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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Badezimmer.
    »Nimmst du den mit?« fragte er. »Er ist zu lang und paßt nicht in deinen Koffer.«
    Ich hatte den Stock seit fast einer Woche, als ich die Flüssigkeit aus Flasche C hineingoß, nicht mehr gesehen und inzwischen ganz vergessen.
    »Wenn du ihn nicht haben willst, stelle ich ihn wieder in den Schrank, wo ich ihn gefunden habe«, sagte Teddy.
    »Nein, gib nur her, ich brauche ihn.«
    Er tat, als ziele er auf mich, balancierte den Stock lächelnd wie einen Speer und warf ihn mir zu. Ich fing ihn auf und hielt ihn fest.

24
    Wir saßen in der Flughalle von Exeter und warteten, daß unser Flug ausgerufen wurde. Die Maschine sollte um halb eins starten. Den Buick hatten wir hinter dem Flugplatz abgestellt, wo er bis zu unserer Rückkehr bleiben sollte. Ich kaufte Sandwiches für uns alle, und während wir sie aßen, musterte ich die Reisegefährten. An diesem Nachmittag gingen Flüge zu den Kanalinseln und nach Dublin, und die Halle am Rollfeld war ziemlich belebt. Ich sah eine Schar Priester, die von irgendeiner Synode kamen, Schulkinder, Familien und die üblichen Touristen. Außerdem ein äußerst komisches Sextett, das sich, nach seinem Gespräch zu urteilen, auf dem Wege zu einer lustigen Hochzeit befand.
    »Ich hoffe, wir sitzen nicht neben denen«, bemerkte Vita.
    Die Jungen krümmten sich bereits vor Lachen, denn einer von der Gruppe hatte sich eine falsche Nase und einen falschen Schnurrbart angeklebt, die er ständig in sein Bierglas tunkte, so daß sie mit Schaum bedeckt daraus auftauchten.
    »Wir müssen sofort aufspringen, wenn der Flug ausgerufen wird, damit wir ganz vorn durchgehen können«, erklärte ich.
    »Wenn der Mann mit der falschen Nase sich neben mich setzt, schreie ich«, sagte Vita.
    Diese Bemerkung brachte die Jungen erneut zum Lachen, und jetzt ärgerte ich mich fast, daß ich großzügige Portionen Apfelwein für die Jungen und Kognak mit Soda – unser Feriengetränk – für Vita und mich bestellt hatte, denn das war der eigentliche Grund dafür, daß die Jungen kicherten und Vita schielte, als sie in ihre Puderdose blickte. Ich beobachtete das Flugzeug auf der Startbahn, bis ich sah, daß man mit dem Laden fertig war. Die Gepäckwagen wurden zurückgezogen, und eine Stewardeß kam über das Rollfeld auf unsere Tür zu.
    »Verdammt!« sagte ich. »Ich wußte, daß es nicht richtig war, so viel Kaffee und Kognak hinunterzukippen. Tut mir leid, Liebling, ich muß schleunigst auf die Toilette. Wenn sie den Flug ausrufen, geht nur vor und sucht vorn Plätze, wie ich gesagt habe. Wenn ich im Gedränge steckenbleibe, setze ich mich weiter hinten hin und komme nach dem Start zu euch. Solange ihr drei zusammenbleibt, ist alles in Ordnung. Hier – nehmt eure Bordkarten, ich behalte meine für alle Fälle.«
    »Dick, ich muß schon sagen!« rief Vita. »Du hättest wirklich früher gehen können! Wie typisch für dich!«
    Ich ging durch die Halle, denn ich sah, daß die Stewardeß hereinkam, und wartete in der Herrentoilette. Dann hörte ich, wie die Flugnummer durch den Lautsprecher ausgerufen wurde, und ein paar Minuten später, als ich wieder hinaustrat, ging unsere Gruppe mit der Stewardeß auf das Flugzeug zu, Vita und die Jungen vorneweg. Sie verschwanden im Flugzeug, gefolgt von den Schulkindern und dem Priester. Jetzt oder nie. Ich lief aus dem Haupteingang der Flughalle zum Parkplatz. Einen Augenblick später hatte ich den Motor des Buick gestartet, verließ den Flugplatz, hielt kurz darauf am Straßenrand und horchte. Ich hörte das Motorengeräusch, bevor das Flugzeug zum Start anrollte. Also waren alle Passagiere an Bord. Wenn der Motor aussetzte, war mein Plan gescheitert, und die Stewardeß hatte entdeckt, daß ich fehlte. Es war genau fünf nach halb eins. Jetzt hörte ich, wie die Motoren schneller liefen, und in wenigen Minuten sah ich mit klopfendem Herzen den Silberstreifen des Flugzeugs und konnte kaum glauben, daß es über die Startbahn raste und abhob, Höhe gewann und zwischen den Wolken meinem Blick entschwand. Ich saß am Steuerrad des Buick – allein.
    Um halb zwei mußten sie in Dublin landen. Ich wußte genau, was Vita tun würde. Sie würde vom Flughafen Dr. Powell anrufen und feststellen, daß er nicht da war; denn es war sein freier Nachmittag. Er hatte es mir gesagt, als ich ihn nach dem Frühstück anrief, um mich zu verabschieden. Er hatte hinzugesetzt, bei schönem Wetter werde er mit seiner Familie an die Nordküste zum Wellenreiten fahren, er

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