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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Chagrin!«
    »Weiß es Ellen schon?«
    »Nein! Sagen Sie ihr die Wahrheit erst am Morgen, wenn ich schon an Land … oder verschwunden bin.«
    »Sie wird mich umbringen wollen! Ellen ist eine Frau, wie ein Mann sie sich wünscht. Wenn es darauf ankommt, kennt sie keine Angst. Um Ihre Millionen brauche ich Sie nicht zu beneiden, da stehen wir jetzt gleich. Aber um diese Frau, Hans, könnte ich mit Ihnen kämpfen.«
    An der Treppe zu den Kajüten erschien Ellens brauner Haarschopf. »Essen!« rief sie. »Es ist gedeckt.«
    Chagrin setzte sich stöhnend auf. Er zitterte noch immer so sehr, als durchjagten Krämpfe seine Muskeln.
    »Wie lange wollen Sie diesen Blödsinn noch machen?« fragte Faerber wieder und half Chagrin beim Aufstehen.
    »Bis zum letzten Tropfen Benzin.« Chagrin breitete die Arme aus und saugte die frische Seeluft in die Lungen. Sie gab mehr Kraft als der reine Sauerstoff aus den Flaschen. »Wenn man überlegt: Jeder Liter Benzin bedeutet eine Million! Das ist der teuerste Sprit aller Zeiten! Nach dem Essen tauche ich wieder …«
    »Sie müssen's wissen, René. Es ist Ihr Körper, den Sie kaputtmachen. Als entnervter Krüppel auf Millionen zu sitzen ist auch kein Vergnügen. Wir haben genug an Bord!«
    »Wir haben nie genug, solange da unten noch Millionen herumliegen. Hans, Sie haben die Kistenreihen ja nicht gesehen! Sie haben nur einen Raum betreten und sich dann um den dämlichen Admiral da Moya gekümmert. Vier Zimmer voller Goldkisten! Ledersäcke mit Smaragden und Rubinen! Und wenn ich auf allen vieren hin und her kriechen muß … Solange ich auch nur einen Edelstein wegtragen kann, und wenn's in der Schnauze ist, tauche ich in das Wrack. Gut, ich bin verrückt! Das ist nichts Neues. Große Taten wurden oft von Verrückten vollbracht, wie sich hinterher herausstellte. Los, lassen wir Ihre zauberhafte Ellen nicht mit dem Essen warten. Sie kocht übrigens vorzüglich – auch das noch, Sie Glückspilz …«
    Am Nachmittag setzte Chagrin seine fast selbstmörderische Arbeit fort. Sechsmal gab er Meldung aus dem Wrack nach oben, sechsmal schwebte der Korb an den Windenbalken an Deck. Sechsmal schleppten Pascale und Ellen die neuen Schätze zu den anderen Goldkisten. Die beiden letzten Körbe enthielten vier Ledersäcke mit Juwelen. Faerber, der die aufgequollenen Lederverschnürungen aufschnitt und in die Säcke blickte, konnte, wenn auch widerwillig, Chagrin verstehen. Was da in gleißenden Farben in der Sonne aufleuchtete, war wirklich phantastisch genug, jeden nüchternen Verstand zu besiegen.
    »Wie unermeßlich reich muß dieses Land gewesen sein«, sagte Ellen leise und ließ die Edelsteine durch ihre Finger rinnen.
    »Und wieviel Blut klebt an diesem Reichtum.« Faerber verschnürte die Säcke wieder und trug sie zu den Kisten. »Für diese glitzernde Pracht wurden ganze Völker umgebracht.«
    »Daran sollten wir jetzt nicht denken, Hans«, sagte Pascale. »Wir bringen uns deswegen nicht um.«
    »Bist du da so sicher?« Faerber ging zu der großen Winde zurück. Das Funkgerät schnarrte. Chagrin verlangte wieder den Transportkorb. Pascale starrte ihm nach. Ihre grünen Augen waren nachdenklich. Was wußte Faerber schon von Chagrin! Es gab noch eine Rechnung, die Chagrin bezahlen mußte: den Tod von Peter Damms. Und Pascale war bereit, sie irgendwann zu präsentieren. Später, wenn dieses mörderische Abenteuer hier vorbei war. Es würden sich hundert Gelegenheiten ergeben, Chagrin zu töten; seine Millionen waren keine Mauer, die ihn schützte, im Gegenteil …
    Und wieder rasselte der Drahtkorb in die Tiefe, wieder schwamm Chagrin keuchend, mit flatternden Gliedern, durch den engen Gang zum Hinterschiff und schleppte einen neuen Sack mit Edelsteinen nach vorn.
    Die beiden Haie umtanzten den Drahtkäfig, standen dann neugierig im Wasser und starrten mit ihren kleinen, kalten Augen auf den Menschenkopf, der aus dem Loch im Wrackdeck auftauchte und wieder eine Million aus der Vergessenheit ans Licht drückte. Dann ließ sich Chagrin in den Schutzkäfig fallen, schloß die Tür und sank in sich zusammen.
    »Schluß, Hans«, telefonierte er nach oben. Seine Stimme war kaum noch zu verstehen. »Ich kann nicht mehr. Ich habe auch nur noch für drei Minuten Sauerstoff auf dem Rücken …«
    In der Nacht trafen sich Chagrin und Faerber auf Deck. Chagrin hatte alles bereitgelegt: den schwarzen Gummianzug, ein neues Sauerstoffgerät, eine Harpune mit vier Pfeilen, eine Unterwasserpistole, das

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