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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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ob er heute Nacht ein Dach über dem Kopf haben würde.
    Schweigend reichte Sir Alistair ihr eine Scheibe nach der anderen. Abigail hatte derweil den Tee ausgepackt und war gerade dabei, die neue Kanne mit heißem Wasser auszuspülen. Wenig später setzten sie sich alle nieder zu einer Mahlzeit aus Tee mit Marmeladenbroten, Äpfeln und Käse. Erst als Helen in ihr zweites Brot biss, wurde ihr bewusst, wie seltsam das alles auf einen zufälligen Beobachter wirken mochte: der Herr des Hauses gemeinsam mit der Haushälterin und ihren Kindern am Küchentisch beim Tee.
    Sie sah zu Sir Alistair hinüber und bemerkte, dass er sie anschaute. Sein langes schwarzes Haar fiel ihm in die Stirn. Mit seiner Augenklappe sah er aus wie ein Bandit. Er lächelte, doch keineswegs nett, und sie war auf der Hut.
    „Was ich mich gefragt habe, Mrs Halifax ...", begann er und räusperte sich.
    Sie schluckte. „Ja?"
    „Welche Position genau hatten Sie im Haushalt der Dowager Viscountess inne?"
    Au weia! „Nun, ich habe mich um den Haushalt gekümmert."
    Was in gewisser Weise sogar stimmte, hatte Lister sie doch mit eigenem Hausstand ausgestattet, weshalb sie sich natürlich um einen Haushalt gekümmert hatte, auch wenn die eigentliche Arbeit von der dafür bezahlten Haushälterin erledigt worden war ...
    „Aber Sie waren nicht die Haushälterin", vermutete er ganz richtig. „Das hätte Lady Vale in ihrem Schreiben wohl erwähnt."
    Hastig biss Helen von ihrem Brot ab, damit ihr etwas Zeit zum Nachdenken bliebe.
    Sir Alistair beobachtete sie auf die ihm eigene, beunruhigende Weise, sodass sie ganz verlegen wurde. Sie war es gewohnt, dass Männer sie anstarrten — schließlich galt sie als Schönheit, und es wäre falsche Bescheidenheit, dies abzustreiten. Und als Mätresse des Duke of Lister war sie stets ein Objekt der Neugierde und Spekulation gewesen. Sie war es also gewohnt, von Männern angeschaut zu werden. Aber Sir Alistairs Blick war anders. Sonst hatten sie die Männer verlangend, abschätzig oder einfach nur neugierig angeschaut, aber wirklich gesehen hatte sie keiner. Sie sahen nur, was sie in ihren Augen war: eine schöne Mätresse, eine Trophäe, mit der man sich schmücken, die man ungeniert herumzeigen und anstarren konnte. Wenn Sir Alistair sie anschaute, sah er wirklich sie. Helen. Was ziemlich beunruhigend war. Fast war es, als stünde sie nackt vor ihm.
    „Die Köchin waren Sie ganz gewiss nicht", murmelte er und riss sie aus ihren Gedanken. „So viel dürfte klar sein."
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht waren Sie ja eine Art Gesellschafterin?"
    Sie zögerte kurz. „Ja, so könnte man es wohl nennen."
    „Erstaunlich. Ich habe noch nie von einer Gesellschafterin gehört, die ihre Kinder bei sich behalten durfte."
    Helen schaute über den Tisch auf ihre Kinder. Jamie verschlang gerade einen Apfel und bekam nichts von dem mit, was um ihn her vorging, doch Abigail sah aufmerksam zwischen ihr und Sir Alistair hin und her. Wieder einmal zeigte das Gesicht ihrer Tochter einen Ausdruck leiser Besorgnis.
    Woraufhin Helen Sir Alistair ihr strahlendstes Lächeln schenkte und ihren Trumpf ausspielte. „Hatte ich schon die beiden Lakaien erwähnt, die zwei Hausmädchen und die Köchin, die ich heute im Dorf angeworben habe?"
    Mrs Halifax ist schon eine erstaunliche Frau, dachte Sir Alistair und setzte bedächtig seine Tasse ab. All seinen Bemühungen zum Trotz schien sie darauf bestehen zu wollen, auf Castle Greaves zu bleiben. Sie kaufte ihm Essen und eine Teekanne. Aus irgendeinem Grund war sie darauf erpicht, seine Haushälterin zu sein. Jetzt hatte sie auch noch einen ganzen Stab Bedienstete angeheuert!
    Er wusste kaum, was er sagen sollte.
    „Sie haben fast ein halbes Dutzend Bedienstete eingestellt?", vergewisserte er sich.
    Sie hob die Brauen; zwei feine Falten zogen sich über ihre makellose Stirn. „Ja, das habe ich."
    „Bedienstete, die ich weder brauche noch im Haus haben will.”
    „Ich finde, es steht außer Frage, dass Sie sie brauchen", erwiderte sie. „Mit Mr Wiggins hatte ich bereits das Vergnügen. Er scheint unzuverlässig zu sein."
    „Wiggins ist unzuverlässig. Und billig. Ich nehme an, dass Ihre Bediensteten einen anständigen Lohn erwarten werden, oder?" Er sagte es in einem Ton, der schon gestandene Männer in die Flucht geschlagen hätte.
    Nicht so sie. „Allerdings", sagte sie und reckte das Kinn vor. Faszinierend! Sie schien überhaupt keine Angst vor ihm zu haben. „Und was, wenn

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