Ein Traummann zum verzweifeln
formellen schwarzen Fliege ebenbürtig war. Sie wusste noch nicht einmal genau, wie so etwas aussehen sollte.
Glücklicherweise hatte sie Freunde, die Ahnung hatten.
Sie gab sich einen Ruck, zog ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. »Reggie?«, stieß sie erleichtert hervor, als er abhob. »Hilfe. Diesmal sitze ich echt in der Tinte.«
Nick sah im Geiste schon vor sich, wie Daisy für den Empfang bei den Dillons irgendeinen grässlichen altmodischen Fetzen, möglichst noch mit Rüschen, aus dem Schrank vorkramte. Da er nicht wollte, dass sie aus dem Rahmen fiel, bereiteten ihm die Bilder, die ihm durch den Kopf geisterten, gewaltige Bauchschmerzen, und er musste sich während des Nachmittags ein paarmal auf die Zunge beißen, um sein Angebot, mit ihr einkaufen zu gehen, nicht zu wiederholen. Er hielt den Mund nur, weil er wusste, wie empfindlich ihr Stolz war und weil sie, selbst wenn man sie in das ultimative Kleid steckte, wahrscheinlich darauf bestehen würde – damit musste er sich wohl ober übel abfinden –, sich mit ihrem Waffenschmuck zu behängen.
Also was sollte die ganze Aufregung? Die Hände tief in den Taschen vergraben, zuckte er mit den Schultern. Sie würde, wie man es auch drehte und wendete, auf jeden Fall wie ein Bodyguard aussehen, und das würde eine Menge Fragen nach sich ziehen; zum Beispiel, warum er denn so etwas brauchte. Wenn dies also sowieso nicht zu umgehen war, warum sollte er sich dann anstrengen, um ihr klar zu machen, dass sie nicht gerade sehr modebewusst war und sie damit beleidigen? Zumal das gar nicht immer stimmte. Er musste einräumen, dass er ihren wurstigen Schulmädchen-Look irgendwie ganz gern mochte.
Als jedoch der Zeitpunkt aufzubrechen, immer näher heranrückte, ohne dass sie irgendwelche Anstalten machte, mit ihm in ihr Apartment zu fahren, um ihren Kleiderschrank zu durchforsten, wurde er doch zunehmend nervös. Was ging hier vor? Glaubte sie, ein Kleid würde wie durch ein Wunder plötzlich vor der Tür stehen?
Wie sich heraussteilen sollte, passierte genau das.
Kurz vor fünf hörte er Schritte auf der Außentreppe. Daisy zog ihre Pistole und hielt sie seitlich, während sie mit langen Schritten durch den kurzen Korridor eilte. Als Nick ihr folgte, wedelte sie ihn zurück. Dann drückte sie sich an die Wand und fragte: »Wer ist da?«
»Ich bin’s«, antwortete eine Stimme, die er nicht sofort unterbringen konnte.
Daisy ließ die Pistole wieder in ihr Halfter gleiten und sicherte sie. »Das wurde aber auch Zeit«, zeterte sie und zog die Tür einen Spalt auf.
»Es braucht eben seine Zeit, bis man das richtige Ensemble gefunden hat«, erwiderte die Stimme trocken.
Nick trat hinter Daisy, griff ihr über die Schulter und zog die Tür ganz auf. Draußen stand Reggie zusammen mit einem anderen Mann, der ihm vage bekannt vorkam. Reggie hielt einen Kleidersack hoch, während der ihn an etwas erinnernde Fremde ein altes Lederköfferchen in der Hand hielt. »Reggie.« Nick nickte Daisys Sekretär kurz zu. »Was geht hier eigentlich vor?«
Reggie grinste. »Wir sind hier, um Cinderella für den Ball anzukleiden.«
»Sie wollen mir nur ein Kleid vorbeibringen. Anziehen kann ich mich selbst. Vielen Dank, ihr beiden.« Daisy wollte nach dem Kleidersack greifen.
Reggie blockte sie mit den Schultern ab. »Darüber lässt sich streiten«, sagte er mit einem skeptischen Blick auf ihr zerknittertes Outfit mit dem grellbunten Top, das sie sich als Ersatz für die aufgerissene Bluse übergestreift hatte. »Aber selbst wenn ich dir entgegenkomme und dir zubillige, dich zumindest selbst anziehen zu können, dann bleibt immer noch die Frage, was du mit deinem Make-up zu tun gedenkst?«
»Ich habe hier irgendwo einen Lippenstift rumliegen.«
Der andere Mann gab einen verächtlichen Laut von sich. »Das ist der Grund, warum ich hier bin, mein Hühnchen. Und jetzt macht mal Platz, wir wollen rein. Und mach uns bloß nicht an, Daisy. Wir haben uns nämlich ganz schön anstrengen müssen, um das Zeug hier für dich aufzutreiben. Also entweder lässt du uns durch, oder du kannst dir die Klamotten selbst ändern, falls sie nicht passen sollten.«
Daisy verdrehte die Augen. »Größe achtunddreißig ist Größe achtunddreißig. Was soll da nicht passen? Ich lege keinen Wert auf Perfektion. Ich muss darin nur diesen lausigen Abend überstehen.«
»Es muss zumindest so gut passen, dass du nicht darüber stolperst, Daise«, sagte Reggie. »Wir haben dir eine
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