Ein Traum von einem Schiff. Eine Art Roman
müssen – die Armen! –, wo dann Bora Bora behauptet wird und man deren Geschichtchen zu Ende erzählt.
Mein Vorschlag, den Rest in einem Wilmersdorfer Solarium vor einer Fototapete zu drehen, wurde verworfen, »weil da die Tiefe fehlt«. Andere behaupten, dies wäre eine Location, die endlich mal zu den Dialogen passt.
Meine Spielpartnerin und ich hatten einfach Glück und konnten unser Zeugs in den wenigen Breaks des tropischen Regens zu einem in keiner Weise fernsehpreisverdächtigen Ende bringen.
Sei’s drum! Keiner arbeitet für das
Traumschiff
, weil er sich auch endlich mal den Ifflandring überstreifen will, sondern wegen – keine Ahnung – anderer Gründe.
»Gala« oder »Grimme« – diese Frage ist hier schnell beantwortet.
Seit der kompletten Nacht schon knarzt es gar bedenklich im Gebälk meines Stelzenbungalows, denn ein zyklonartiger Sturm fegt über die Inselgruppe. Fast hat man das Gefühl, er wolle sie neu sortieren. Mit ein wenig Glück stellt sich der Zyklon als Zyklop heraus und wenn der dann noch auf einem Auge blind ist, kommen wir mit einem blauen davon.
Allerdings liegen bereits Zettel der Hoteldirektion auf unseren Betten, man habe alles im Griff und müsse sich etwaige Evakuierungspläne vorbehalten – allein, mir fehlt der Glaube.
Hätte es noch bis vor zwei Tagen sein können – mittlerweile bin ich nach einer Woche gesundet –, dass mich die eigene Unpässlichkeit in Form von starken
Flatu
lenzen wie ein Turbo bis nach, zum Beispiel, Kalkutta hätte wehen können, lässt mich aktuell das Gefühl nicht los, dass es jetzt meteorologisch bedingte
Turbu
lenzen sind, die dasselbe Ziel haben, so sehr geht hier die Post ab.
Bedeutet für mich konkret: Meine Rückankunft verschiebt sich auf den 9.
Erhalte in dieser Sekunde einen Anruf der Aufnahmeleitung. Alle mögen sich um 11 Uhr in Bungalow 503 einfinden. Die Resortleitung will uns erste Verhaltensmaßregeln an die Hand geben. Bestimmt wird so mancher Kollege bereits jetzt mit seinem Handtuch den einen oder anderen unterirdischen Schutzbunker für sich reservieren wollen. Klimawandel von seiner schönsten Seite!
Nun gut, dann werde ich jetzt mal duschen gehen, solange mein Bad noch steht, und dann mit dem Schlachtruf »Ich krieg dich, weißer Wal!« den äußeren Unbilden zu trotzen versuchen.
Hi Logbuch, bin wieder zurück.
Wohlbehalten.
Erholt sah keiner aus unserem Team aus. Wenn der weiße Teint wieder Trend werden sollte, dann hat das Barock eben seine Wiedergeburt erlebt. Bei denjenigen, bei denen sich hartnäckig die Bräune der letzten Wochen hält, spielte die Farbgebung ins Grünliche. Alle anderen waren mit Perlen gesegnet, wenn auch weniger mit den berühmten schwarzen des hiesigen Meeres, sondern denen des Schweißes. Die dann aber überall: auf Stirn, oberhalb der Oberlippe, als Film auf den Handtellern oder handtellergroß im Achselbereich oder auf dem Rücken.
War es bislang die tropische Schwüle, die einen transpirieren ließ, mischt sich mittlerweile der kalte Schweiß der Angst darunter. Allein der süßsaure Duft ist identisch, ein Duft, den man aus einem Gurkenglas kennt, das man vergessen hat, vor dem Zum-Glascontainer-Bringen nochmals auszuspülen. Recht gurkig war auch die komplette Atmosphäre der Krisensitzung, die man nicht wirklich als »Alles-ist-gut-und-wir-haben-alles-im-Griff«-Party zu kaschieren vermochte. Man versuchte, den Eindruck zu erwecken, als wolle man gleich noch Sekt reichen, nur dürfte auch der langsam knapp werden, denn nicht nur die Flughäfen, auch der Wasserweg zur Hauptinsel ist mittlerweile gesperrt und damit die einzige Versorgungsmöglichkeit.
Da aufgrund steigender Windgeschwindigkeiten davon ausgegangen werden muss, dass die Restaurants am Abend geschlossen bleiben – nicht auszudenken, wenn vermeintlich tote Lobster das Fliegen lernen oder die ewige Hauptdarstellerin Heide Keller durch umherfliegende Saté-Spieße zur erdnussgetränkten Märtyrerin würde –, freuten sich alle gleichzeitig auf einen gemütlichen Fernsehtag mit Aircondition und Roomservice, bis allen selbst noch das Weiß im Gesicht entwich, als es hieß, die Anfahrt zu den Bungalows mit den Cable Cars sei schlechterdings unmöglich, da selbige den Winden eine viel zu große Angriffsfläche böten.
Aa ja, dann wird es eben ein gemütlicher Fernsehtag mit Aircondition.
Wenn nur nicht schon von den ersten Ausfällen der Satellitenschüsseln berichtet worden wäre.
Gut,
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