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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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ich das Geld nicht habe?"
    Mit großen blauen Augen sah sie ihn an. Ja, was? dachte er. War ihr der Gedanke etwa nie gekommen? Dass jemand, der auf einer halb verfallenen Burg lebte, vielleicht deshalb keine Dienerschaft hatte, weil er sich keine leisten konnte?
    „Ich ... oh, ich weiß nicht", stammelte sie.
    „Ich könnte das Geld wohl aufbringen, wenn ich wollte." Er lächelte freundlich. „Ich will aber nicht."
    Tatsächlich hätte man Alistair wohl als reich bezeichnen können, wenn den Berichten seines Verwalters Glauben zu schenken war. Investitionen, die er noch vor seiner Reise in die Kolonien getätigt hatte, waren sehr einträglich gewesen. Nicht zu vergessen sein Buch über die Flora und Fauna Neuenglands, ein großer Erfolg. Er könnte sich sehr wohl ein halbes Dutzend Bedienstete leisten. Auch ein ganzes Dutzend, wenn er denn wollte. Ironie des Schicksals, denn er hatte es nie darauf abgesehen, ein Vermögen zu machen.
    „Warum stellen Sie dann niemanden ein, wenn Sie doch das Geld haben?", fragte sie ehrlich verwundert.
    Alistair lehnte sich zurück, der alte Küchenstuhl knarzte. „Warum sollte ich mein Geld an Dienstboten verschwenden, die ich gar nicht brauche?" Und die, so fügte er im Stillen hinzu, ständig im Weg stünden, um einen Blick auf ihn und seine Narben zu erhaschen.
    „Eine Köchin kann man immer brauchen", meldete sich Jamie.
    Alistair hob die Brauen und sah den Jungen an. Jamie saß ihm gegenüber, die Arme auf den Tisch gestützt, ein Marmeladenbrot in beiden Händen.
    „Ach ja?"
    „Ja, vor allem, wenn sie gute Fleischpastete machen kann", sagte der Junge. Seine Wangen waren mit Marmelade verschmiert. Vor ihm auf dem Tisch klebte auch Marmelade. „Und Milchpudding."
    Alistair schmunzelte. Warmer Pudding, frisch vom Herd, war auch seine Leibspeise gewesen, als er so alt war wie Jamie. „Kann Ihre Köchin Puddings und Pasteten?", wandte er sich an Mrs Halifax.
    „Das will ich wohl meinen", kam es spitz zurück.
    „Können wir dann bitte, bitte die Köchin behalten?", flehte Jamie mit großen, ernsten Augen.
    „Jamie!", tadelte ihn Abigail und sah ganz und gar nicht flehentlich aus. Interessant, dachte Alistair.
    „Aber Mama kann doch keine Pastete machen!", raunte Jamie seiner Schwester zu. „Wenigstens keine richtige."
    Alistair warf einen kurzen Blick auf Mrs Halifax. Sie errötete ganz reizend. Das Blut stieg ihr nicht nur in die Wangen, sondern kroch auch ihren Hals hinab, verschwand unter dem feinen Schultertuch, das ihr Dekolleté bedeckte. Sie fing seinen Blick auf und sah ihn aus großen blauen Augen an, ein wenig traurig, wie er fand. Diese Augen, mehr noch als die zarte Haut ihres Halses, riefen in ihm ein plötzliches, höchst unwillkommenes Aufwallen der Begierde hervor.
    Alistair stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf. „Ich gebe der Köchin — und Ihnen, Mrs Halifax — eine Woche Zeit, um sich zu beweisen. Eine Woche. Sollten Sie mich bis dahin nicht von der Nützlichkeit von Köchen und Haushälterinnen überzeugt haben, werden sie allesamt wieder verschwinden. Verstanden?"
    Seine Haushälterin nickte stumm. Kurz empfand er einen Hauch von Schuld, als er ihre verschreckte Miene sah. Dann schalt er sich seiner sentimentalen Anwandlung. Wie töricht! „Wenn Sie mich nun entschuldigen, Madam, ich habe zu arbeiten. Komm, Lady Grey!"
    Er klopfte sich mit der flachen Hand ans Bein, und die betagte Hündin rappelte sich mühsam auf. Ohne noch einmal zurückzuschauen, verließ er die Küche.
    Vermaledeites Weibsbild! Tauchte hier einfach so auf, stellte Fragen und Ansprüche und raubte ihm die Zeit, wo er doch am liebsten nur seine Ruhe haben wollte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte er die Treppe zum Turm hinauf und musste dann auf Lady Grey warten. Steifbeinig quälte sie sich Stufe um Stufe empor, als bereite ihr jeder Schritt Schmerzen. Der Anblick machte ihn noch wütender. Warum? Warum musste sich alles ständig verändern? Warum konnte es nicht so bleiben, wie es war? War es denn zu viel verlangt, einfach nur in Frieden seine Bücher schreiben zu wollen?
    Seufzend stieg er wieder zu Lady Grey hinunter. „Komm schon, altes Mädchen." Er bückte sich und hob sie hoch, spürte das schwere Pochen ihres Herzens, das Zittern ihrer Beine. Ein Leichtgewicht war sie nicht, aber Alistair hielt sie fest in seinen Armen, als er die restlichen Stufen erklomm. Oben angekommen, machte er es ihr an ihrem Lieblingsplatz vor dem Kamin bequem.
    „Kein

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