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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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klopfe und mich selber in ihr Heim einlade. Für immer. Webb würde mich willkommen heißen und sich die Lippen mit der Zungenspitze lecken, während seine Nase in einem regelrechten Neugierkrampf zuckt. Er würde mich in eine kleine, dämmerige Mansarde bringen, und von dort aus würde ich durch ein Fernglas beobachten, wie meine Familie ohne mich zurechtkommt — sehr gut, vielen Dank, denn sie vertiefen ihre Liebe zueinander mit Seufzern und Blicken, die von meinem Mangel daran erzählen. Ich habe mir noch nicht überlegt, in welcher Verkleidung oder welchen Verkleidungen
ich kommen und gehen würde, ohne erkannt zu werden. So weit habe ich die ganze Sache noch nicht durchdacht. Das ist etwas, das ich Webb würde überlassen müssen. Er würde mich auf dem laufenden halten, und er würde es genießen. Er hat einen großartigen Blick für Details. Ich weiß nicht so recht, ob seine Neugier auch bedeutet, daß er Mitgefühl hat. Ich bin nicht so neugierig in bezug auf andere Leute, und ich habe auch nicht genug Mitgefühl für sie.
     
    So lief ich zum Beispiel eines Tages unseren Gartenpfad hinunter und tat so, als würde ich sein Gesicht nicht bemerken, das aus dieser Buschreihe mit den kleinen, unauffälligen Blüten herauslugte, die etwa vier Meter unseres gemeinsamen Zauns ausmacht. Er sah aus wie ein geisteskranker Herumtreiber, der sich im Unterholz versteckt.
    »Ist das Gerstenkorn besser geworden?« rief er mir zu.
    Ich ging zu ihm und drückte die Hecke auseinander. Er berührte sein rechtes Auge und ich meins.
    »Wie bitte? Ich wußte gar nicht, daß wir Gerste im Haus haben, geschweige denn, daß sie erst noch besser werden muß«, sagte ich und zeigte Zähne, wie ich es immer tue, wenn ich mir unsicher bin, wieviel Humor in der Luft liegt. Webb runzelte die Stirn.
    »Das der kleinen Virginia.« Mit übertriebener Behutsamkeit berührte er sein Auge noch einmal.
    (Mein Sohn heißt Adrian. Meine Frau hat die Namen unserer Kinder ausgesucht. Virginias zweiter Name ist Clementine. Adrians zweiter Name ist Toby. Ich stritt damals nicht mit ihr. Da ich zu der Zeit gerade Lady Chatterleys Liebhaber gelesen hatte, gehörten zu meinen Vorschlägen für meinen Sohn Thomas und John, »egal, in welcher Reihenfolge«, wie ich zu ihr sagte. Ich lächelte damals nicht, obwohl ich mir wünschte, es würde viel Humor in der Luft liegen, es mir sehnlichst wünschte, denn meine Frau war nach einigen anderen meiner Vorschläge — Randolph Dick, S. Herbert, Bob S. Leigh, Ivor Willy, C. Ellery usw. — inzwischen ganz und gar nicht mehr amüsiert und hatte mich bereits aufgefordert, nicht so albern zu sein, wofür ich jedoch sie hielt,
weil sie die ganze Zeit mit diesen hochtrabenden Namen daherkam, die merkwürdig klangen aus dem Mund von jemand, dessen Überzeugungen zum Teil darauf beruhen, keine Allüren an den Tag zu legen — auch wenn sie vielleicht ein bißchen zu viel Aufheben darum macht. Abgesehen von allem anderen, paßte keiner dieser Namen zu dem, den ich in die Familie gebracht hatte: Ripple. Ich versuchte ihr auch Edward oder kurz Ned schmackhaft zu machen, was sie anfangs nicht völlig ablehnte, nachdem ich kurz davor schon auf Spooner verzichtet hatte. Aus irgendeinem Grund wurden Vanilla und Cherie für meine Tochter abgelehnt, und sie war dann nicht mehr im mindesten amüsiert, als ich sagte, Virginia und Clementine zusammengenommen würden klingen, als wäre unsere Tochter etwas außergewöhnlich Ekliges aus der neuen Eisdiele an der High Street, außer sie mache sich in späteren Jahren einen Namen am Cornetto.)
    Aber wie dem auch sei, ich runzelte ebenfalls die Stirn, denn mir war am Auge meiner Tochter nichts Schlimmes aufgefallen. In diesem Augenblick fiel mir allerdings auch auf, wie wenig ich meine Tochter tatsächlich anschaue, wobei man bedenken muß, daß in der Zeit, die ich zu Hause verbringe, ihr Gesicht meistens dem Fernseher zugedreht oder über Hausaufgaben gebeugt ist. Sie hat ein süßes und unschuldiges Gesicht (das leider zu oft von einem Ausdruck der Süße und Unschuldigkeit verunstaltet ist), und ich hätte eigentlich noch den kleinsten Makel darauf bemerken sollen.
    »Schon viel besser, danke«, sagte ich.
    Webb drückte die Hecke weiter auseinander und brach dabei ein paar Zweige ab, genau diejenigen, wie ich später bemerkte, die die vielversprechendsten Knospen trugen. Dann schob er sein Gesicht dicht an meins heran, so daß ich mich ein wenig zurückbeugen mußte.
    »Es gibt

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