Ein Traummann zum verzweifeln
Die Sache war nur, dass der Sex außerordentlich gewesen war, noch dazu, wenn man bedachte, dass es für sie das erste Mal gewesen war.
Da gab es gar kein Vertun: Der Sex war wirklich gut gewesen. Aber er hatte das Gift nicht in seine Adern sickern lassen und irgendetwas Unüberlegtes getan, obwohl die Versuchung an diesem Abend, weiß Gott, groß gewesen war. Er war von Sehnsüchten überschwemmt worden, die sich plötzlich Bahn gebrochen hatten, und wäre er auch nur einer erlegen – das Unheil hätte seinen Lauf genommen. Stattdessen hatte er das einzig Vernünftige getan und sich aus dem Staub gemacht, bevor er dem Drang nachgeben konnte, in die Fußstapfen seines alten Herrn zu treten.
Aber weder hatte er den Abend vergessen noch hatte das Weglaufen seinen sehnsüchtigen Schmerz gebannt. Er war immer wieder aufgebrochen.
Die Faszination, die von Daisy ausging, hatte sich ganz eindeutig nicht selbst verzehrt. Vielleicht war er doch ein bisschen zu voreilig gewesen, sie im Keim ersticken zu wollen. Vielleicht war aber auch das, was er für sie empfand, anders, stärker, als er gedacht hatte.
Vielleicht sollte er es einfach darauf ankommen lassen und sehen, wohin es ihn brachte.
Es wäre für ihn eine enorme Überwindung, ein Sprung ins kalte Wasser sozusagen. Aber es bestand tatsächlich eine kleine Chance, dass die Beziehung zwischen ihnen funktionierte. Es waren schon seltsamere Dinge geschehen. Und zum Teufel, er wollte sie ja nicht gleich heiraten oder so etwas. Er dachte nur an ein monogames Arrangement, bei dem man nicht weiter als bis zum nächsten Tag plante. Eine Art Zwölf-Stunden-Romanze.
Er atmete ihren Duft ein und fühlte sich gut. Er musste sich natürlich gut überlegen, wie er ihr das beibrachte. Einerseits wollte er nicht, dass sie dem Ganzen zu viel Bedeutung beimaß, doch andererseits wollte er ihr auf jeden Fall vermitteln, dass sie ihm etwas bedeutete.
Das wäre für ihn ein Novum. Er war es nicht gewohnt, sich auf den Ast einer Beziehung zu setzen, um seine Gefühle vor den kritischen Ohren und Augen einer Frau auszubreiten. Während er sich vornahm, es behutsam einzufädeln, drängte sich ihm spontan der Gedanke auf, dass er und Daisy aus irgendeinem Grund die reelle Chance hatten, dass sich mehr aus ihrem Zusammensein ergab.
Irgendwann einmal.
Solange sie von ihm nicht zu schnell zu viel erwartete. Er hatte sie einmal verletzt, und er nahm sich vor, alles, was in seiner Macht stand, zu tun, damit dies nicht ein zweites Mal geschah. Aber er würde das Tempo bestimmen.
Daisy räkelte sich unter ihm und murmelte: »Ich bin froh, dass du dich wohl fühlst. Bedeutet das, dass ich nun doch bleiben und weitermachen soll?«
»Himmelherrgott, ja. Es war im Übrigen nicht meine Idee, dass du aufhörst.« Er stützte sich auf die Ellbogen und blickte auf sie hinunter. Ihre Augen waren schwer und ihre Lippen waren voll, und er konnte sich keinen einzigen Grund vorstellen, der sie in den nächsten paar Stunden aus dem Bett treiben könnte.
»Was ist mit dir? Wie fühlst du dich?«
Sie räkelte sich erneut. »Oh, ich fühle mich auch sehr, sehr wohl.«
»Ja, wirklich?« Niemand sollte Nick Coltrane nachsagen, dass er nicht bereit wäre, einer Partnerin dazu zu verhelfen, sich ein weiteres Mal »sehr, sehr wohl« zu fühlen. Doch bevor er noch den Kopf nach unten beugen konnte, um sie zu küssen, schob Daisy ihn sacht weg. Er rollte sich von ihr runter und legte sich neben sie. Den Kopf in die Hand gestützt, beobachtete er sie, wie sie aus dem Bett kletterte. Er liebte es, sie anzuschauen. Sie war herrlich gewachsen und durchtrainiert und allein die Überlegung, welche Möglichkeiten es gab, diese körperliche Fitness zum Einsatz zu bringen, ließ sein Herz schon schneller schlagen.
»Wir hätten das schon viel früher machen sollen«, sagte Daisy leichthin, während sie sich ihre Hose angelte und hineinstieg. »Das hätte uns beiden eine Menge Spannungen erspart, ganz zu schweigen von dem Affentanz, den wir beide voreinander aufgeführt haben.« Sie fand ihren Büstenhalter, hakte ihn vorne zu und warf ihm, während sie ihre Brüste in die Körbchen schob, einen aufmunternden Blick zu. »Nachdem wir das jetzt endlich geregelt haben, könnten wir vielleicht wieder zum Geschäftlichen übergehen.« Sie rückte die Träger des Büstenhalters über den Schultern zurecht.
»Was?« Nick setzte sich auf. Er konnte nicht glauben, dass sie wirklich meinte, was so klang, als ob sie es
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