Ein Tropfen Blut
Umständen.«
»Sie wollen mich nicht in Kenntnis setzen?«
Der Leiter des KK 11 sah Hilfe suchend zu Gassel herüber. Der Ältere nickte.
»Im Augenblick ist das noch ein wenig vage, wir möchten uns nicht festlegen. In ein, zwei Tagen werden wir klarer sehen.«
De Vries sah die drei Kripobeamten nacheinander an und überlegte. »Ich hab jetzt Hunger«, entschied sie in normalem Tonfall. »Also gut, Wielert, mal sehen, was Sie und Ihre Leute ermitteln. Aber wenn da am Ende nur heiße Luft kommt…«
»Himmel, war das jetzt ein Friedensangebot?«, fragte Gassel, als sie das Gartentörchen wieder hinter sich gelassen hatten.
»Keine Ahnung«, gab Wielert zu. »Ist mir auch egal. Hauptsache, wir haben noch etwas Zeit bekommen.«
»Die Frau ist ekelhaft«, entschied Katharina. »Ich dachte immer, Machos müssten zwingend männlich sein.«
»Bei Frauen heißt das ›zielstrebig‹ und ›karrierebewusst‹«, antwortete Gassel mit einem schiefen Grinsen. »Vielleicht sollten wir dich demnächst alleine zur Staatsanwaltschaft schicken. Dürfte die Sache wesentlich vereinfachen.«
»Arsch«, antwortete Katharina und zeigte ihm den Mittelfinger.
37
Locke trommelte ein Solo auf den Schutzbezug seines Lenkrades und starrte alle zehn Sekunden auf die Digitaluhr am Armaturenbrett. Seit einer Dreiviertelstunde hockte er in seinem brütend heißen Astra und produzierte einen Schweißfleck nach dem anderen auf den Polstern.
Die Luft war rein, die Bar wurde, entgegen Balus Annahme, nicht observiert. Wozu auch? Wenn die Bullen nach jedem Mord einen derartigen Aufwand begehen würden, müssten die doppelt so viele Leute einstellen.
Trotzdem blieb Locke hocken und starrte weiter auf den Hinterhof der Bar. Bis neun Uhr war es noch verdammt lang.
Von rechts näherte sich eine lässig gekleidete junge Frau, kurzer Minirock, weit ausgeschnittene Bluse, aus deren oberen Ende deutlich sichtbar die Körbchen eines schwarzen BHs quollen. Locke kniff die Augen zusammen. Die Frau kam ihm bekannt vor.
Sie zog den Gurt ihrer Tasche enger und betrat den Hinterhof. Richtig, eine von den Nutten, die unter Mausis Regie anschafften. Entweder besaß die Kleine einen Schlüssel zu dem Schuppen oder die Geschäftsführung war bereits anwesend.
Locke holte tief Luft und nahm die dunkle Sonnenbrille ab. Die Frau klingelte an der Hintertür, knatschte gelangweilt auf einem Kaugummi und wich einen Schritt zur Seite, als die Tür aufschwang. Mausi kam für einen Moment in Lockes Blickfeld, bevor der Hinterhof wieder verlassen vor ihm lag.
Mit einem leisen Seufzer stieg Locke aus und ging über die Straße. Voller Ungeduld drückte er auf den Klingelknopf und trat von einem Bein auf das andere, bis Mausi öffnete.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie nach einer kleinen Schrecksekunde. »Balu hat dir doch gesagt…«
»Halt die Backen und lass mich rein«, zischte Locke genervt und drängte sich an der Chefin des Hauses vorbei in den dunklen Gang. Mausi sah ihm einen Augenblick verdutzt nach, dann schlug die Tür wieder zu.
»Menschenskind, du bringst uns noch in Teufelsküche«, fluchte sie aufgebracht. »Und wenn nun ein Haufen Bullen auf der Straße rumlungert?«
»Da ist keine Sau«, entgegnete Locke. »Ist Balu da?«
»‘türlich. Das Geschäft geht gleich los.«
Locke nickte und schlug den Weg zum Lokal ein. Uwe Baltrusch hockte vor dem Tresen und sah einige Papiere durch. Als er Locke wahrnahm, verfärbte sich sein Gesicht puterrot.
»Verdammte Scheiße, ich hab dir doch gesagt, du sollst dich hier nicht mehr blicken lassen!«, giftete er zur Begrüßung. »Hast du den Verstand verloren?«
»Krieg dich wieder ein«, erwiderte Locke, blieb aber vorsichtshalber außerhalb Balus Reichweite stehen. »Wir müssen reden.«
»Du bist vielleicht ein Arschloch«, sagte Balu wütend. »Wegen dir kriegen die uns noch an den Ohren.«
»Halt für einen Augenblick die Schnauze und hör mir zu«, erregte sich nun auch Lacour. »Die Bullen sind hinter mir her.«
Mausi schlug entsetzt die Hand vor den Mund. »Was?«
Lockes Beine drohten zu versagen. Kurz entschlossen klemmte er sich einen Hocker unter seinen Hintern und nickte.
»Heute Morgen waren zwei Leute von der Kripo bei meinem Boss«, berichtete er. »Und seit heute Mittag bin ich arbeitslos.«
Balu legte einen seiner Schwinger um Mausis Schultern und grinste. »Herzliches Beileid. Und, jetzt willst du dich trösten lassen?«
»Blödmann. Die haben sich
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