Ein Traum von Glueck und Liebe
etwas für sie.“
Sie blickte von der Arbeit hoch, als er mit einem leuchtend gelben Luftballon ins Zimmer trat, ihn sogleich am Kinderbett festmachte und auf das Baby heruntergrinste. „Wie findest du das, Emily?“
Zu Lucys Überraschung bildete sich ein Kloß in ihrer Kehle. Himmel, es gab wirklich keinen Grund, über ein solch simples Geschenk fast zu Tränen gerührt zu sein. Sie schluckte, als sie bemerkte, wie fasziniert Emily zu dem tänzelnden gelben Ball hochsah.
„Das ist sehr lieb von dir“, sagte Lucy zu Connor und bemühte sich um einen beiläufigen Ton.
„Ich dachte mir, dass die Kleine sich darüber freuen würde“, murmelte er. „Wie steht es um die Antworten auf die Briefe?“ fragte er im nächsten Atemzug.
Okay, zurück zum Geschäftlichen. Ihr sollte es nur recht sein.
Etwas an Connor fing an, Lucy zu reizen. Vielleicht die Art, wie er sich bewegte…
mit einer solch angeborenen Sicherheit, als ob er sich seines Standes bewusst wäre. Vielleicht war es aber auch, weil er sie auf eine Weise beobachtete, als ob sie ihm mehr bedeutete als nur eine tüchtige Sekretärin… Ganz gleich, was es auch sein mochte, etwas an Connor Tarkington war eindeutig ansprechend, um es einmal unverfänglich auszudrücken.
„Die strömen nur so herein“, antwortete sie. „Und es gab einige Anrufe. Ich hab sie notiert.“
„Danke, Lucy.“
„Mir ist heute eine Idee gekommen“, teilte sie ihm mit, während sie ihm einen Stapel Briefe übergab, die sie mit Adressen versehen hatte. „Und zwar habe ich über diese Programme für Schüler nachgedacht, die nach der Schule nichts mit sich anzufangen wissen. Warum versuchst du nicht, mit den Kids persönlich ins Gespräch zu kommen? Das wäre doch der beste Weg, direkt herauszufinden, was sie am ehesten wollen.“
Lucy hatte diese Idee nicht nur gut gefunden, weil es Connor bei diesem Projekt unendlich helfen könnte, wenn er mit den Jugendlichen, die der Hilfe bedürfen, selbst reden würde. Es würde ihm auch eine Welt zeigen, die ihm ganz sicher fremd war. Seine Welt bestand aus der Kanzlei, aus der Stiftung und aus Konferenzen der Aufsichtsräte.
„Ich kenne keine Schüler“, wehrte er ab, noch bevor sie mit ihrer Idee zu Ende gekommen war.
„Du kennst auch keine Schuldirektoren“, entgegnete sie. „Und doch schreibst du sie an.“
Connor warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Du glaubst also, ich sollte auf den Schulhof irgendeiner Schule gehen und die Kids befragen?“
„Wenn du wissen willst“, warf sie schnell ein, bevor er ein halbes Dutzend Einwände losfeuern konnte, „worum es den Kids wirklich geht, dann erfährst du es am besten, wenn du sie selbst danach fragst.“
Connor wandte sich von Lucy ab, gab Emilys Ballon einen Stups und ließ ihn wieder tänzeln. „Ich denk darüber nach“, entgegnete er einsilbig und freute sich, als das Baby mit glänzenden Augen und aufgeregtem Strampeln wieder und wieder zu dem Ballon hochsah.
Zwei Tage später bekam Lucy einen verzweifelten Anruf vom Partyservice. Man bat sie, einzuspringen, weil eine der Angestellten des Restaurants, in dem das Fest stattfinden sollte, ausgefallen war. „Sie zahlen das Doppelte“, sagte sie Connor. „Könntest du mich hinbringen?“
Connor wusste, dass es auf sein Ja oder Nein nicht ankam, denn Lucy würde auf alle Fälle den Job annehmen. Also nickte er. So viel Zeit könnte er sich nehmen und auch noch die Zeit dazu, auf Emily aufzupassen. „Ich sollte sowieso mal eine Pause einlegen“, antwortete er. „Kein Problem.“
„Es ist nur das Geld, das sie zahlen…“ Sie verstummte, drückte die Schultern durch und sah ihm
voll ins Gesicht.
„Ich möchte für Emily ein Weihnachtsgeschenk kaufen.“
Das war es also. Statt sich am Sonntag auszuruhen von ihrer SechsTageNonstopArbeit für die Stiftung, würde sie sich einen ganzen Tag lang halbwegs kaputtmachen, nur um sich etwas leisten zu können, was ihr sonst nicht möglich wäre – ein Geschenk für das Baby. Was ist das nur für eine ungerechte Welt, fand Connor. Und ihm wurde klar, dass der Umgang mit Lucy niemals leicht sein würde.
„Und du würdest an die Decke gehen“, murmelte er, „wenn ich es auch nur versuchen sollte, ihr etwas zu schenken. Hab ich Recht?“
„Du hast ihr bereits mehr geschenkt, als du weißt“, entgegnete sie sofort. „Den Luftballon hier eingeschlossen.“
Nun, ein Ballon war nicht gerade das, was man ein Weihnachtsgeschenk nennen
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