Ein Traummann zum verzweifeln
aufs andere verlagerte. Er wusste ohne hinzugucken, wie ihre eine Hüfte leicht einknickte, um die andere nachzuschieben. Es war eine Besonderheit, wie sie das tat. Nämlich irgendwie erotisch. Er werkelte weiter herum, um seine Hände zu beschäftigen, schraubte Flaschen mit Chemikalien zu und stellte sie weg, wischte mit einem braun verfleckten Lappen ein paar Tropfen weg, die er verschüttet hatte, machte dies und das – nur um sich davon abzulenken, dass der Raum immer enger wurde. Und während der ganzen Zeit war er sich jedes Atemzugs, jeder Bewegung von ihr bewusst.
Schließlich warf er den Lappen weg und drehte sich zu ihr um. »Hör zu, die Negative müssen mindestens eine halbe Stunde wässern. Wir können genauso gut nach oben gehen.« Wo genügend Platz ist, um sich zu bewegen, ohne dass man sich gegenseitig ständig auf die Zehen tritt. Er streifte seinen Laborkittel ab, hängte ihn an einen Haken und komplimentierte sie zur Tür.
Eigentlich wollte er durch etwas mehr Abstand zwischen ihnen von seiner Besessenheit auf sie loskommen, doch seine Absicht ging buchstäblich in Flammen auf, als beide gleichzeitig zum Türknauf griffen.
Sein nackter Arm streifte den ihren – und ihre Haut war warm und weich und glatt. Seine Selbstbeherrschung, auf die er immer so stolz war, verflüchtigte sich wie ein Wassertropfen vor einem Schweißbrenner. Ein animalisches Knurren drang aus seiner Kehle; er wirbelte sie herum und drängte sie gegen die Tür; presste sich gegen sie und gab sich ganz der Weichheit ihrer Brüste hin, als er sie mit dem Gewicht seines Oberkörpers platt drückte. Er neigte den Kopf nach unten und küsste sie – es war ein heißer, stürmischer Kuss, aggressiv und dominant. Seine Hände umklammerten brutal ihren Kopf, damit sie still hielt, während er in ihrem Mund wilderte. Doch trotz seiner Aggressivität erwiderte Daisy seinen Kuss einige versengende, atemlose Minuten lang.
Er zerrte ihr mit einer Hand das geliehene T-Shirt hoch und glitt zu ihrer mit dem Tank-Top bedeckten Brust. Die weiche Rundung gab unter dem Druck nach und die Brustwarze bohrte sich wie ein Diamantsplitter in seine Handfläche. Er nahm sie zwischen die Finger, formte und zupfte und zog an der süßen Form.
Er spürte, wie sich ihre Hand zwischen ihre Körper drängte. Ihre Finger spreizten sich gegen seine Brust – Haut an heißer Haut. Er stöhnte lustvoll auf. Plötzlich gab sie ihm einen Schubs. Er taumelte rückwärts, schlug mit dem Rücken gegen den Arbeitstisch und fing sich an der Kante mit den Ellbogen ab. Verwirrt blinzelte er Daisy durch die Haarsträhne, die ihm über die Augen gefallen war, an, sah, wie sich ihre Brüste unter dem viel zu großen T-Shirt hoben und senkten und kam sich wie ein Idiot vor. Vergeblich versuchte er, die plötzliche Kehrtwendung zu begreifen.
»Was ...?«
Daisy funkelte ihn an. Ihr Puls pochte an Stellen, die nur einen Puls zu haben schienen, wenn er in der Nähe war. Sie hatte das Gefühl, ihn durch einen langen, roten Tunnel hindurch zu sehen, aber mit kristallklarer Deutlichkeit. Auch wenn er ziemlich belämmert aus der Wäsche blinzelte, ging von ihm immer noch etwas aus, was sie magisch anzog.
Wenn das keine tödliche Falle war, bereit jeden Moment zuzuschnappen, dann wüsste sie nicht, wie eine Falle aussah. Er richtete sich auf. »Bleib, wo du bist, Coltrane«, befahl sie mit rauer Stimme, als er einen Schritt auf sie zumachte. Plötzlich konnte sie die Bitterkeit, die sie neun Jahre lang verborgen hatte, nicht mehr zurückhalten. Es war, als versuche man, Wasser in einem Sieb zu halten. Sie beobachtete, wie er sich mit den Fingern die Haare aus der Stirn nach hinten kämmte. Nein, sie würde sich nicht in den Bann seines hübschen Gesichts und seines symmetrisch gemeißelten Oberkörpers ziehen lassen. »Du hattest deine Chance, als ich neunzehn war – aber du hast mich nicht für wert befunden, bei dir zu bleiben. Damit hat sich die Sache für dich erledigt, du Hurensohn. Du hast mich einmal weggeworfen, das reicht. Eine zweite Chance bekommst du nicht.«
Er starrte sie an, als habe sie behauptet, er habe das letzte noch verbliebene Gesetz von Sitte und Moral gebrochen. »Ich habe dich nicht weggeworfen! Ich weiß, ich habe mich an diesem Abend jämmerlich benommen ...«
Daisy löste ihren Blick von seinem Oberkörper und lachte bitter auf. »Du glaubst, ›jämmerlich‹ sei der richtige Ausdruck? Das muss eine jener Untertreibungen sein, die ihr
Weitere Kostenlose Bücher