel im Zimmer, aber es war nicht zu spät. Es war noch Zeit. Für das, was Lucia vorhatte, war noch Zeit.

E in Blog. Sie wissen, was ein Blog ist, oder?
    Also, meine Mum weiß es nicht, und sie muss ungefähr so in Ihrem Alter sein. Die hat keine Ahnung. Die denkt, ich sage was Unanständiges. Ich soll mich schämen, sagt sie. Ich hab selbst eins, wissen Sie, und ich schreibe fast jeden Tag was. Meistens über Tiere. Vögel und so. Über Sachen, die ich sehe. An der Schule hab ich keinem was erzählt. Und ich schreib auch nicht unter meinem richtigen Namen. Oh Mann, können Sie sich das vorstellen? Ich nenne mich Feuervogel. Das ist blöd, ich weiß. Bitte sagen Sie es keinem, ja?
    Na jedenfalls, so was war es. Ein Blog. Es sollte aussehen, als hätte er es geschrieben. Kack… also, ich meine Mr. Szajkowski. Sie haben es das Bartlog genannt. Wissen Sie, wie Blog und Bart.
    Zuerst war es ziemlich lustig. Es war aus seiner Sicht geschrieben, er im Krankenhaus – wissen Sie, nachdem er sich das Bein gebrochen hatte. Als würde er mit dem Laptop im Bett liegen und alles, was er so denkt und was um ihn herum passiert, in sein Blog schreiben. Tag eins, wie er Schmerzen hat und so, aber auch, wie er sich einen Kopf macht wegen den ganzen Bällen, die er in dem Spiel hätte halten sollen, und darüber, dass er nicht seine beste Unterhose anhatte, als Donovan Stanley ihm die Shorts runtergezogen hat. Er denkt an seine Freundin – Sie wissen schon, Miss Mullan –, und er hat Schiss, dass sie die, äh, also ich meine, wir sagen dazu die Bremsspur, also dass sie die Bremsspur gesehen hat. Ich weiß nicht, wie man das richtig nennt.
    Also, das ist jedenfalls Tag eins. Es passieren aber noch andere Sachen, einmal kommt zum Beispiel TJ  – Mr. Jones – zu Besuch und ist voll sauer, weil die Lehrer verloren haben, und er lässt seine Wut an Kackbart aus, haut ihn aufs Bein und so und versucht, den Stecker von seinen Geräten zu ziehen.
    Was ein bisschen witzlos ist, weil er ja bestimmt gar nicht an irgendwelchen Geräten hing, oder? Ich meine, wenn ich so drüber nachdenke, war er wahrscheinlich bloß ein paar Stunden im Krankenhaus.
    Aber darum geht es nicht. Das sollte ja keiner ernst nehmen. Obwohl dieser eine, den ich kenne, Gareth heißt er, der hat es gelesen und dann gefragt, warum nennt der sich denn selber Kackbart, ist der bescheuert? Und wie kann er überhaupt tippen, mit den Schläuchen überall? Und dieser andere, David, der hat Gareth ausgelacht. Keine Ahnung, Gareth, hat er gesagt, vielleicht diktiert er. Und Gareth so: Ah. Völlig plemplem.
    Also, jedenfalls am Anfang war es echt lustig, und alle haben es gelesen. Miss Parsons hat einmal ein paar von uns dabei erwischt, wie wir es uns in der Informatikstunde angeguckt haben, und zuerst hat sie gesagt: Was guckt ihr euch denn da an, ihr sollt Nachrichten recherchieren und euch nicht durch die Webosphäre klicken.
    Sie denkt, sie klingt cool, wenn sie so redet. Und dann hat sie die Maus genommen und wollte den Browser schließen, aber als sie sah, was wir angucken, fing sie selber an zu lesen. Wir sind dann ein Stück zurückgegangen, aber als wir gesehen haben, die liest selber, sind wir auch wieder dichter ran und haben wieder mitgelesen. Und als Miss Parsons dann zu der Stelle gescrollt hat, wo die Schwester Kackbart zu rasieren versucht, aber sein Gesicht nicht findet, weil es genauso aussieht wie sein Arsch, da hat sie kurz losgeprustet und die Hand vor den Mund genommen. Irgendjemand anders hat auch gelacht, Owen, glaube ich, und da hat Miss Parsons gemerkt, dass wir alle um sie rumstehen. Und sie dann so: Gut, das reicht jetzt, zurück an eure Plätze, das ist genug!, und brüllt uns an, wir sollen uns setzen. Aber ich hab sie beobachtet. Als sie sich wieder vorn an ihren Computer gesetzt hat, hat sie den Beamer ausgeschaltet, damit wir ihren Bildschirm nicht mehr sehen. Dann hat sie irgendetwas eingetippt und einfach nur dagesessen und gelesen, und dabei hat sie gegrinst und den Kopf

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