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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Magnus gewesen sein – an Trenadlyn vorbei den Stonybridge-Weg gegangen war. Hier waren Isolda und Robbie nach Treesmill und zur Bucht hinuntergeritten, wo sie den ermordeten Bodrugan fanden. Es war der einzige Weg zum unbekannten Tregest, wenn die Furt bei Treesmill durch die Flut oder durch hohen Seegang unpassierbar wurde. Als Magnus am Trenadlyn-Hof vorbeiging, mußte er sich also schon in jener anderen Zeit befunden haben. Vielleicht folgte er Roger und Isolda.
    Vita, die sich nicht länger beherrschen konnte, sagte impulsiv: »Liebling, diese ganzen historischen Einzelheiten haben doch nichts mit der Sache zu tun. Sei mir bitte nicht böse, daß ich mich einmische, aber ich habe den Eindruck, daß es wichtig ist.« Sie wandte sich an den Inspektor: »Ich bin überzeugt, und mein Mann war es gestern abend auch, daß der Professor alte Freunde besuchen wollte – die Carminowes. Oliver Carminowe steht nicht im Telefonbuch, aber er wohnt irgendwo dort, wo der Professor zum letztenmal gesehen wurde. Mir scheint es ganz sicher, daß er auf dem Weg zu ihnen war, und man sollte sie so bald wie möglich aufsuchen.«
    Zunächst herrschte absolute Stille. Nur die Miene des Inspektors hatte sich verändert. Er sah mich nun nicht mehr teilnahmsvoll, sondern überrascht und leicht mißbilligend an.
    »Stimmt das, Mister Young? Sie haben die Möglichkeit, daß Professor Lane Freunde besuchen ging, nicht erwähnt.«
    Ich spürte, wie sich mein Mund zu einem schwachen Lächeln verzog. »Nein, natürlich nicht; davon kann ganz und gar nicht die Rede sein. Ich fürchte, der Professor hat meine Frau am Telefon angeführt, und ich tat dummerweise nichts, um sie über den Scherz aufzuklären. Die Carminowes gibt es nicht, sie existieren nicht.«
    »Sie existieren nicht?« wiederholte Vita. »Aber du hast doch am Sonntagmorgen die Kinder auf Ponys reiten sehen, zwei kleine Mädchen mit einem Kindermädchen, du hast es mir selbst gesagt.«
    »Ich weiß, aber ich kann nur wiederholen, daß es ein Scherz war.«
    Sie starrte mich ungläubig an. Am Ausdruck ihrer Augen erkannte ich, daß sie dachte, ich löge, um Magnus und mich vor einer peinlichen Situation zu bewahren. Dann zuckte sie die Achseln, warf einen raschen Blick auf den Inspektor und zündete sich eine Zigarette an. »Ein ziemlich dummer Witz«, sagte sie und fügte hinzu: »Entschuldigen Sie, Herr Inspektor.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mrs. Young«, antwortete er kühl. »Wir alle werden ab und zu mal angeführt, besonders bei der Polizei.« Er wandte sich wieder an mich. »Sind Sie dessen ganz sicher, Mister Young? Es ist Ihnen niemand bekannt, den Professor Lane nach seiner Ankunft in Par hätte besuchen können?«
    »Nein, niemand«, sagte ich. »Soviel ich weiß, sind wir hier seine einzigen Freunde, und er wollte das Wochenende bei uns verbringen. Wie Sie wissen, gehört das Haus ihm. Er hatte es uns für die Sommerferien zur Verfügung gestellt. Um es ehrlich zu sagen, Herr Inspektor, habe ich mir bis heute morgen keine ernstlichen Sorgen um Professor Lane gemacht. Er kennt die Gegend schon seit seiner frühesten Jugend. Ich war ganz sicher, daß er sich nicht verirren konnte, und daß er mit irgendeiner einleuchtenden Erklärung über seine Verspätung wieder auftauchen würde.«
    »So«, meinte der Inspektor.
    Eine Weile sagte niemand etwas, und ich gewann den Eindruck, daß er und Vita meine Äußerungen absolut unglaubwürdig fanden und daß beide annahmen, Magnus habe ein etwas anrüchiges Rendezvous gehabt, und ich decke ihn. Die letzte Annahme stimmte ja auch.
    »Natürlich sehe ich jetzt ein, daß ich sie schon gestern abend hätte verständigen sollen«, sagte ich. »Professor Lane muß sich einen Knöchel verstaucht haben, wahrscheinlich hat er um Hilfe gerufen, und niemand hat ihn gehört. Nach Einbruch der Dunkelheit kam dort oben auf dem Weg gewiß niemand mehr vorbei.«
    »Nein«, bemerkte der Inspektor zustimmend, »aber die Leute von Trenadlyn und Treverran stehen morgens schon früh auf und müßten inzwischen etwas von ihm gesehen oder gehört haben, wenn ihm unterwegs etwas zugestoßen sein sollte. Vermutlich ist er zur Hauptstraße und von dort entweder nach Lostwithiel oder zurück nach Fowey gegangen.«
    »Sagt Ihnen der Name Tregest etwas?« fragte ich vorsichtig.
    »Tregest?« Der Inspektor überlegte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, gar nichts. Ist es ein Ortsname?«
    »Ich glaube, da oben hat

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