Ein Traum von Glueck und Liebe
abholen konnte. Er fuhr zum Park und hatte Glück, gleich einen Parkplatz zu finden. Er würde mit dem Baby ein wenig spazieren gehen, vielleicht der Musik lauschen. Soviel er wusste, gab es am Sonntagnachmittag hier immer ein Konzert.
Eine Stunde später saß er mit Emily auf dem Schoß auf dem Rasen und hörte die Eröffnung des ersten Satzes eines Klavierkonzerts. Er konnte nicht gleich erkennen, von wem es war, wusste nur so viel, dass er es vor sieben Jahren in Philadelphia bereits gehört hatte – als Bryan nur ein wenig größer war als Emily.
Jedenfalls erschien es ihm so. Er war sich nicht ganz sicher, aber…
Denk nicht weiter darüber nach!
Nein, er dachte nicht an Bryan.
Er hörte nur der Musik zu.
Fühlte die Wintersonne auf seinen Schultern.
Atmete im Rhythmus mit den Holzbläsern. Ließ sich von den Streichinstrumenten aufwühlen.
Lass dich nicht zu sehr packen, nicht zu sehr ergreifen!
Die Violine setzte ein. Der helle, lang gezogene Klang rührte ihn bis in die Seele hinein. Er sollte sich lieber auf etwas anderes konzentrieren – auf Zahlen vielleicht. Auf harte Tatsachen. Auf etwas Greifbares… Auf das Baby, das den Tönen zu lauschen schien.
Er konnte damit fertig werden. Wäre ja gelacht, wenn er es nicht schaffte. Er musste seine Sinne nur auf den Druck der winzigen Füße gegen sein Knie richten und nicht auf die Flöten, die sich mit der Violine zu einer fast beschwingten Melodie verbanden. Schau dich um. Sieh die vielen Menschen, die um dich herum sitzen und herum stehen und zuhören. Da lachte ein kleiner Junge, und sein Dad nahm ihn auf die Schultern.
Nein, schau nicht hin!
Das hast du mit Bryan nie getan.
Vergiss es. Höre der Musik zu.
Das Orchester setzte mit einem Crescendo ein. Und sein Herz passte sich dem steigenden Tempo an. Die Kehle wurde ihm zu eng. Dabei gab es hier nichts zu fühlen. Er hatte keine Gefühle. Er brauchte keine Gefühle. Er fühlte überhaupt nichts.
Er hatte niemals etwas fühlen können, und er würde es auch in Zukunft nicht können.
„Mein Dad macht sich nichts aus mir!“
Connor drückte Emily an sich und sprang auf die Füße. Warum sollte er hier sitzen und irgendeinem Orchester zuhören, wenn er umhergehen konnte? Er musste weg von hier, musste sich beruhigen. Er würde mit Emily zu Lucy fahren, um ihr zu sagen, dass sie mit dem Taxi nach Hause kommen sollte. Er würde ihr das Geld dafür geben.
Lucy sah Connor aus dem Wagen steigen. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, und doch konnte sie erkennen, dass irgendwas nicht stimmte. Und nachdem er Emily mit der Babytragtasche herausgeholt hatte und mit raschen Schritten auf das Restaurant zueilte, murmelte sie dem Barkeeper etwas zu und lief Connor und ihrem Kind entgegen.
„Connor, was ist geschehen?“
Er war ziemlich blass, hatte rote Flecke im Gesicht, und seine Hände zitterten.
„Nichts ist geschehen“, antwortete er stockend.
„Du siehst schrecklich aus“, sagte sie ihm und streckte instinktiv die Hand nach ihrer Tochter aus. „Gib mir Emily.“
Zu ihrer Erleichterung nahm er das Baby fast liebevoll aus der Tasche und gab es ihr. „Hier“, sagte er rau. „Behalte sie. Ich muss von hier verschwinden.“
„Nicht so!“ Niemand, der so ausschaute wie er, sollte allein bleiben. Und auf keinen Fall durfte er Auto fahren. „Warte!“ Es war ein Befehl. Sie hielt Emily gegen ihre Schulter, band mit der anderen Hand die Schürze los und ließ sie einfach fallen. „Ich komme mit dir.“
„Lucy…“
„Du wirst jetzt nicht fahren!“ protestierte sie und stellte sich zwischen ihn und den Parkplatz. Ein so wohlerzogener Mann wie Connor würde sie nicht einfach beiseite schieben.
„Ich bleibe nicht hier“, entgegnete er abrupt. „Nicht mit den Kids, die überall sind.“
Nun gut. Vielleicht waren es tatsächlich die vielen Kinder, die ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatten. „In Ordnung. Dann machen wir einen Spaziergang.“
Sie hielt Emily auf dem einen Arm und hakte sich mit dem anderen bei Connor unter. Sie fühlte sich mächtig erleichtert, als er keine Anstalten machte, sich von ihr loszureißen. Sie versuchte, ihre Stimme so ruhig klingen zu lassen, wie wenn sie mit einem Gast verhandelte, der zu viel getrunken hatte, und steuerte mit Connor auf den Gehweg, der in einen mit verschiedenen Kakteenarten bewachsenen Teil der Wüste führte. „Lass uns einfach ein wenig herumlaufen.“
Sie spürte, wie Connor noch immer zitterte, wenn auch nicht mehr so
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