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Ein toter Lehrer / Roman

Ein toter Lehrer / Roman

Titel: Ein toter Lehrer / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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anpacken. er ist groß und rund und bestimmt nich so haarig wie meiner. selbst wenn, mir egal. ich will ihn rubbeln und begrabbeln und mein bart dran reiben.
    Ich glaube, die mit Akzent hat Donovan geschrieben. Die sind viel witziger. Die anderen sind eigentlich nur blöd. Die sind bestimmt von Gideon.
    Oh Mann, sagen Sie aber keinem was, ja? Sagen Sie nicht, dass ich gesagt habe, die wären blöd. Oje, der bringt mich um.
    Gucken Sie, hier ist noch einer mit Akzent.
    37. tag
    meine herz, man kann nicht operieren! warum mein maggie kommt mich nicht besuchen hier? vielleicht sie schämt sich so für mich. vielleicht denkt, ich haben schlimmes krankheit. ich haben kein krankheit, mein maggie, nur liebeskrankheit! und ich bin spitze mann. ich zu viel lange nicht ficki machen. heute ich wollen ficki machen mit hubsche krankeschwester, aber krankeschwester hat mich ohrfeige geben. »böse mr. arschloch, finger weg von die krankeschwestern!«, hat sie gesagt. ich betteln, aber sie bleiben hart wie stein. sie gibt mich noch ein ohrfeige, aber ich nix merken wegen viele bart. »bring mein maggie zu mir!«, ich sage. »ich mussen ficki machen«, ich sage, aber sie sagt: »mach ficki allein!« und deswege ich muss wieder allein lassen druck ab. oh mein maggie. warum du kommst mich nicht besuchen?!
    Na ja, Sie können es sich vorstellen. Wie gesagt, später wurde es noch schlimmer. Mit noch mehr Schimpfwörtern und, Sie wissen schon. Anderen Sachen. Es wurde immer … immer … wie sagt man, wenn man etwas liest und es richtig vor sich sieht.
    Genau. Anschaulich. Es wurde immer anschaulicher. Mehr sag ich jetzt mal nicht. Wenn Sie wollen, können Sie ja selber gucken, was ich meine.
    Oh doch, ziemlich sicher. Er muss gehört haben, wie die Leute darüber geredet haben. Ich meine, die Schüler, die Lehrer – alle haben es gelesen. Nach dem Spiel war er ja nur ungefähr eine Woche weg. Dann kam er mit Krücken in die Schule. Und alle ließen ständig Bemerkungen fallen, im Unterricht und auch sonst. Schöner Post, Sir. Oder: Wie war’s im Krankenhaus, Sir? Solche Sachen, oder sie plapperten mit polnischem Akzent nach, was sie gelesen hatten. Er muss es gewusst haben. Ich an seiner Stelle hätte einen von den Lehrern gefragt, wovon die alle reden, denn die Lehrer wussten Bescheid, todsicher. Mr. Grant hat sogar versucht, die beiden zu stoppen. Donovan und Gideon. Das hab ich von Tracey Beckeridge gehört. Tracey hat erzählt, Grant hätte ihnen verbieten wollen, den Computerraum zu benutzen, wo sie es wahrscheinlich geschrieben und hochgeladen haben, aber Donovan und Gideon sind zu TJ  – zu Mr. Jones – gegangen, der ist dann zu Bickle gegangen, also zu Mr. Travis, und Bickle, also, ich meine Mr. Travis, hat gesagt, er ist gegen ein Computerverbot für die beiden – also, für Donovan und Gideon –, weil EDV -Kenntnisse grundlegend für irgendwas sind und die Schüler nicht demotiviert werden sollen, und außerdem gilt an dieser Schule das Recht der freien Meinungsäußerung. So was in der Art. Hat Tracey Beckeridge jedenfalls gesagt. Keine Ahnung, woher sie das weiß, aber Tracey weiß irgendwie immer alles, und mindestens die Hälfte von dem, was sie sagt, stellt sich als wahr heraus.
    Wissen Sie, was Tracey noch gesagt hat? Dass er ihr leidtut. Kack…, ich meine Mr. Szajkowski. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, erst als sie es gesagt hat, und es war mit ein Grund, weshalb ich das Bartlog später nicht mehr so gern gelesen hab. Weil man sich irgendwie vorstellen konnte, wie es wäre, er zu sein. Er ist ein Lehrer und so, und wahrscheinlich hat es ihn nicht mal gestört, aber nett ist das ja nicht, wenn sie so was mit einem machen, oder? Vielleicht hat Tracey das deshalb gesagt. Weil sie nämlich ein kleines Klatschmaul ist, deshalb kriegt sie selbst manchmal ganz schön was ab. Sie wird geärgert, wissen Sie. Tracey hat Sommersprossen. Keine richtig schlimmen, nicht wie manche Kids, Rothaarige, aber sie hat schon welche. Und letztes Jahr – das weiß ich von Gabby Blake –, letztes Jahr haben sie so sehr auf Tracey rumgehackt, dass sie eine Woche lang den ganzen Tag im Park am Teich saß, obwohl sie zu ihrer Mutter gesagt hat, sie würde zur Schule gehen. Und sie hat sich einen Spiegel gekauft, so einen, wie Mädchen zum Schminken benutzen, und ein Feuerzeug, und damit hat sie sich auf eine Bank gesetzt, den Spiegel auf ihre Beine gelegt und mit dem Feuerzeug versucht, die Sommersprossen

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