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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie Angst?«
    Faerber starrte auf die Fäuste. Ein merkwürdiges Kribbeln entstand unter seiner Kopfhaut. Er dachte an Ellen und an das Schicksal, das sie erwartete, wenn er den Smaragd zog und an Land schwimmen mußte. Würde es ihm wirklich gelingen, die Küste zu erreichen? Was erwartete ihn dort? Wie lange konnte es dauern, bis er Hilfe fand?
    »Wenn ich den Rubin ziehe …«, sagte er gedehnt.
    »Schwimme ich.«
    »Keine Tricks, Chagrin?«
    »Ehrenwort, Hans. Das ist eine Sache, die man unter Männern ausmachen muß, und da gibt es keine Tricks mehr. Also – welche Hand?«
    Faerber zögerte. Plötzlich brach ihm der Schweiß aus, das Wasser lief ihm über die Stirn in die Augenhöhlen. Sein Blick flog hin und her, von Faust zu Faust, dann griff er zu und umklammerte die rechte. Chagrin öffnete die Hand.
    »Der Smaragd«, sagte er nüchtern. »Hans, morgen nacht schwimmen Sie zur Küste. Ich weiß, wie Ihnen jetzt zumute ist. Gehen Sie unter Deck und saufen Sie eine Flasche Kognak leer, davon haben wir noch genug. Unser aller Leben hängt jetzt von Ihrem Erfolg oder Mißerfolg ab. Verdammt, Sie müssen es schaffen! Denken Sie bei jeden Schwimmstoß an Ellen – bei jedem zurückgelegten Meter Meer an Ellen … Hätte ich so eine Kraft im Herzen, ich schaffte es!«
    Den ganzen nächsten Tag über tauchte Chagrin allein. Verbissen, vom Rausch des Goldes erfaßt, von den Millionen geblendet, die vor ihm lagen – in eisenbeschlagenen Kisten auf fünf Zimmer verteilt. Was Chagrin an diesem Tage leistete, war nur mit der Kraft eines Wahnsinnigen möglich: Er schleppte Kiste um Kiste durch den engen Verbindungsgang und den Gerippesaal zu dem Transportkorb, bei jedem Hin- und Herschwimmen den Tod vor Augen, denn jedesmal zog ihn das Gewicht der Schatzkisten aus der geraden Schwimmbahn. Oft schwamm er nur Zentimeter von den brüchigen Holzwänden entfernt durch den Gang, mit starren Augen und zusammengekniffenen Lippen. Ein Schlag gegen die Wand, und alles würde über ihm zusammenbrechen. Aber immer wieder gelang es ihm, sich in die Mitte des Ganges zu retten, die Kiste vor sich herzudrücken und das sichere Mittelschiff zu erreichen.
    »Sie sind wirklich verrückt!« sagte Faerber zu Chagrin, als dieser bleich, zitternd und mit hohlen Augen zum Mittagessen auftauchte und sich rücklings auf das Deck warf. Faerber massierte ihm die Brust und gab ihm einen Schluck Kognak zu trinken. »Das halten Sie nicht durch, René!«
    »Lohnt sich dieses Risiko nicht? Zählen Sie die Millionen zusammen, die ich heute schon aus dem Wrack geholt habe. Das ist auch zu Ihrem Vorteil, Hans!« Er nahm noch einen Schluck Kognak und legte dann die Arme über die Augen. Die grelle Sonne blendete ihn. »Warum bringen Sie mich eigentlich nicht um? Es ist so einfach! Korb hoch, während ich im Schiff bin – mehr brauchen Sie nicht zu tun. Ich hätte zwar noch die Chance, den Haien zu entfliehen, aber es ist eine verdammt kleine Chance. Das ganze Vermögen würde Ihnen gehören!«
    »Trauen Sie mir das zu?«
    »Ich traue allen das zu, was ich mir selbst zutrauen kann.« Chagrin streckte sich aus, die Müdigkeit reichte bis in die Knochen. »Ich hätte keine Skrupel.«
    »Ich bin kein Mörder, Chagrin. Sie auch nicht.«
    »Ich wußte, daß Sie ein unheilbarer Idiot sind, Faerber. Ein gemeingefährlicher Idealist! Natürlich könnte ich Sie wegen dieser Millionen umbringen!«
    »Und warum haben Sie es nicht getan? Sie hatten mehr Gelegenheit dazu als ich bei Ihnen!«
    »Zuerst brauchte ich Sie, dann trat mich Pascale, das geile Luder, in den Hintern und verriet mich, dann tauchten die Mexikaner auf, und jetzt habe ich keine Chance mehr, ohne Sie die Millionen zu retten. Ich brauche Sie, weil Sie zur Küste schwimmen werden. Ich habe mich überzeugt. Unser Benzinvorrat reicht nur noch, um drei Tage die Winden zu bedienen. Dann treiben wir hilflos herum. Wieviel haben wir überhaupt schon an Bord? 50 Millionen? 70 Millionen? Faerber, ist das nicht Wahnsinn? Wir sitzen vor 70 Millionen in Gold und Edelsteinen und können nicht weg aus dem verdammten Meer! Nur darum leben Sie noch, weil wir einander jetzt auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind.«
    »Sie sind brutal ehrlich, Chagrin«, sagte Faerber heiser.
    »Wir leben ja auch in der Stunde der nackten Wahrheit!« Er blinzelte zwischen seinen Unterarmen zu Faerber hinauf. »Oder haben Sie es sich anders überlegt? Schwimmen Sie heute nacht nicht los?«
    »Ich stehe zu meinem Wort,

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