Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
Vom Netzwerk:
und zu beeindrucken. Eine meinte, sie würde mit größtem Vergnügen die Gartenarbeit übernehmen, aber vielleicht könnten wir für die schweren Arbeiten jemand engagieren. Eine zweite hatte eine große Vorliebe für die schlichte Küche. Eine dritte ließ sich ausführlich über Hypnose als probates Mittel, das Rauchen aufzugeben, aus und mochte einen guten Witz an einem Regentag. Die Unattraktivste von allen meinte, das Aussehen sei nicht alles, aber das heiße nicht, daß man sich nicht schick anziehen solle. Und die Hübscheste und Jüngste gestand mir, sie hasse diese »Muskeltypen«, und »einiges von dieser Musik, die man heutzutage überall hört, treibt mich fast in den Wahnsinn, kein Witz«. Dann war da noch diese christliche Abstinenzlerin, die mich in ihre Gebete einschließen und mit mir lachend den Weg zur Sonne hochlaufen wollte. Schließlich gab es eine Frau mit dicken Brillengläsern, die mir sagte, sie liebe alte Sachen, habe sich aber bis jetzt noch kein Stück leisten können. Sie alle flehten um meine Aufmerksamkeit. Ich fühlte mich beschissen, nachdem ich eine Weile gedacht hatte, es wäre Mitleid.
    Ich zögerte eine Weile, bis ich Chiffre 927 antwortete, weil ich mir überlegte, daß vielleicht noch andere Reaktionen kommen könnten – von Frauen möglicherweise, die gerade in Südfrankreich Urlaub machten, Sie wissen schon, welche Sorte Mensch ich meine –, also dauerte es sechs Wochen, bis wir uns zum ersten Mal trafen. In dieser Zeit passierten diverse andere Dinge, die ich jetzt zu erzählen versuche, so daß der Liebesgeschichtenaspekt in diesem Bericht nicht so zusammenhängend ist, wie er eigentlich sein sollte. Man will allerdings auch keine zu großen Erwartungen wecken, und niemand würde sich um einen Liebesroman reißen, der den Titel Tom und Maureen trägt (denn so hieß sie).
     
    In der Zwischenzeit ging ich in die Kirche und lernte noch ein paar neue Leute kennen, aber zunächst ein anderes, kurzes Intermezzo.
Mein letzter Kirchenbesuch war an dem Sonntag, bevor ich von zu Hause auszog, um Auszubildender in der Firma zu werden, in der ich dann den Großteil meines Arbeits(?)-Lebens verbrachte. Meine Mutter, die rechts von mir stand, hängte sich während der im Stehen zu absolvierenden Teile bei mir ein, aber sie klammerte nicht, war sie es doch gewesen, die mich gedrängt hatte, in die Welt hinauszugehen, solange die florierte, um mein Glück zu machen oder weiß Gott was mit mir machen zu lassen. Mein Vater links von mir räusperte sich oft, vor allem, wenn er zu singen versuchte.
    Es war auch meine Mutter, die darauf bestand, wir sollten meinen Aufbruch mit einem Besuch in der Kirche zelebrieren, in der ich getauft worden war und die sie seitdem nicht mehr besucht hatte. »Immerhin hast du dort deinen Namen erhalten«, sagte sie. »Wir konnten uns lange auf keinen einigen. Wir hatten unsere Zweifel, könnte man sagen, und deshalb war es schließlich Thomas.«
    »Und du hast auch ein ganz schönes Gezeter gemacht«, fügte mein Vater hinzu.
    »Nein, hat er nicht«, erwiderte sie. »Erst als du ihm deinen Atem ins Gesicht geblasen hast oder dieser Hahaha-Pfarrer, dieser Grusel-Jesus mit den haarigen Nasenlöchern.«
    Mein Vater schlich sich manchmal in die Kirche und ließ dann seine Rechnungsbücher offen auf dem Tisch liegen, als wollte er etwas finden, das zur Abwechslung mal stimmte. Er kannte also die Lieder, auch wenn er sie nicht singen konnte oder nur in krächzenden Bruchstücken. Meine Mutter starrte geradeaus, in entschlossenem Schweigen, als würde sie sie nur zu gut kennen. Das letzte Lied handelte vom Kämpfen des guten Kampfs. Ich weiß das noch so genau, weil mein Vater laut mitsang, als wäre ihm plötzlich eingefallen, daß er völlig vergessen hatte, mir vom Mut zu erzählen.
    Direkt nach dem Gottesdienst fuhren wir zum Bahnhof. Nachdem ich meine Mutter geküßt hatte und sie ein paar Sekunden an mich drückte, bis sie mich wegstieß, legte mir mein Vater den Arm um die Schultern, was er noch nie getan hatte, hielt ihn trotz eines Asthmaanfalls dort und preßte schließlich hervor: »Nun
denn, mein Junge. Der Laden wartet auf dich, falls du ihn je willst, wenn du ein bißchen Erfahrung gesammelt hast.«
    »Er wird deutlich mehr als ein bißchen davon brauchen«, ergänzte meine Mutter mit einem Lächeln, was bei ihr nicht oft vorkam.
    Er hatte Tränen in den Augen, mehr, als man dem Husten zuschreiben konnte, dachte ich mir damals. Meine Mutter schaute

Weitere Kostenlose Bücher