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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Hocker so eben über die Tonnen lugen konnte, den Einwand seines Kollegen beiseite. »Und bei meine braune Augen wird jede schwach. Also, letzten Samstag, im Prater, da war eine, einfach ein Traum. Als wir getanzt haben, hat die mich so fest an sich gedrückt, ich hab fast keine Luft mehr gekriegt.«
    »Wieso? Hat sie dir ihre Brüste auf die Nase gedrückt? Kleiner, pass lieber auf, dass nicht eine von deinen Bräuten mal stolpert und nach vorn fällt. Könnte böse für dich enden.«
    »Neidisch bist du, sonst nichts«, meinte Capello.
    »Geht dat mal ‘n bisken schneller?«, brüllte Rehmberg aus der Fahrerkabine. »Ich krich ja schon Schwielen am Arsch.«
    »Oh, Chef wird sauer. Los, Kollega, leg ‘nen Zahn zu.«
    »Der Heini kann mich mal«, antwortete Herder und stellte die letzte Tonne wieder zurück an ihren Stammplatz. Dann kletterte er auf das metallene Trittbrett neben der Einfüllluke und hob die linke Hand – das Zeichen zur Weiterfahrt.
    »Scheiße, jetzt kommen die großen Container«, fluchte Capello, kurz bevor die orangefarbene Müllkutsche wieder abbremste. »Hoffentlich haben die nicht wieder alle Küchenabfälle lose reingeworfen.«
    »Als ob du dich vor ein paar Maden ekeln würdest. Normalerweise lässt du dir doch ‘ne Extraportion davon auf deine Pizza packen.«
    Capello stieß eine zungenbrecherische italienische Verwünschung aus und sprang ab, noch bevor der Wagen zum Stillstand gekommen war.
    »Mach schon mal den Weg für die hinteren frei«, rief ihm Herder nach.
    Bevor er selbst den Griff des ersten Metallkübels packen konnte, hörte er den erstickten Aufschrei seines Kollegen.
    »Was ist?«, grölte er zurück. »Ist dir so ‘n Vieh über die Hand gekrabbelt?«
    »Komm her«, krächzte Capello. »Schnell.«
    Herder trat um die Container herum. Als er das kreidebleiche Gesicht des Italieners sah, rutschte ein Grinsen in seine Mundwinkel. Sekundenbruchteile später prallte er selbst entsetzt zurück.
    Der Deckel des letzten Containers stand auf, aus dem Innenraum war das Summen von Fliegen zu hören. Hier hatte tatsächlich jemand organische Stoffe abgeladen. Über den vorderen Rand des Containers hing schlaff eine Frauenhand, am anderen Ende ragte ein nackter Fuß ins Freie.

19
     
     
     
    »Meine Güte, ist das widerlich.«
    Hofmann schüttelte sein kalkweißes Haupt und wandte sich ab.
    »Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen« nickte Gassel tonlos. »In einer Mülltonne hatten wir, glaube ich, noch keine Leiche.«
    Katharina zog den Kopf zwischen die Schultern und versuchte, dem leichten Nieselregen zu entgehen. Dabei warf sie einen Blick zur Straße, wo die Schutzpolizei inzwischen den Fundort abgesperrt hatte. »Verdammt noch mal, seht zu, dass die Blagen da abhauen«, rief sie energisch.
    Hofmann und Gassel drehten sich um. Hinter dem Flatterband tummelten sich einige Teenies.
    »Versuch ich doch«, verteidigte sich eines der Streifenhörnchen genervt. »Die verziehen sich einfach nicht.«
    »Schwirrt ab«, markierte Hofmann den Harten. »Hier gibt es nichts zu sehen.«
    »Klar doch«, krähte einer der Fünfzehnjährigen. »Direkt hinter Ihnen. Da liegt ‘ne Leiche, falls Sie das noch nicht bemerkt haben.«
    Seine Freunde quittierten diese geistreiche Bemerkung mit anerkennendem Gejohle.
    »Gehört ihr um diese Zeit nicht in die Schule?«, fragte Hofmann.
    »Sicher. Aber dat hier is spannender als Mathe.«
    Wieder setzte das Gejohle ein.
    Katharina zündete sich im Schutz ihrer Jacke die nächste Zigarette an und nickte den Schupos zu. »Am besten bringt ihr die Brut aufs Präsidium. Könnte doch sein, dass einer von denen was gesehen hat.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht«, zweifelte der Oberschupo begriffsstutzig.
    »Abwarten, was die nach ein paar Stunden Vernehmung alles zu erzählen wissen«, grinste die Blonde. Die ersten beiden Störenfriede hatten schon den Rückzug angetreten.
    »Abartiges Pack«, moserte Hofmann.
    Gassel machte den Vorschlag, zwei Bullis vor die Müllcontainer zu fahren. Das engte den zur Verfügung stehenden Platz zwar noch mehr ein, schirmte aber den Schauplatz gegen eventuelle weitere Gaffer ab.
    Die Kriminaltechnik rotierte inzwischen. Kommissar Rex, der Chef der Truppe, thronte auf einer kleinen Leiter und gab dem Fotografen Anweisungen, aus welchem Winkel er Aufnahmen haben wollte. Die übrigen Spurensucher verteilten eifrig ihre obligatorischen Pappschilder. Solange nicht auch die kleinste Spur registriert und gesichert war, hatte

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