Ein Traummann auf Mallorca
Person im Zimmer befand. Sie blinzelte überrascht, als sie sie erkannte. „Señora Velásquez?“
Jetzt wusste sie ganz sicher, dass sie träumte. Nie im Leben würde Javier sich freiwillig mit seiner Tante in einem Raum aufhalten.
Seufzend fuhr Charlene sich über die Augen, als sie spürte, wie sich Tränen darin sammelten. Tränen wegen einer unmöglichen Liebe, die sie trotzdem nicht vergessen konnte, sosehr sie sich auch bemühte.
„Der Arzt meinte, wir sollten Sie einfach schlafen lassen.“ Die ältere Spanierin lächelte sanft. „Sie haben sich bei der Rettung meiner Nichte sehr verausgabt, meine Liebe. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll.“
„Ich …“ Charlene setzte sich vorsichtig auf und schüttelte den Kopf. „Das verstehe ich nicht. Was tun Sie hier? Ich dachte …“
„Dass Javier und ich nicht miteinander reden? Nun, das stimmte auch bis heute Abend – wir haben uns ausgesprochen. Javier ist sogar einverstanden, sich mit seinem Vater zu treffen.“
Charlene war von ganzem Herzen froh, das zu hören. „Und Aurora? Geht es ihr gut?“
Maria Velásquez nickte. „Sie haben ihr das Leben gerettet. Das werde ich Ihnen niemals vergessen, Charlene. Aber ich glaube“, die Spanierin warf einen Seitenblick auf Javier, der sich langsam regte, „Aurora und ich lassen euch beide jetzt lieber allein. Ich vermute, ihr habt eine ganze Menge zu besprechen.“
Am liebsten hätte Charlene die Frau gebeten, im Zimmer zu bleiben. Sie war sicher, dass Javier ihr endgültig das Herz brechen würde. Zweifellos war er ihr dankbar dafür, dass sie seine Tochter gerettet hatte. Mehr nicht. Wie auch, nach all den Lügen und Heimlichkeiten?
Doch sie sagte nichts, und so hob Maria Velásquez die kleine Aurora vom Schoß ihres Vaters und verließ mit ihr den Raum.
Als die Tür sich hinter den beiden geschlossen hatte, stand Javier auf und trat zu Charlene ans Bett. Seine Miene war unergründlich, und der Blick seiner dunkelgrünen Augen ließ keinen Schluss darauf zu, was hinter seiner Stirn vor sich ging.
Das Herz klopfte Charlene bis zum Hals. Sie brachte kein Wort heraus, konnte Javier nur mit angehaltenem Atem anstarren. Sie sehnte sich so sehr danach, in seine starken Arme zu sinken, dass es wehtat. Doch sie wusste auch, dass sie es nicht noch einmal ertragen würde, von einem Menschen, den sie liebte, zurückgewiesen zu werden.
Zurückgewiesen wie von ihrem Vater und ihrer Mutter. Mit Javier würde es ihr nicht anders ergehen. Hatte er es nicht schon längst getan, als er ihr sagte, dass er sie niemals wiedersehen wollte?
Umso überraschter war sie, als er sich zu ihr herunterbeugte und ihr zärtlich mit dem Handrücken über die Wangen strich. „Wie geht es dir?“, fragte er leise. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
Charlene schluckte hart. „Das … wäre nicht nötig gewesen. Mit mir ist alles in Ordnung.“ Rasch wandte sie das Gesicht ab, damit er nicht sehen konnte, wie aufgewühlt sie war. „Es tut mir leid, dass ich dir Umstände bereitet habe. Ich fühle mich schon sehr viel besser. Gib mir ein paar Minuten, dann verschwinde ich.“
„Du willst gehen? Aber wohin denn?“
Warum klang er so überrascht? Wollte er denn nicht mehr, dass sie sein Haus verließ? Charlenes Herz tat einen hoffnungsvollen Satz. Würde sie hierbleiben dürfen? Bei Aurora? Und bei ihm?
Willst du das denn? Kannst du dir vorstellen, mit Javier unter einem Dach zu leben? Ihn jeden Tag zu sehen, mit ihm zu sprechen, gemeinsame Ausflüge zu unternehmen – in dem Wissen, dass das, was du dir wirklich wünschst, niemals in Erfüllung gehen wird?
Vermutlich würde er ihr erlauben, weiterhin für ihn zu arbeiten. Aber er hatte ihr auch klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ihr niemals ein Platz in seinem Herzen gehören würde. Sie glaubte seine Worte noch immer in ihren Ohren nachklingen zu hören: „Mein Leben und das meiner Tochter gehen dich nichts mehr an. Ich muss verrückt gewesen sein zu denken, du könntest Catalina, meine verstorbene Frau, ersetzen!“
Wenn du bleibst, wirst du immer nur eine einfache Angestellte für ihn sein – niemals mehr. Wie lange, glaubst du, kannst du das ertragen?
Aus der Vergangenheit wusste Charlene, dass sie es konnte. Sie hatte Übung darin, die Zuneigung von Menschen, die sie liebte, zu entbehren. In ihrem Kampf um Beachtung war sie so stur wie ein Hamster im Laufrad, der rannte und rannte, ohne einen Zentimeter voranzukommen. Die Frage
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