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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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senkte den MG-Lauf. »O Madre!« sagte er. »Wie soll man da schießen?«
    Emanuele leckte sich über die dicken Lippen. »Das ist ja ein wahres Teufelchen …«
    Das dritte Faß explodierte. Der Luftdruck riß Ellen und Pascale um, aber sie sprangen sofort wieder auf die Beine und richteten den Strahl ihrer Wasserschläuche auf die neue Feuersbrunst. Sie wichen langsam zurück, als die Glut zu groß wurde und ihre Haut bereits vor Hitze zu glühen begann.
    Chagrin und Faerber schossen noch ein paarmal auf das schnelle Boot. Die Mexikaner reagierten nicht mehr, sie wendeten und rasten zurück in den Bewacherkreis. Außer Schußweite richtete sich Pedro Dalingues auf und schwenkte beide Arme.
    »Sie werden uns schaffen«, sagte Faerber und rutschte vom Dach. »Chagrin, jetzt haben wir überhaupt keine Möglichkeit mehr, abzuhauen. Unser Benzinvorrat ist gleich Null. Wie ich Ihnen gesagt habe: Sie sind das Opfer Ihrer eigenen Gier!«
    Bis zum Abend hatten sie damit zu tun, den Brand zu löschen. Mit den vier Schaumlöschern und viel, viel Wasser schafften sie es. Aber die Bambushütte war völlig ausgebrannt, die Hinterdeckplanken waren verkohlt, von vierzehn Benzinfässern neun zerstört.
    »Wir sind am Ende, Chagrin«, sagte Faerber, nachdem er alles besichtigt hatte. »Es braucht jetzt nur ein kleiner Sturm zu kommen, und die ersten richtigen Brecher zerschlagen uns das ganze angekohlte Hinterdeck. Dann saufen wir genauso schnell, ab wie die Zephyrus. Dann können wir uns neben die Gerippe legen, Chagrin. Es gibt für uns nur einen Weg: schnellstmöglich an Land.«
    »Nein!«
    »Wollen Sie von den Haien gefressen werden, Sie Narr?!«
    »Durchaus nicht. Warten wir.«
    »Worauf? Auf die Engelein, die uns forttragen? Dazu haben weder Sie noch ich die richtige Verbindung zum Himmel!«
    »Ich gebe meine Millionen nicht her! Nicht, solange ich noch atmen und denken kann.«
    »Mit dem letzteren werden Sie zuerst aufhören. Sie sind schon dabei …«
    Chagrin saß wieder zwischen seinen Schätzen, die Hände in den Goldmünzen vergraben, und starrte über das Meer. Es sah aus, als schütte die Sonne Blut über das Wasser, als sei der Himmel ein violettes Samttuch. Auf den zehn Booten gingen die Lichter an – die Wachhunde richteten sich für die Nacht ein.
    »Als ich ein Kind war«, sagte Chagrin leise und spielte mit den Goldmünzen, »habe ich davon geträumt, zehn Franc-Stücke zu besitzen. Das war damals für mich die Seligkeit auf Erden. Zehn Franc auf einmal in der Handfläche zu haben – ein Gefühl, als könne man sich die ganze Welt kaufen. Stellen Sie sich das vor: keinen Vater, die Mutter eine Hure, der ich die Männer anschleppte. Ich war wie eine Ratte, die von einem goldenen Käfig träumt. Ich habe diesen Traum nie vergessen, und jetzt ist er Wirklichkeit. Da soll ich aufgeben? Hans, an meiner Stelle könnten Sie das auch nicht. Auch Sie würden als vergoldete Ratte um sich beißen.«
    »Aber es nützt doch nichts, Chagrin! Man wird die goldene Ratte einfach erschlagen …« Faerber setzte sich neben Chagrin. Plötzlich tat er ihm leid. Was auch bisher geschehen war: Kann man einem Fiebernden das Fieber übelnehmen? Chagrin war ein kranker Mensch, der unbegreifliche Reichtum hatte sein ganzes Denken vergiftet. »Wir werden ärmer zurückkommen, als wir losgefahren sind.«
    »Sie waren nie arm!«
    »Wenn wir unser Leben behalten, dürfen wir die glücklichsten Menschen sein. Uns bleibt nur noch das nackte Leben, Chagrin.«
    »Eben darum müssen wir uns über eines im klaren sein: Einer von uns muß Hilfe holen!« Chagrin zog seine Hände aus dem Gold- und Juwelenhaufen heraus. Er klappte sie auf: Im brennenden Abendrot leuchteten zwei kleine Steine, links ein Rubin, rechts ein Smaragd. »Grün ist die Hoffnung«, sagte Chagrin mit bitterstem Galgenhumor. »Wer den Smaragd zieht, darf zur Küste hinüberschwimmen.« Er ballte beide Hände zur Faust, die Steine verschwanden. »Es sind zehn bis zwölf Kilometer zum Land. Trauen Sie sich das zu? Für mich ist es kein Problem.«
    »Ich bin ein guter Schwimmer.« Faerber drückte die beiden Fäuste, die vor seinen Augen standen, herunter. »Aber die Strömungen, die Haie …«
    »Welch ein kleines Risiko für die Milliarde, die wir schon an Bord haben! Los, raten Sie, Hans.« Chagrin versteckte die Fäuste hinter seinem Rücken, vertauschte ein paarmal die Steine und hielt Faerber dann wieder die Fäuste hin. »Schlagen Sie drauf! Wo ist der Smaragd? Oder haben

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